Fahnen vor der ZF-Firmenzentrale in Friedrichshafen: Nach der Übernahme von TRW Automotive überwiegt bei den Arbeitnehmervertretern beider Seiten die Zuversicht. Foto: dpa

Es ist eine Megafusion – und sie ist nicht ohne Risiko. Doch nach der angekündigten Übernahme von TRW Automotive durch die ZF Friedrichshafen überwiegt bei den Arbeitnehmervertretern beider Seiten die Zuversicht.

Es ist eine Megafusion – und sie ist nicht ohne Risiko. Doch nach der angekündigten Übernahme von TRW Automotive durch die ZF Friedrichshafen überwiegt bei den Arbeitnehmervertretern beider Seiten die Zuversicht.

Stuttgart/Friedrichshafen - Unwillkürlich werden Erinnerungen wach. Als „Hochzeit im Himmel“ kündigte der damalige Daimler-Benz-Chef Jürgen Schrempp den Zusammenschluss mit dem amerikanischen Autobauer Chrysler an. Das war im Jahr 1998. Die Landung auf dem Boden der Tatsachen war dafür umso härter. Die beiden Unternehmenskulturen waren zu unterschiedlich, knapp zehn Jahre später ließen sich die Eheleute wieder scheiden.

Jetzt greift mit ZF Friedrichshafen erneut ein deutsches Unternehmen nach einem amerikanischen Konkurrenten. Umgerechnet knapp 10 Milliarden Euro bietet der auf Fahrwerke spezialisierte Zulieferer vom Bodensee für die TRW Automotive. Die ZF würde, falls die Aktionäre und Kartellbehörden zustimmen, um einen Schlag um 67 000 Mitarbeiter auf fast 140 000 wachsen und den Umsatz auf rund 30 Milliarden Euro verdoppeln. „TRW ist ein internationaler Konzern, der schon in der Rechnungslegung anders tickt und kurzfristig getrieben ist“, sagt der Duisburger Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer: TRW ist an der Börse notiert, ZF Friedrichshafen in der Hand von zwei Stiftungen. Dudenhöffer warnt: „Da prallen Welten aufeinander.“

Doch die Voraussetzungen sind anders als beim gescheiterten Daimler-Deal, glauben die Arbeitnehmervertreter. „TRW ist zur Hälfte ein europäisches Unternehmen, hat in Frankreich und Deutschland zahlreiche Standorte“, sagt Frank Iwer, Gewerkschaftssekretär der IG Metall und stellvertretender Aufsichtsratschef der ZF Friedrichshafen. Außerdem gehe es nicht um eine krampfhafte Fusion. TRW werde zunächst als eigenständige Division fortgeführt und bleibe damit weitgehend autonom. Die deutschen Standorte der TRW sind zudem wie ZF an den Metalltarifvertrag gebunden.

Iwer hält auch das finanzielle Risiko für überschaubar. ZF will die Übernahme alleine durch Kredite finanzieren, die bereits von der Deutschen Bank und der Citigroup zugesagt sind. „Das ist aus unserer Sicht solide durchgerechnet“, sagt Iwer. Selbst eine Wirtschaftskrise bringe das Unternehmen nicht in Schieflage. Da TRW zudem von der Börse genommen werde, könnten die jährlichen Ausschüttungen an Aktionäre in Höhe von 300 bis 500 Millionen Euro für die Tilgung eingesetzt werden.

Für die ZF-Beschäftigten dürfte sich zumindest in naher Zukunft nicht viel ändern. „Der Erwerb von TRW wird nicht zulasten unserer Standorte gehen – wir haben erreicht, dass die Arbeitsplätze in Deutschland abgesichert sind“, sagt ZF-Betriebsratschef Achim Dietrich-Stephan. Größer sind die Unsicherheiten auf der anderen Seite. „Die Reaktionen reichen von Skepsis bis Zuversicht“, sagt Erdal Tahta, TRW-Betriebsratschef für Europa und Arbeitnehmervertreter im Werk Koblenz. „Am Anfang war schon die Sorge, dass ZF sich da verschluckt.“ Die Kulturen seien zwar unterschiedlich, aber die Produkte ergänzten sich gut und am Ende wollten beide Unternehmen Geld verdienen. Jetzt gehe es darum, gemeinsam mit den Kollegen von ZF die Jobs bei beiden Firmen langfristig zu erhalten.

Emotional schwieriger dürfte es dagegen für die Beschäftigten von ZF Lenksysteme werden, die in Zukunft zum Bosch-Konzern gehören. „Viele Mitarbeiter in Schwäbisch Gmünd, Bietigheim, Berlin, Bremen fühlen sich ZF näher als Bosch“, sagt Frank Iwer. Der Verkauf der ZF-Anteile löse „Verletzungen und Unsicherheit“ aus. Die bisherigen Arbeitsbedingen einschließlich der Sozialleistungen müssten erhalten bleiben. Iwer ist zuversichtlich: „Für Bosch als Stiftungsbetrieb dürfte dies kein Thema sein.“