Strecken für den MTV: Sebastian Krimmer. Foto: Baumann

Der Turn-Bundesligist MTV Stuttgart steht vor einer Übergangssaison – und peilt mittelfristig wieder den Meistertitel an.

Stuttgart - Es ist noch nicht lange her, dass es für die Turner des MTV Stuttgart nur ein Ziel gab: den Gewinn der deutschen Meisterschaft. Vor der vergangenen Runde war das so, als der MTV als Titelverteidiger ins Rennen ging. Und obendrein mit Fabian Hambüchen den Topstar der Szene verpflichten konnte.

In der Zwischenzeit ist viel passiert, der MTV hat es nicht geschafft seinen Titel zu verteidigen – und Fabian Hambüchen ist auch nicht mehr da. Der Olympiasieger kehrte zu seinem Heimatclub KTV Obere Lahn zurück. Und der MTV Stuttgart, er ruft mittlerweile wieder kleinere Ziele aus. Platz drei ist die Vorgabe vor der kommenden Saison, die an diesem Samstag mit dem ersten Wettkampf gegen die KTV Obere Lahn beginnt (17 Uhr/Scharrena). Die ersten vier Teams der Deutschen Turnliga (DTL) erreichen das große Finale in der Ludwigsburger MHP-Arena am 3. Dezember, dort will der MTV zumindest das kleine Finale erreichen – und gewinnen.

„Wir sind in einem Übergangsjahr“, sagt der MTV-Geschäftsführer Karsten Ewald vor dem Rundenstart, „vom Meistertitel zu sprechen wäre unrealistisch.“ Die Gründe dafür sind klar: Es gibt in Steve Woitalla (früher beim SC Cottbus) nur einen Neuzugang beim MTV, für Fabian Hambüchen gibt es keinen adäquaten Ersatz. Anders als vor einem Jahr reagierten die Strategen des MTV auf den Abgang ihres Stars nicht mit der Verpflichtung eines anderen. Anstelle von Hambüchen, der in der vergangenen Runde den damals abgewanderten Marcel Nguyen ersetzte, soll der Kapitän Sebastian Krimmer die neue Führungsfigur beim MTV sein. Klarer Favorit auf den Titel ist die KTV Straubenhardt mit den drei deutschen Spitzenturnern Marcel Nguyen, Andreas Bretschneider und Lukas Dauser. „Wir müssen uns den Gegebenheiten anpassen“, sagt Karsten Ewald – und meint damit vor allem finanzielle Aspekte.

Die Strategiegespräche laufen

Großes Geld ist in der DTL nicht zu verdienen, der Fokus bei den Topathleten liegt deshalb auf internationalen Großereignissen – und nicht auf dem Ligaalltag. Es braucht besondere Anreize, um die Topleute zu binden. Nguyen etwa zog es vor der vergangenen Saison vom MTV nach Straubenhardt, weil ihm die KTV mithilfe von Sponsoren eine Jobperspektive für die Zeit nach der Karriere bot . Da konnte der MTV nicht mithalten.

Die Stuttgarter zogen ebenfalls den Kürzeren, als es im vergangenen Winter um Fabian Hambüchens Zukunft ging. Der Topstar fühlte sich dem Vernehmen nach zu sehr unter Druck gesetzt, als es um die Terminplanung bei den Wettkämpfen ging. Der MTV wollte sein Zugpferd so oft wie möglich dabei haben. Hambüchen dagegen wünschte sich Freiraum, den er nun im Team mit seinen alten Kumpels bei der KTV Obere Lahn bekommt. Es passt ins Bild, dass Hambüchen das Duell gegen seine ehemaligen MTV-Teamkollegen am Samstag in der Scharrena auslässt.

Das interessiert die MTV-Verantwortlichen nur noch am Rande – im Fokus steht vor der Übergangssaison die mittelfristige Planung. Die Stuttgarter wollen bald wieder eine titelreife Mannschaft auf die Beine stellen. Karsten Ewald betont, dass dafür die Verpflichtung eines deutschen Spitzenturners nötig ist. Die Strategiegespräche innerhalb des Vereins laufen, und das Vorhaben ist klar: Mithilfe seiner Sponsoren, die zum Beispiel Jobangebote an die Athleten machen könnten, will der MTV neue Zugpferde nach Stuttgart locken – und dann bald wieder deutscher Meister werden.