In der ARD-Sendung "Monitor" versuchte Winfried Kretschmann, den Suggestiv-Fragen eines Journalisten auszuweichen. Foto: dpa

Dieses Interview mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann, das das ARD-Politikmagazin "Monitor" ausgestrahlt hat, sorgt für Diskussionen: Über Politikjournalismus und wie der Landesvater Suggestiv-Fragen mit entwaffnender Ehrlichkeit gegenübertritt.

StuttgartWinfried Kretschmann gilt als Politiker, der erfrischend ehrlich auf Interviewfragen antwortet. Keine Floskeln, kein Ausweichen. Auch in dem Interview mit einem Reporter der ARD-Sendung "Monitor" bleibt der Grüne seiner Linie treu. Was die Antworten angeht. Inhaltlich geht es um das Gegenteil - um die Frage, ob sich Kretschmann von Grundwerten der Grünen abwendet. Das Politikmagazin will herausgefunden haben, dass Kretschmann der Bundesregierung einen Deal vorgeschlagen habe. Darin solle er bereit sein, Marokko, Algerien und Tunesien zu sicheren Herkunftsstaaten zu erklären. 

Für den Bericht haben die Monitor-Reporter ein ausführliches Interview mit Kretschmann geführt. Im Gespräch äußert der Journalist deutlich Annahmen, denen der Ministerpräsident so nicht zustimmen will: 

Das vollständige Monitor-Interview mit dem grünen Ministerpräsidenten - damit sich jeder das ganze Bild machen kann. #monitor #ardmonitor #kretschmann #wdr #ard #daserste

Posted by Monitor on Friday, February 26, 2016

Abkehr von grünen Werten?

Das gesamte Interview zielt darauf ab, herauszufinden, ob Kretschmann mit der vermuteten Zustimmung zu den sicheren Herkunftsländern und Parteispenden von angeblich rüstungsnahen Verbänden wie Südwestmetall eine Abkehr von grünen Werten vollführe. Dieser Annahme verwehrt sich der Ministerpräsident. Etliche weitere Nachfragen des Reporters führen da nicht weiter. Eine Unterstellung nach der anderen folgt: 

Reporter: "Wir reden über Grüne Asylpolitik. Warum finden Sie eigentlich das Konzept von sicheren Herkunftsländern so gut?"

Kretschmann: "Wer hat das behauptet?"

Reporter: "Sie haben 2014 zugestimmt bei den West-Balkanstaaten, da gehe ich davon aus, dass Sie das Konzept gut finden."

Kretschmann: "Warum muss man etwas gleich gut finden, weil man dem zustimmt? Das ist einfach ein Kompromiss damals gewesen. (…) Das sind Dinge, die immer sehr kritisch sind. Das mache ich nicht einfach, weil ich es gut finde, sondern weil es notwendig ist."

Konfrontation mit Entscheidungen

Fast den gesamten Wortlaut mit Kommentierung gibt es beim Medienmagazin "Meedia" nachzulesen. Das Interview offenbart, wie schwierig es ist, mit einer vorgefassten Meinung ein objektives Gespräch zu führen. Doch das Interview fand im Rahmen der Monitor-Recherche statt, die wiederum aufgedeckt haben will, dass Kretschmann sich von den Werten der Grünen entfernt habe. Um das herauszufinden, sind hartnäckiges Nachfragen und die Konfrontation mit Entscheidungen des Politikers nötig, rechtfertigen sich die Macher der Sendung. Offensichtlich hatte der Journalist aber nicht damit gerechnet, dass Kretschmann das Gespräch dominieren würde. Der Grünen-Politiker lässt sich nicht auf seine Suggestiv-Fragen ein und will sich nicht in die Ecke des schwarzen Grünen stellen lassen.

Öffentliche Stellungnahme der Sendung

Das Interview hat bei einigen Zuschauern zu heftigen Reaktionen geführt. Am Montag veröffentlicht die Redaktion eine Stellungnahme, in der die Journalisten ihre Herangehensweise im Interview rechtfertigen:

Kretschmann-Interview in der KritikDass unser Interview mit dem grünen Ministerpräsidenten solch heftige Reaktionen...

Posted by Monitor on  Monday, February 29, 2016

Laut Meedia sei das Interview für Journalistenschüler ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte. Die Redaktion sieht es jedoch als ihre Pflicht an, konsequent nachzuhaken. Für Winfried Kretschmann hingegen hat der Bericht eines während des Wahlkampfs zur Landtagswahl gebracht: Viel Aufmerksamkeit.