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In Deutschland hat die Abstimmung über das geplante Präsidialsystem in der Türkei begonnen. In Stuttgart sind etwas 144.000 Wahlberechtigte registriert. Die meisten werden am Wochenende erwartet.

Stuttgart - Seit Montag können rund 233.000 im Südwesten lebende Türken über die Einführung eines Präsidialsystems in der Türkei abstimmen. Gewählt wird entweder in Stuttgart oder in Karlsruhe. In der Landeshauptstadt lief der Urnengang zur umstrittenen Verfassungsänderung unter Polizeischutz an. Das von Präsident Recep Tayyip Erdogan angestrebte Präsidialsystem stärkt die Stellung des Präsidenten erheblich. Kritiker warnen vor einer Ein-Mann-Herrschaft.

Knapp ein Dutzend Einsatzwagen sicherte die Straßen und Anfahrtswege rund um das Wahllokal in der Stuttgarter Lorenzstraße. Vor der Dependance des türkischen Generalkonsulats hatte die Polizei als Vorsichtsmaßnahme sogenannte Betonleitwände aufgestellt. Laut Polizeisprecher Stefan Keilbach gab es aber keine Hinweise auf Gegendemonstrationen oder geplante Anschläge.

Der Streit um Wahlkampfauftritte von türkischen Regierungsmitgliedern in Deutschland und anderen EU-Ländern hatte zu einer schweren Belastung der Beziehungen geführt.

Der Fakten-Check: Worüber wird abgestimmt? Welche Rechte bekäme der Staatspräsident und warum verlagert sich der Wahlkampf nach Europa? Die Antworten im Video:

Polizei geht nicht von Gegendemonstrationen aus

Für den Innenbereich des Gebäudes in Stuttgart hatte das Generalkonsulat einen privaten Sicherheitsdienst beauftragt. Kurz nach 9 Uhr öffneten Mitarbeiter die Tore. Zuvor hatten mehr als 30 Menschen darauf gewartet, ihre Stimme abgeben zu können. Ein Wahlkoordinator sagte, dass er den größten Andrang am Wochenende erwarte. Dann öffnen die Wahlverantwortlichen insgesamt 14 Wahlzimmer. Unter der Woche können Türken in neun Räumen ihre Stimme abgeben.

In Karlsruhe konnten Wahlberechtigte direkt im türkischen Generalkonsulat abstimmen. Auch hier ging die Polizei nicht von Gegendemonstrationen aus. Zuvor hatten sich die Beamten gemeinsam mit der Stadt auf ein Verkehrskonzept geeinigt, das in der Vergangenheit bereits öfter genutzt wurde. So sollen rund um das Generalkonsulat genügend Parkflächen zur Verfügung gestellt werden.

In Deutschland lebende Türken haben bis zum 9. April die Gelegenheit, am Referendum teilzunehmen. Hierzulande dürfen rund 1,4 Millionen Türken wählen. Die Generalkonsulate haben in Stuttgart circa 144.000 Wahlberechtigte registriert. In Karlsruhe sind es rund 89.000. In der Türkei findet die Wahl erst am 16. April statt.