Riesenjubel beim TV Bittenfeld: Spieler und Fans feiern in Hüttenberg den größten Erfolg der Vereinsgeschichte Foto: Heiko Potthoff

2003 spielte der TV Bittenfeld noch in der fünften Liga. Zwölf Jahre später haben die Handballer aus dem Waiblinger Teilort die Bundesliga erreicht. Die Strukturen sind bereits erstligareif, jetzt gilt es, in die Mannschaft sinnvoll zu investieren.

Hüttenberg/Bittenfeld - Nach dem Schlusspfiff gab es kein Halten mehr. Der Großteil der 600 mitgereisten Fans des TV Bittenfeld und selbst Ex-DHB-Präsident Bernhard Bauer stürmten auf das Parkett der Sporthalle Hüttenberg. Der Aufstieg war geschafft. Nach dem 24:21 (12:9) beim TV Hüttenberg beträgt der Vorsprung vor dem letzten Spiel am kommenden Sonntag (17 Uhr) bei TuSEM Essen auf Verfolger HSG Nordhorn-Lingen zwei Punkte und 41 Tore. Vorher kommt die Himmelsdecke runter, als dass bei diesem Polster noch etwas schief geht.

Das weiß auch Trainer und Geschäftsführer Jürgen Schweikardt (35). Also herzte er noch auf dem Spielfeld seine Frau Ivana, seine Söhne Mika und Niko sowie Papa Günter, den sportlichen Leiter. Für beide war es der fünfte Aufstieg mit dem TVB – und damit die Erfüllung eines großen Traums. „Schade, jetzt können wir nicht mehr aufsteigen“, sagte Jürgen Schweikardt mit einem Augenzwinkern am Sonntag Nachmittag nach zwei Stunden Schlaf. Von einem weiteren „Aufstieg“ auf die internationale Bühne wollte der Erfolgscoach verständlicherweise nichts wissen: „Wir haben etwas Großes geschafft. Aber wir müssen die Kirche im Dorf lassen.“

Jeder, der sich auch nur ansatzweise in der Handballbranche auskennt, weiß: Es geht in der kommenden Saison einzig und allein um den Klassenverbleib. „Und das wird extrem schwer“, betont Jürgen Schweikardt. Er und sein Vater arbeiten deshalb gemeinsam mit dem neuen Trainer Thomas König fieberhaft an der Verstärkung des Kaders. Noch steht lediglich Torwart Yunus Özmusul vom türkischen Meister Besiktas Istanbul als Zugang fest, für den die Bundesliga Neuland ist. „Wir brauchen weitere Eckpfeiler im Rückraum, am Kreis und in der Abwehr“, weiß Günter „Gino“ Schweikardt um die Notwendigkeit, erfahrene Zugänge an Land zu ziehen. Namen kann er noch keine nennen. „So lange wir nicht wussten, in welcher Liga wir spielen, machten Verhandlungen relativ wenig Sinn“, sagt Schweikardt senior, der 1972 als Spieler mit Frisch Auf Göppingen die deutsche Meisterschaft feierte.

Der erfahrene Handballfachmann sieht nun auch gute Perspektiven für seine Bittenfelder. „Wir haben sehr gute strukturelle Voraussetzungen, um ein etablierter Bundesligist zu werden“, ist sich der 66-Jährige sicher. Sechs hauptamtliche Kräfte kümmern sich auf der Geschäftsstelle um die Belange der Profis. Ein eingespieltes Team an Ehrenamtlichen zieht voll mit. „Der Verein ist hoch professionell organisiert“, lobt Hartmut Jenner, der Chef von Hauptsponsor Kärcher. Der Etat wird von rund 1,5 Millionen Euro auf über zwei Millionen Euro steigen. „Wie weit über zwei Millionen Euro wird sich zeigen“, sagt Jürgen Schweikardt, der froh ist, sich künftig komplett auf seine Aufgaben als Geschäftsführer konzentrieren zu können.

Schließlich gibt es sehr viel zu tun hinsichtlich der neuen Saison, die am 22. August beginnt. Aufgrund der unklaren Ligazugehörigkeit konnte mit Blick auf die künftigen Bundesliga-Heimspiele bisher wenig konkret geplant werden. Klar ist nur: acht der 17 Partien in Stuttgart sollen in der Porsche-Arena (6211 Plätze) über die Bühne gehen. Der Rest in der Scharrena (2049 Plätze). „Mit diesem attraktiven Hallen-Duo haben wir ein Luxusproblem“, sagt Jürgen Schweikardt. Und damit eine gute infrastrukturelle Basis, um den Handball in Stuttgart weiterzuentwickeln.