Gilt als hart und unbestechlich: US-Sonderermittler Robert Mueller Foto: AP

Mit der Ernennung eines Sonderermittlers nehmen die Untersuchungen der möglichen Verbindungen zwischen dem Trump-Lager und Russland deutlich an Fahrt auf, meint unser Kommentator Michael Weißenborn

Stuttgart - Und wieder eine überraschende Wendung in der scheinbar unendlichen Skandalserie des US-Präsidenten Donald Trump: Offenbar ohne Mittun des Weißen Hauses setzte der stellvertretende Justizminister Rod Rosenstein einen Sonderermittler ein, um Licht ins Dunkel möglicher Verstrickungen zwischen Trumps Wahlkampfteam und Russland zu bringen. Rosenstein gibt damit dem langen Drängen der oppositionellen Demokraten im Kongress nach – aber auch aus den Reihen des eigenen Regierungsapparats, der eine bemerkenswerte Unabhängigkeit demonstriert.

Die Einsetzung eines Sonderermittlers hat etwas Gutes. Beweist sie einmal mehr, dass die Gewaltenteilung in den USA funktioniert. Gleichzeitig bedeutet sie aber einen herben Schlag für Trump. Was dessen wütende Reaktionen erklärt. Die Untersuchungen, die er immer verächtlich machte und die er womöglich zu beeinflussen versuchte, werden nun mit umso mehr Wucht geführt werden. Dafür steht der über die Parteigrenzen hinweg respektierte Sonderermittler Robert Mueller, der weitreichende Befugnisse besitzt. Das wird für Trump eine demütigende Erfahrung, ganz gleich, ob er etwas zu verbergen hat oder nicht.

Und sollte Mueller belastendes Material finden, könnten sich auch die loyalsten Republikaner im Kongress von Trump abwenden. Am Vorabend seiner erster Auslandsreise ist die Aussicht auf einen noch schwächeren US-Präsidenten kein wirklicher Trost.