Prachtvolle Motor-Segel-Yachten sind die MS Admiral und ihr Partnerschiff, die Grand Admiral , die vor der türkischen Küste kreuzen. Foto: Öger Tours

An der türkischen Mittelmeerküste erfreuen sich die „Blaue Reisen“ wachsender Beliebtheit. Die edlen Yachten locken mit stilvollem Ambiente und viel Komfort.

Fethiye - „Wann werden die Segel gesetzt?“ Spätestens am zweiten Tag werfen die Gäste an Bord die Fragen aller Fragen auf. Dann zieht Kapitän Rafet die Schultern leicht nach oben und lächelt: „Wir werden sehen.“ Leider kommt immer etwas dazwischen: Mal ist der Wind zu stark, dann zu schwach oder er kommt von der falschen Seite. Vielleicht werden für kurze Zeit mal die Vorsegel aufgebläht. Doch die Großsegel der gewaltigen Zwei- und Dreimaster bleiben eingehüllt. Nicht nur auf der „Admiral“, sondern auf allen modernen Gulets lernt der Gast: Es heißt Motor-Segel-Yacht, weil der Motor die Seekonten macht.

Nur mit Hilfe der brummenden Dieselaggregate sind die jeweiligen Streckenpläne mit den jeweils aufgeführten Ausflugszielen pünktlich einzuhalten. „Unlängst wollte ein Gast einen Rabatt einklagen, weil das Abendmenü an Bord 45 Minuten zu spät serviert wurde“, verdeutlicht Martina Mutlu-Naske die Zwänge der Anbieter. Wohl buchen die Touristen gerne „Seefahrerromantik“ - aber bitte nach Zeitplan und mit Hotel-Komfort. Zu sehr schaukeln soll es auch nicht. Lieber sanft dahingleiten im türkisblauen Wellengang, einsame Buchten und kargen Inseln an sich vorüberziehen sehen und vom Oberdeck genüsslich die Seele baumeln lassen. So geht Segel-Pauschal-Urlaub heute. Vor 17 Jahren hat Martina Mutlu-Naske den türkischen Steuerberater Ur Mutlu geheiratet, der fortan seinen großen Traum lebt: Edle Yachten bauen und diese möglichst rentierlich vermieten. Die charmant-resolute Hamburgerin achtet streng darauf, dass die Crews ihrer mittlerweile drei Schiffe (zwei noch luxuriösere sind im Bau) internationalen Standards genügen.

Das größte Risiko sind die Mitreisenden

Vor allem aber kennt die Wahl-Türkin die Ansprüche ihrer Kundschaft, die im Zweifelsfall das europäische Reiserecht für sich zu nutzen weiß. Abgesehen von einer überdrehten Frührentnerin sind außer unserer Journalistengruppe nur noch gemütliche Schweizer und Österreicher an Bord. Man versteht sich und geht sich notfalls aus dem Weg. Das macht den Unterschied in dem vielfältigen Angebot der „Blauen Reisen“: Wie groß ist die Kajüte? Hat sie Klimaanlage und eine eigene Dusche mit WC? Ist der Speisesalon großzügig und stilvoll eingerichtet, so dass man auch schlechte Tage behaglich überstehen kann? Tritt man sich auf Sonnendeck auf die Füße oder gibt es ausreichen Liegemöglichkeiten? Das größte Risiko bei solchen „Segel-Törns“ sind nicht das Wetter oder Ausflüge, die den Erwartungen nicht entsprechen. Es sind schlicht die Mitreisenden.

Mindestens eine Woche kann man sich schwer aus dem Weg gehen. (Ausweich-)Raum ist der wahre Luxus. Jeder Quadratmeter pro Person kostet. Das erklärt die Preisunterschiede. Details, die nicht im Prospekt stehen, machen den Unterschied. Mutlus kleine Admirals-Flotte, die unter anderem über den Türkei-Spezialisten Öger Tours zu chartern ist, vermietet nur im deutschsprachigen Kulturraum. An Deutsche, Schweizer, Österreicher und noch an Holländer. „Essens- und Ruhegewohnheiten müssen harmonieren“, weiß die Chefin Martina aus langjähriger Erfahrung, „sonst kommt es zu Spannungen.“ Für Harmonie an Bord sorgt neben einem stilvollen Ambiente vor allem die Küche. Es ist erstaunlich, was Koch Ali mit seinem Helfer aus der kleinen Kombüse zaubert. So vielfältig, leicht und gesund erlebt man die türkische Küche selten.

