US-Präsident Donald Trump bei einer Willkommenszeremonie im Murabba-Palast in Riad Foto: SPA/DPA

Mit seiner ersten Auslandsreise will Trump auch Obamas Außenpolitik-Erbe beseitigen. Das verunsichert Amerikas engste Verbündete, meint unser Kommentator Michael Weißenborn.

Stuttgart - Vielleicht kommt dem US-Präsidenten die ausgedehnte Auslandsreise ja ganz gelegen. Just zu einem Zeitpunkt, wenn zuhause dank des selbstbefeuerten Skandal-Stakkatos die Erde brennt, stattet Donald Trump der Welt seinen ersten Besuch ab. Er wäre nicht der erste Präsident, der versucht, mit staatsmännischem Auftritt im Ausland von innenpolitischen Schwierigkeiten abzulenken. Und was er für einen Trip unternimmt: fünf Stopps in acht Tagen vom saudischen Riad bis ins sizilianische Taormina. Genug Falltüren also für einen Mann vom impulsiven Schlag des früheren New Yorker Immobilienmoguls und dessen informellem Verständnis von einer Deal-Diplomatie.

Und wie bei jedem US-Präsidenten verbindet sich auch bei Trump die erste Reise mit einer mehr oder weniger klaren Botschaft an Partner und Gegner zugleich: „Ich werde alte Freundschaften stärken und neue Partner suchen. Partner, die uns helfen und nicht immer nur nehmen, nehmen, nehmen“, sagte Trump selbst über die Visite. Sie führte ihn nicht – wie in vergangenen Jahrzehnten üblich – zuerst zu den Nachbarn Kanada und Mexiko, denen er unfaire Handelspraktiken vorwirft. Sondern ausgerechnet ins Wüstenkönigtum Saudi-Arabien. Die Scheichs, auch die der anderen Golf-Anrainer, empfingen ihn mit offenen Armen. Trump-Vorgänger Barack Obama kam in ihren Augen dem Erzrivalen Iran viel zu nahe. Zudem predigte der auch noch die Menschenrechte. Derlei war von Trump nicht zu befürchten. Dieser forderte vielmehr den Kampf gegen Extremismus und Hass – nach antimuslimischen Äußerungen aus seinem Mund nur eingeschränkt glaubhaft. Zudem setzte sich Trump mit Blick auf Arbeitsplätze daheim mit Waffen- und Wirtschaftsdeals in Szene.

„Achse der Erwachsenen“ soll aufpassen

Überhaupt: Ähnlich wie bei seiner festgefahrenen Agenda in der Innenpolitik will Trump auch in der Außenpolitik die Hinterlassenschaft Obamas beseitigen. Konkret will er eine schlagkräftigere Allianz gegen den islamistischen Terror schmieden, versichert Israel seine vorbehaltlose Unterstützung. Peilt aber gleichzeitig den „ultimativen Deal“ zum Frieden mit den Palästinensern an. Und obendrein will er die Führung im westlichen Bündnis übernehmen, wie er sie versteht. Geht doch, oder? „Amerika zuerst“ habe nie „Amerika alleine“ geheißen, will Trumps Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster beruhigen.

Mit Verteidigungsminister James Mattis und Außenminister Rex Tillerson gehört er in Washington zur sogenannten „Achse der Erwachsenen“, Außenpolitik-Profis, die einen Schutzring um das Chaos im Weißen Haus gelegt haben. Und die dafür sorgen sollen, dass Trumpsche Außenpolitik entgegen aller schrillen Ankündigungen im Wahlkampf in eher traditionell realpolitischen Bahnen verläuft. In der Tat hat sich Trump von viel Wahlkampfrhetorik verabschiedet: Den Verbündeten in Asien wurde signalisiert, Amerika stehe weiter an ihrer Seite, die Aufhebung der Russland-Sanktionen ohne Frieden in der Ukraine scheint vom Tisch. Und auch Nato und EU, hat Trump erklärt, seien nun doch nicht überflüssig.

Nur, sind diese Positionswechsel auch verlässlich? Für die Europäer sind die Termine gegen Ende der Woche am wichtigsten. Wird sich Trump zur Schutzfunktion der USA in der Nato und auch zur Kooperation mit der EU bekennen? Und was, wenn er wegen der Krise um seine Person nicht richtig handlungsfähig ist? Amerika bleibt unverzichtbar. Die dem verstorbenen Altkanzler Helmut Schmidt zugeschriebene Weisheit gilt weiter: Die Amerikaner seien zwar nicht immer leichte Partner, „aber es sind die einzigen Amerikaner, die wir haben“.