Der mutmaßliche Täter arbeitete in einem türkischen Restaurant in Reutlingen, aus dem er auch die Tatwaffe entwendet haben soll. Foto: AFP

Im Sommer 2016 soll ein Mann in Reutlingen seine Freundin mit einem Dönermesser getötet und weitere Personen verletzt haben. Jetzt beginnt der Prozess in Tübingen.

Frankfurt/Main - Eine Reihe von Gewalttaten wie der Amoklauf von München erschütterte im vergangenen Sommer Deutschland. Für Entsetzen sorgte im Juli auch ein Mord in Reutlingen: Ein Mann soll dort mit einem Dönermesser seine Freundin getötet und in der Innenstadt weitere Menschen verletzt haben. Ab Dienstag steht er in Tübingen vor Gericht. Einen extremistischen Hintergrund sehen die Ermittler bei dem syrischen Asylbewerber nicht.

Der 22-jährige ist vor dem Landgericht Tübingen wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Laut Staatsanwaltschaft arbeitete der im Juni 2015 nach Deutschland eingereiste Mann in Reutlingen in einem türkischen Restaurant, wo er seine spätere Freundin, eine 45-jährige Frau aus Polen, kennenlernte. Ihm wird vorgeworfen, sie am 24. Juli in einem Hinterhof in der Reutlinger Innenstadt mit einem 60 Zentimeter langen Dönermesser angegriffen zu haben. Das Messer soll er vorher aus der Restaurantküche mitgenommen haben.

Opfer erlag schweren Verletzungen

Die Frau erlag noch vor Ort ihren schweren Verletzungen an Kopf und Hals. Der Syrer soll direkt nach der Tat vor dem türkischen Restaurant zwei Gäste angegriffen und dabei einen Mann schwer verletzt haben. Der andere Gast konnte sich mit einem Stuhl schützen. Mohamad H. lief danach mit dem gezückten Dönermesser weiter durch die Reutlinger Innenstadt, schlug schließlich am Busbahnhof die Scheiben eines Autos ein und attackierte die darin sitzende Fahrerin und ihren Beifahrer. Die Frau erlitt Schnittverletzungen am Arm, konnte aber vor weiteren Angriffen ihren Wagen starten und wegfahren.

Der Angeklagte soll schließlich in der Innenstadt noch weitere Menschen bedroht haben, bevor er beim Überqueren einer Straße von einem Auto erfasst wurde. Er wurde leicht verletzt und konnte nach diesem Unfall von Polizeibeamten festgenommen werden. Die genauen Motive des 22-Jährigen sind laut Staatsanwaltschaft unklar. Die Behörde erklärte aber bei Erhebung der Anklage im Dezember: „Anhaltspunkte für einen politischen oder religiösen Tathintergrund bestehen nicht.“ Kurz nach der Tat im Sommer hatten die Ermittler auch von Hinweisen auf psychische Auffälligkeiten gesprochen.

Die Tat hatte im Sommer vergangenen Jahres bundesweit für Entsetzen gesorgt, auch weil sich damals innerhalb weniger Tage mehrere Gewalttaten ereigneten. So erschoss am 22. Juli ein 18-jähriger Schüler bei einem Amoklauf in München neun Menschen und anschließend sich selbst. Nur zwei Tage später kam es zu der Bluttat in Reutlingen.