Foto: Kraufmann

Schuster reagiert auf Ausladung - Stuttgarter CDU sieht im Aktionsbündnis Demokratiefeinde.

Stuttgart - Projektverantwortliche und Gegner von Stuttgart 21 reden in der Regel nicht miteinander, allenfalls übereinander. Dafür schreiben sie sich Briefe. Oberbürgermeister Wolfgang Schuster ließ den Organisator des Protests, Gangolf Stocker, jetzt per E-Mail wissen, dass er nach wie vor gerne auf einer der montäglichen Demonstrationen am Hauptbahnhof sprechen würde. Stocker vom Aktionsbündnis der Stuttgart-21-Gegner hatte das Angebot an den OB, auf einer der Kundgebungen zu sprechen, am Freitag zurückgezogen. Begründung: Schuster wolle sicher nicht auf einer Veranstaltung reden, die er selbst als "Hetzveranstaltung" bezeichnet habe.

Er reiche die Hand "zu einem fairen Dialog", schreibt Schuster in einer E-Mail an Stocker, wenn nicht am nächsten Montag, dann auch zu einem anderen Termin. Hoffnung auf einen Baustopp und/oder den Erhalt der Bäume im Schlossgarten werde er aber nicht machen können. Allerdings könne er für einen "friedlichen und toleranten" Umgang miteinander werben und für "Transparenz bei den Fakten" eintreten.

Während Schuster in seiner E-Mail zumindest einen moderateren Ton pflegt, hat sein Parteifreund Fred Stradinger jetzt die verbale Keule ausgepackt. "Gespräche auf allen Ebenen fordern und dann nicht wahrnehmen" bezeichnet der Chef der CDU-Gemeinderatsfraktion als "perfides Spiel" des Aktionsbündnisses und seines Vormanns Stocker. Einzig mögliche Schlussfolgerung für Stradinger: "Diese Herrschaften" wollten die Bahnhofsfrage nur dazu nutzen, "unsere Demokratie zu erschüttern". Die Grünen geißelt Stradinger als "Handlanger" des Aktionsbündnisses.

Zwei widerstreitende Beteiligte haben aber doch miteinander geredet, allerdings ohne sich anzunähern. Bahn-Chef Rüdiger Grube bietet den Projektgegnern ein "offenes Gespräch" an. In einem Streitgespräch der heutigen Ausgabe des Magazins "Der Spiegel" mit dem Grünen-Bundestagsabgeordneten Winfried Hermann sagt Grube: "Lasst uns an einen Tisch sitzen, lasst uns gemeinsam die Experten anhören. Die Wahrheit muss endlich auf den Tisch." Ein Baustopp während solcher Gespräche sei "das momentan Mindeste, was die Bahn den Gegnern anbieten müsste", lautet darauf Hermanns Antwort. Grube befürchtet ein zunehmend investorenfeindliches Klima, wenn Volksentscheide Parlamentsbeschlüsse rückgängig machten.