Die geflüchteten türkischen Militärangehörigen werden von der griechischen Polizei abgesichert. Foto: AP

Acht türkische Militärs bitten in Griechenland um politisches Asyl und sorgen so für erhebliche diplomatische Verwicklungen.

Ankara - Als am vorvergangenen Samstag der Putschversuch in der Türkei niedergeschlagen war und die Säuberungen in den Streitkräften anliefen, landete ein türkischer Black Hawk-Militärhubschrauber auf dem nordgriechischen Flughafen Alexandroupolis. Die Maschine hatte ein Notsignal abgesetzt und um Landeerlaubnis gebeten. An Bord waren außer den beiden Piloten vier Hauptleute und zwei Feldwebel, alle unbewaffnet. Sie baten um politisches Asyl in Griechenland.

Sorge um Verhaftung

Die Flucht der Acht sorgt jetzt für diplomatische Verwicklungen mit der Türkei und bereitet dem griechischen Premier Alexis Tsipras Kopfschmerzen. Sie seien am Tag nach dem Putschversuch zu einem Verwundetentransport unterwegs gewesen, als sie beschlossen, sich angesichts der Massenfestnahmen in der Armee nach Griechenland abzusetzen, berichteten die Soldaten. Obwohl sie nicht in den Putschversuch verwickelt seien, drohe ihnen in der Türkei die Verhaftung.

Keine unberechtigte Sorge, denn der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu fordert, Griechenland müsse die „Verräter“ unverzüglich ausliefern. Was aus den Acht werden soll, ist ungewiss. Ein Gericht in Alexandroupolis verurteilte sie wegen illegaler Einreise zu zwei Monaten Haft auf Bewährung. Davon unabhängig läuft das Asylverfahren. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und Premierminister Binali Yildirim berichteten übereinstimmend, Tsipras habe ihnen telefonisch versichert, die Soldaten würden schnell ausgeliefert. Auch der griechische Vize-Verteidigungsminister Dimitris Vitsas sagte, es gebe „starke Argumente“ für eine Auslieferung.

Rücksichtnahme auf die Partei

Davon rückt Tsipras nun ab. Er muss Rücksicht auf die eigene Partei nehmen. Im Linksbündnis Syriza regt sich Widerspruch. Angesichts der Ausrufung des Ausnahmezustandes, der Suspendierung der Europäischen Menschenrechtskonvention, Berichten über Folterungen und der Pläne zur Wiedereinführung der Todesstrafe dürfe man die Männer nicht ausliefern, argumentieren viele. Tsipras weiß andererseits: Gewährt Griechenland den Soldaten Asyl, drohen bilaterale Spannungen. Der türkische Botschafter in Athen, Kerim Uras, bezeichnete die Acht als „Terroristen“ und drohte bereits mit Konsequenzen für die bilateralen Beziehungen, falls sie schleunigst ausgeliefert würden.

Ein Athener Diplomat fürchtet: „Möglicherweise öffnet Erdogan dann wieder die Flüchtlingsschleusen in der Ägäis.“ Zusätzliche Brisanz bekommt die Affäre dadurch, dass es im nordgriechischen Westthrazien eine große türkischstämmige, muslimische Minderheit gibt, deren Lebensbedingungen seit Jahrzehnten für Spannungen zwischen Ankara und Athen sorgen. Bei ihrem Gerichtstermin in Alexandroupolis wurden die Soldaten von fanatisierten Angehörigen der Minderheit bedroht. Man verlegte sie daraufhin zu ihrer eigenen Sicherheit zunächst nach Kavala und später nach Athen. Dort warten sie je zu viert in zwei Arrestzellen der Polizei nun auf ihr Asylverfahren. Es soll an diesem Mittwoch mit den ersten Vernehmungen beginnen. Wann über die Asylanträge entschieden wird, ist ungewiss.