Donald Trump lobte Angela Merkel am Rande einer Wahlveranstaltung in New Hampshire. Foto: AFP

Kehrtwende bei US-Wahlkämpfer Trump. Der Milliardär rückt von seiner früheren Kritik an der deutschen Kanzlerin ab: Plötzlich lobt er die deutsche Bundeskanzlerin.

Stuttgart/Washington - Der amerikanische Präsidentschaftskandidat und Milliardär Donald Trump ist am Freitag überraschend von seiner bisherigen Kritik an Kanzlerin Angela Merkel abgerückt. Im Interview mit einem Reporter im US-Bundesstaat New Hampshire sagte Trump auf die Frage nach seinem ausländischen Lieblingspolitiker: „Ich denke, Merkel ist eine wirklich großartige internationale Führungsperson.“ Er ergänzte allerdings: „Ich war sehr enttäuscht, als sie das Ganze mit der Einwanderung gemacht hat. Ich denke, das ist ein großes Problem, was sie da vor anderthalb Jahren getan hat. Ich war immer für Merkel („I was always a Merkel person). Ich dachte, sie sei fantastisch, aber vor anderthalb Jahren machte sie einen tragischen Fehler.“

Mit diesen Äußerungen rückte Trump von seiner rüden Kritik an Merkel wegen ihrer Flüchtlingspolitik ab und mäßigte seinen Tonfall. Als das „Time“-Magazin Merkel im Dezember 2015 zur Person des Jahres erklärt hatte, twitterte Trump beispielsweise, Merkel „ruiniert Deutschland“, sie sollte sich schämen für ihre Flüchtlingspolitik. Merkels Politik der offenen Grenzen habe zu Problemen und Kriminalität in Deutschland geführt, hatte Trump moniert. Im US-Wahlkampf setzt Trump selbst auf einen harten Kurs gegenüber Migranten, er möchte illegale Einwanderer ausweisen und eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen.

Schon früher hatte Trump Merkel gerühmt

Mit seinen Aussagen über die Kanzlerin knüpft Trump an früheren Lobeshymnen an, die er vor der Flüchtlingskrise über Merkel gemacht hatte. Im August 2015 hatte er sie als die „wahrscheinlich größte Staatsführerin in der heutigen Welt“ bezeichnet. 2013 hatte er auf Twitter geschrieben: „Angela Merkel macht ihren Job als Kanzlerin großartig. Die Jugendarbeitslosigkeit ist auf einem Rekordtief, Merkel hat einen Überschuss im Staatshaushalt.“

Trumps rhetorische Kehrtwende fällt zeitlich zusammen mit Komplimenten, die auch die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton über Merkel gemacht hatte. Auch sie antwortete auf eine Reporterfrage nach ihrem ausländischen Lieblingspolitiker am Freitag: „Ich mag viele Weltpolitiker, eine meiner Favoritinnen ist Angela Merkel, weil sie in schwierigen Zeiten eine außergewöhnliche und starke Führungspersönlichkeit ist.“

Ein Kandidat war sprachlos

Die Frage nach den persönlichen Lieblingspolitikern ist im US-Wahlkampf etwas in Mode gekommen, seit dem Gary Johnson, ein Außenseiterkandidat der Libertären Partei für das Präsidentenamt, auf eine entsprechende Frage in einer TV-Sendung kein Politiker eingefallen war.