Neuwagen müssen ab 2018 erst nach vier Jahren zum Tüv, danach alle zwei Jahre. Foto: dpa

Zuletzt plante die EU, Autos mit mehr als 160 000 Kilometern oder sieben Jahren und mehr auf der Haube künftig jedes Jahr zum Tüv schicken. Seit Dienstag ist der Plan vom Tisch.

Brüssel - Der Aufschrei war groß, als die Brüsseler Kommission vor zwei Jahren ihre neuen Pläne für mehr Verkehrssicherheit vorlegte: Autos mit mehr als 160 000 Kilometer auf dem Tacho oder die sieben Jahre und älter sind wollte der europäische Gesetzgeber künftig jedes Jahr zum Tüv schicken. Seit Dienstag ist der Plan vom Tisch. Am Dienstag verabschiedete das Europäische Parlament zwei neue Richtlinien, in denen es um die Hauptuntersuchung für Pkw und Kontrollen für Lkw geht. Wichtigster Punkt: Neuwagen müssen ab 2018 erst nach vier Jahren zum Tüv, danach alle zwei Jahre.

Für deutsche Autofahrer ändert sich damit jedoch nichts an der geltenden strengeren Rechtslage: Die erste Tüv-Untersuchung ist drei Jahre nach der ersten Zulassung fällig, dann alle zwei Jahre. Dem Gesetz müssen die EU-Regierungen noch formal zustimmen. Bei dem Beschluss handelt es sich um Mindeststandards. Strengere Bestimmungen wie in Deutschland können bestehen bleiben, über vier Jahre dürfen bis zur Erstuntersuchung aber nicht vergehen.

Der Vorstoß der EU-Kommission für einen zwölfmonatigen Prüfrhythmus hatte 2012 zu heftigen Auseinandersetzungen geführt. Damals hatte der ADAC den EU-Institutionen vorgeworfen, unnötige Mehrkosten von fast 630 Millionen Euro allein für die deutschen Autobesitzer zu provozieren, ohne dass es einen erkennbaren Zugewinn an Sicherheit geben werde.

Schon im Rat der Verkehrsminister stieß die Vorschrift auf Widerstand, im Europäischen Parlament scheiterte sie endgültig. „Für deutsche Autofahrer ändert sich zwar nichts, aber wir exportieren die hiesigen Sicherheitsstandards nach ganz Europa“, erklärten die Unionsabgeordneten Markus Ferber (CSU) und Werner Kuhn (CDU) gestern. Das gilt zum einen für Motorräder ab 125 Kubikzentimeter. In Deutschland sind regelmäßige Tüv-Checks für schwere Maschinen längst Pflicht, in den übrigen Staaten der EU müssen sie bis 2022 eingeführt werden. „Motorradfahrer sind aber die am meisten gefährdeten Verkehrsteilnehmer und technische Mängel an ihren Fahrzeugen in acht Prozent der Fälle die Unfallursache“, begründete der sozialdemokratische Abgeordnete Ismael Ertug die neue Vorschrift.

Von den Neuerungen sind auch Lkw betroffen, denn Brüssel erhöht die Anforderungen an die so genannten Unterwegskontrollen so weit, dass sie dem deutschem Niveau entsprechen. Das fängt bei der verpflichtenden Sichtung der Reifen sowie der Bremsen an und endet bei den Normen für die Befestigung der Ladung. „Abgefahrene Pneus, altersschwache Bremen oder verrutschte Ladung – all das kann jetzt verhindert werden“, betonten Vertreter des Europäischen Parlamentes nach der Abstimmung.