Eine Eigentümerin geht davon aus, dass die Hausverwaltung den Türenpreis absichtlich nach oben treiben wollte – weil sie prozentual mitverdiene. Foto: TY-Oerny Lunke

Am Dienstag stimmen die Eigentümer der Asemwald-Wohnungen über die umstrittenen 1137 neuen Brandschutztüren ab. Es liegt zudem eine Strafanzeige gegen die Hausverwaltung vor. Der Vorwurf: versuchter Betrug.

Asemwald - Sie lassen sich ihren Unmut etwas kosten. Margot Jaeger und Uta Pauly-Prenger aus dem Asemwald haben jüngst einen Stuttgarter Rechtsanwalt beauftragt, einen Brief an die Eigentümer aller 1137 Wohnungen zu formulieren und zu versenden. Die Post müsste inzwischen bei den Empfängern eingegangen sein. Das Schreiben handelt von den Brandschutztüren, die am Eingang der Wohnungen eingebaut werden sollen.

Die Abstimmung ist eine Wiederholung

Am Dienstagabend treffen sich die Asemwald-Eigentümer zu einer außerordentlichen Versammlung in der Filderhalle in Leinfelden. Sie sollen laut Tagesordnung darüber abstimmen, welche Firma den Auftrag für den Einbau der Türen erhält und wie die millionenschwere Maßnahme finanziert werden soll. Die Eigentümerinnen Jaeger und Pauly-Prenger wollten den anderen unbedingt vorab noch ein paar Informationen geben. Sie vermuten Ungereimtheiten rund um den großen Asemwalder Türentausch. Deshalb der Brief an alle.

Die Abstimmung am Dienstagabend ist eine Wiederholung. Bereits Ende März hatten die Asemwald-Eigentümer mit großer Mehrheit die Hand für die neuen Türen gehoben. Dieser Beschluss ist im August vor dem Verwaltungsgericht für ungültig erklärt worden. Der Wohnungseigner Michael Krumscheid hatte nämlich gegen das Votum geklagt. Ergebnis nach der rund vierstündigen Verhandlung am Amtsgericht im August war ein Vergleich. Dieser kann bis 15. Dezember widerrufen werden, was bisher laut Gerichtssprecher noch nicht geschehen ist.

Eigentümer könnten eine Million Euro sparen

Hauptvorwurf der Kläger war, dass sich die Hausverwaltung Klauß & Partner bereits vor der Versammlung im März auf einen einzigen Türenhersteller aus Bayern festgelegt hatte. Dabei hätten sich Mitbewerber theoretisch noch melden können, denn die Versammlung lag terminlich vor dem Ende der Ausschreibungsfrist. Die geschätzten Gesamtkosten der bayerischen Türenfirma: knapp viereinhalb Millionen Euro. Das entspricht circa 3300 Euro je Wohnung für die Basistür. Angebote der Konkurrenz wären wohl um etwa eine Million Euro günstiger. Diese Auskunft gaben die Vertreter von Klauß & Partner auf Nachfrage der Richterin. Diese äußerte daraufhin „Bedenken“ wegen des Vorgehens der Verwaltung. Sie ließ durchblicken, dass sie dazu tendiere, der Klägerseite Recht zu geben. Um die Angelegenheit nicht noch komplizierter zu machen, schlug die Richterin indes einen Vergleich vor.

Denn der zeitliche Druck ist groß. Die Stadt Stuttgart fordert immer vehementer, dass der Brandschutz in den Asemwald-Hochhäuser nachgerüstet werden muss. Weil die Eigentümergemeinschaft dieser Auflage bisher nicht nachgekommen ist, musste die Eigentümergemeinschaft vorbehaltlich Zwangsgeld in Höhe von 110 000 Euro an die Stadt überweisen.

Mandantin fühlt sich getäuscht

Bei der Eigentümerversammlung am Dienstag stehen nun verschiedene Türenfirmen zur Wahl. Mancher Kritiker dürfte den Vergleich vor dem Amtsgericht damit als Erfolg verbuchen. Weil sich unter Umständen eine Stange Geld sparen lässt. Andere wollen die Historie des Streits indessen nicht vergessen. Beatrice Pauly-Prenger hat Mitte vergangener Woche Strafanzeige gegen die Hausverwaltung Klauß & Partner und Richard Neber, den Vorsitzenden des Verwaltungsbeirats, gestellt. Der Vorwurf: versuchter Betrug.

„Meine Mandantin fühlt sich durch das Vorgehen der Verwaltung getäuscht“, steht in dem vom Anwalt Jürgen Schneider formulierten Brief, der an alle Eigentümer gegangen ist. Seine Mandantin mutmaße, dass der Türenpreis absichtlich ein hoher sein sollte. „Wir unterstellen, dass bei der Hausverwaltung das Interesse da war, weil sie prozentual mitverdient“, sagt Schneider auf Nachfrage. Der geschlossene Vergleich habe seine Mandantin nicht milde gestimmt, so der Anwalt. „Entweder es ist eine Straftat oder es ist keine.“ Die Anzeige liegt nun bei der Staatsanwaltschaft.

Klaus & Partner war vor Redaktionsschluss nicht mehr zu erreichen.