Hellmut Lange als „Lederstrumpf“ am Marterpfahl. Foto: Concorde-Filmverleih

Weihnachten ist nicht nur das Fest der Liebe, sondern auch des Abenteuers. Die Fernsehmehrteiler rund um die Feiertage haben seit 1964 die Generationen vor dem Fernseher vereint. Wir erinnern zum 50-Jahr-Jubiläum an die populärsten Produktionen.

München - Die „Lederstrumpf“-Erzählungen sind der ideale Vierteiler aus dem Wilden Westen für Leute, die mit den „Winnetou“-Filmen nicht mehr recht glücklich waren. Sie versuchen, ein realistischeres Bild zu zeichnen, den Konflikt zwischen Weißen und Indianern differenzierter darzustellen und die historischen Bedingungen besser zu erklären als die Karl-May-Filme. Klingt ein bisschen fad, tat dem Erfolg des „Lederstrumpf“-Vierteilers beim Fernsehpublikum aber keinen Abbruch.

Genau so war es vom Autor der Romanvorlagen, dem Amerikaner James Fenimore Cooper (1789–1851) auch gedacht. Er wollte in seinen Romanen über den Fallensteller Nathaniel Bumppo, genannt Lederstrumpf, eine historisch korrekte Abbildung liefern – und mit dem Konflikt zwischen Zivilisation und Wildnis trotzdem unterhalten. Das Publikum liebte es. So sehr, dass Cooper mehrfach nachlegte. Am Ende umfasste der Lederstrumpf-Zyklus fünf Romane. Ein echter Bestsellerautor.

Als die Verfilmungen ins Fernsehen kamen, hatte Bundeskanzler Willy Brandt kurz zuvor gerade verkündet, man wolle nun mehr Demokratie wagen. Der politische Aufbruchsgeist erfasste auch Menschen, die eigentlich am liebsten vor dem Fernseher saßen. Und so kam der neue Geist, der in diesem Vierteiler steckte, bei den Fernsehzuschauern gut an. Schließlich bot er immer noch genug Zutaten der klassischen Wildwest-Saga: Abenteuerliche Geister, spektakuläre Kampfszenen, spannende Verfolgungsjagden.

Hauptdarsteller Hellmut Lange erzählte später den TV-Experten Oliver Kellner und Ulf Marek für ihr Buch „Seewolf & Co.“, wie ihn der französische Regisseur Pierre Gaspard-Huit auf die Rolle eingenordet habe: „Hellmut, du bist ein Nachdenklicher, du bist kein Held!“ Und Lange, der nach dem Krieg in Stuttgart auf der Bühne gestanden hatte, ging voll darin auf. „Nat Bumppo war einer, der nur im äußersten Notfall geschossen hat. Er hat versucht zu beschwichtigen, zu verhandeln. Er hat eben nicht skalpiert, sondern ist dagegen angegangen.“

So viel Verständnis für die Rothäute kam nicht durchweg gut an. Die „Bild“-Zeitung ätzte: „Das war kein Lederstrumpf, sondern ein Seidensöckchen.“

Der politische Aufbruch jener Zeit hätte fast verhindert, dass Lange die Rolle seines Lebens spielte. Die Dreharbeiten fanden nämlich in Rumänien statt. Am dritten Tag marschierten die Sowjets in die Tschechoslowakei ein, um den Prager Frühling niederzuschlagen. Lange bekam es mit der Angst zu tun, dachte, die Ereignisse könnten auch auf Rumänien übergreifen. Er bat um die Auflösung seines Vertrags. Aber sein Manager sagte Nein – und so wurde Lange als Lederstrumpf zur Legende. Später war er noch in zahlreichen TV-Produktionen zu sehen, und er moderierte von 1971 bis 1981 die ARD-Sendung „Kennen Sie Kino?“. Kurz vor seinem 88. Geburtstag starb Lange im Januar 2011 in seiner Heimatstadt Berlin.

Bumppos Blutsbruder Chingachgook, der Letzte vom Stamm der Mohikaner, wurde von dem Franzosen Pierre Massimi gespielt, der damit in Deutschland vorübergehend zum Teenie-Star wurde. Er starb im Oktober 2013 im Alter von 78 Jahren.

3 Sat wiederholt den Vierteiler an den Nachmittagen vom 24. bis 27. Dezember.

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