Nixon gab gegen Kennedy beim entscheidenden Rededuell keine gute Figur ab. Er verlor dann auch die Wahl. Foto: AP

Bei den TV-Debatten dürfen sich die Kontrahenten keine Blöße geben. Schon der kleinste Patzer kann sie die Wahl kosten.

Washington - Auf den Tag genau 56 Jahre vor dem TV-Duell zwischen Hillary Clinton und Donald Trump trafen erstmals zwei US-Politiker in einer Fernsehdebatte aufeinander. Seither gilt eine Regel: Der Eindruck, den Präsidentschaftsbewerber vor laufenden Kameras machen, ist wichtiger als ihre Aussagen. An den Inhalt der Debatte zwischen dem Republikaner Richard Nixon und dem Demokraten John F. Kennedy am 26. September 1960 können sich wahrscheinlich die meisten Amerikaner heute nicht mehr erinnern. Doch im kollektiven Gedächtnis ist hängengeblieben, wie schlecht Nixon damals aussah.

Nixon wirkte alt und verbraucht

Das Fernsehen war noch jung, die Berater des republikanischen Kandidaten waren überfordert. Und so ging schief, was nur schief gehen konnte. Richard Nixon, damals Vizepräsident, hatte wegen einer Verletzung am Knie im Krankenhaus gelegen, versuchte, die verlorene Zeit im Wahlkampf aufzuholen, indem er vor der Debatte von einem Auftritt zum anderen eilte. Er war erschöpft. Zudem hatte er einen hellgrauen Anzug für das Fernsehduell ausgewählt, der sich kaum von der grauen Wand des Studios in Chicago abhob und die Blässe im Gesicht Nixons noch betonte. Dann ließ er sich noch die Bartstoppeln mit einem Puder der Marke „Lazy Shave“ überdecken.

Im grellen Licht der Scheinwerfer begann der Republikaner zu schwitzen. Hinterher waren sich Beteiligte und Beobachter weitgehend einig: Nixon hatte die TV-Debatte verloren, weil er gegen den perfekt geschminkten und jugendlich forsch auftretenden Kennedy wirkte wie der einbalsamierte Lenin in seinem Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau. Dagegen sagten viele Amerikaner, die den Schlagabtausch im Radio verfolgten, dass Kennedy die Debatte verloren habe.

Nicht immer geht alles glatt

Patzer beim Make-up blieben in den folgenden TV-Debatten aus. Die Kandidaten und ihre Stäbe lernten schnell, mit dem Medium umzugehen und es für ihre Zwecke auszunutzen. Doch inhaltliche Schnitzer und peinliche Gesten plagten weiter manche Bewerber. 1976 behauptete der Republikaner Gerald Ford in einer Fernsehdebatte mit seinem demokratischen Herausforderer Jimmy Carter, die osteuropäischen Staaten stünden nicht unter der Fuchtel der Sowjetunion. Ford verlor die Wahl. George H. W. Bush, Präsident und Vater des späteren Präsidenten George W. Bush, ließ sich 1992 zu einem Blick auf die Armbanduhr hinreißen. Das wirkte so, als könne er das Ende der Debatte gegen Bill Clinton nicht abwarten. Bush verlor die Wahl. Acht Jahre später duellierten sich der jüngere Bush und Al Gore mit Worten im Fernsehen. Fatal für den Demokraten Gore erwies sich sein Hang, Bushs Einlassungen mit einem Seufzen zu kommentieren, so als sei er über alle Maßen genervt. Gore verlor die Wahl.

Obama kann einen Fehler wiedergutmachen

Die Regel, wonach der Eindruck mehr ausmacht als die Aussage, galt auch zwölf Jahre später immer noch. In der ersten TV-Debatte gegen seinen republikanischen Herausforderer Mitt Romney wirkte Präsident Barack Obama geradezu gelangweilt. Romney wurde zum Sieger des Duells erklärt. Die anschließende Wahl allerdings gewann Obama. Er hatte sich zusammen gerissen und in den zwei folgenden TV-Debatten keine Fehler mehr gemacht.