Deutscher Filterkaffee hebt das Frühstücksniveau

Viel Gemüse, Salate, Reis oder Bulgur; Fisch und Fleisch nur am Abend. „Glocken des Glücks“, wie gegrillte Hammelhoden im Baedeker-Reiseführer als besondere Delikatesse angepriesen werden, gibt es deshalb auch nicht: Man passt sich den europäischen Gewohnheiten an und spart sogar am Knoblauch. Zu empfehlen ist Vollpension, da es zur Selbstverpflegung kaum Möglichkeiten gibt und diese auch nicht erwünscht ist. Getränke müssen meist an Bord bar in Euro bezahlt werden. Das Preisniveau entspricht der deutschen Gastronomie. Dafür gibt es zumindest auf der Admiral-Flotte deutschen Filterkaffee - und nicht das in der touristischen Türkei übliche Pulvergebräu. Das hebt das Frühstücksniveau. Neuerdings bemüht sich die islamisch geprägte Türkei verstärkt um Kulturreisende. Auch den Seefahrern werden Ausflüge zu antiken Ruinenstädten oder byzantinischen Kirchenanlagen angeboten.

Oder man bucht eine Tagesexkursion wie die zum Schildkrötenstrand von Dalyan mit anschließendem Verjüngungs-Schlammbad für 45 Euro. Je nach gebuchter Route variiert das „Fakultativ-Programm“, was die Umschreibung für Zusatzkosten ist. Aber auch kürzere Übersetzer mit dem Beiboot in die Städtchen entlang der Lykischen Küste haben ihren Reiz, etwa ins Fischerdorf Göcek oder in die rasant wachsende Stadt Fethiye. Weniger der Schönheit wegen, sondern um die Yachten zu bestaunen, die in den Häfen vom Reichtum ihrer (oft russischen) Eigner künden. Man kann aber auch einfach an Bord verweilen. Beim Ankern in einer der zahllosen Buchten die Ruhe genießen.

Selbst wenn zwanzig Meter entfernt schon die nächste Yacht ankert, weil „Blaue Reisen“ kein Geheimtipp mehr sind, so ist man doch vom lärmenden Trubel der üblichen Alles-Inklusive-Hotels weit entfernt. So entspannt fragt dann niemand mehr, wann denn endlich die Großsegel gesetzt werden.

So wird das Wetter für die Weltreise

Infos zur Türkei

Anreise
Die türkische Mittelmeerküste ist touristisch gut erschlossen. Allein der Platzhirsch Öger Tours, der inzwischen zur Thomas-Cook-Group gehört, bietet jede Woche über 400 Direktflüge von deutschen Airports in die Türkei an. Für Yachtreisen entlang der Lykischen Küste sind Direktverbindungen nach Milas oder Dalaman zu empfehlen.

Bei Pauschalreisen ist der Bustransfer zu den Häfen organisiert. Fethiye- Dalaman dauert etwa eine Stunde.

Unterkunft
Platz ist Luxus an Bord. Entsprechend richten sich die Wochenpreise auf einer Motorsegelyacht nach Ausstattung und Raumkomfort. Die hier beschriebene „MS Admiral“ ist ein 60 Meter langes Drei-Mast-Gulet aus massivem Teakholz mit 12 Doppel- und vier Triple-Kabinen, die jeweils über eine blau-weiß geflieste Duschkabine samt WC verfügen. Die siebenköpfige Crew (Kapitän, Koch, Barmann und 4 Bootsmänner) bietet gehobenen Hotelservice mit Vollpension. Öger Tours verlangt dafür inklusive Flug ab 929 Euro pro Woche ( www.oeger.de ; www.admiralsyacht.com ).

Die Segeltörns ohne Flug kosten je nach Saison, Route und Ausstattung von ab 458 Euro pro Woche. Ausflüge Je nach Route werden Abstecher und Ausflüge entlang der Lykischen Küste angeboten.