Unwiderstehlich: Filip Kostic zieht an Fabian Schär vorbei Foto: Getty

Mit seinen personellen Umstellungen vergrößert Trainer Julian Nagelsmann beim 1:5 gegen den VfB Stuttgart die Verwirrung bei der TSG Hoffenheim zusätzlich.

Stuttgart - Der erste Zettel wanderte Mitte der ersten Halbzeit auf den Platz und stürzte Jeremy Toljan in größte Not. Beim Einwurf wusste der Hoffenheimer Profi nicht, wohin mit dem Stück Papier – und warf es einfach weg. Also schrieb Julian Nagelsmann einen zweiten Zettel, den er auf den Platz reichen ließ. Darauf hatte der Trainer die Umstellung von einer Dreier- auf eine Viererkette in der Abwehr skizziert, die mit der Einwechslung von Stürmer Andrej Kramaric einhergehen sollte – die aber die ohnehin konfuse TSG in noch größere Verwirrung stürzte. „Wir hatten wohl nicht die richtige Taktik auf dem Platz“ monierte Verteidiger Niklas Süle nach dem 1:5. Wobei, die Taktik stimmte schon, sie ging aber nur auf dem Papier auf: Fortan ging die Zuordnung der Hoffenheimer vollends verloren.

In fünf Spielen unter seiner Regie hat Nagelsmann (28) schon mit Dreier-, Vierer- und Fünferkette spielen lassen, mit einem oder zwei Sechsern, mit einem oder zwei Stürmern. Manch einer geißelt das als Aktionismus und unterstellt dem jüngsten Trainer der Bundesligageschichte eine Neigung zur gesteigerten Profilierung. Zumindest wirkt Nagelsmann wie ein übereifriger Schüler, der mit allen Lerninhalte auf einmal glänzen will. Daraus entwickelte die TSG Hoffenheim schon aggressives Pressing, flüssiges Kombinationsspiel und eine veritable Torgefahr, das Spiel beim VfB jedoch wurde zur Lehrstunde. „Wir waren mit Ausnahme von fünf Minuten in der zweiten Halbzeit nie richtig in der Partie drin“, räumte Nagelsmann ein, „wir haben keine Systematik auf den Platz gebracht.“ Viel zu einfach hätten sie es dem VfB gemacht, monierte Torhüter Oliver Baumann, „wir hatten zu viele Ballverluste und hätten noch höher verlieren können“. Es reichte auch so. „Wir haben einen richtig dicken Hals“, bekannte Süle.

Statt wie geplant „den VfB in die Abstiegszone zu ziehen“ (Nagelsmann), steckt nun Hoffenheim weiter tief im Schlamassel. Auf Rang 16 sind es nun drei Punkte Rückstand, und die Tordifferenz ist teilweise deutlich schlechter als die der Konkurrenz.

Am Sonntag arbeitete Nagelsmann die Pleite mit der Mannschaft auf und versprach: „Ich werde das Ergebnis in dieser Woche kein einziges Mal erwähnen.“ Dann verabschiedete er sich in die Sportschule Hennef, wo ihn an diesem Montag beim Lehrgang zum Fußballlehrer die letzte mündliche Prüfung erwartet. Gut, dass ihn dabei kein Spickzettel verwirren kann.