Jürgen Trittin (im Vordergrund) sorgt mit "Waziristan"-Vergleich für die Landes-Grünen für Aufsehen - Winfried Kretschmann (Hintergrund) dürfte das nicht gefallen Foto: dpa

Jürgen Trittin (60) hat sich mit seinen jüngsten Äußerungen bei den Grünen im Südwesten keine Freunde gemacht. Trittin erklärte Baden-Württemberg mit seinen "Radikal-Realos" zum „Waziristan der Grünen“.

Stuttgart - Aufregung um den ehemaligen Grünen-Spitzenmann Jürgen Trittin: Im Gespräch mit einer „Spiegel“-Redakteurin hat der Grünen-Linke offenbar kräftig über die Realos hergezogen. Trittin sprach demnach von „Radikalrealos“, die zehn bis 15 Prozent der Grünen ausmachten. Diese stammten alle aus Baden-Württemberg, „diesem Waziristan der Grünen“. Waziristan, eine Bergregion im nordwestlichen Pakistan, gilt als Hochburg der islamistischen Taliban, weshalb die Online-Ausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ einen Bericht über die Trittin-Äußerungen mit den Worten betitelte: „Wo die grünen Taliban wohnen“.

Trittins Ärger entzündete sich offenbar an der Entscheidung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), dem Asylkompromiss der Bundesregierung im Bundesrat zuzustimmen, der Bosnien-Herzegowina, Serbien und Mazedonien zu sicheren Herkunftsstaaten erklärt. Das führte innerhalb der Grünen zu Streit. An dem Desaster sei ganz allein Kretschmann schuld, soll Trittin gesagt haben. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt nannte Trittins Vergleich am Montag „geschmacklos“. „So geht man nicht mit Parteifreunden um“, heißt es auf „Süddeutsche.de“.

Trittin beschwerte sich den Angaben zufolge schriftlich beim „Spiegel“, weil die Zitate nicht autorisiert worden seien. „Es gibt keine öffentliche Äußerung von mir, die das Land Baden-Württemberg als Waziristan der Grünen charakterisiert“, schreibt er in seinem Brief.

Im baden-württembergischen Staatsministerium herrscht blankes Unverständnis. Die Reaktion lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: „Mit solchen abwegigen Äußerungen – ob im Hintergrund oder öffentlich ausgesprochen – disqualifiziert sich Jürgen Trittin als ernstzunehmender Politiker“, sagte der Regierungssprecher unserer Zeitung. Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, mutmaßlich ebenfalls dem Kreis der „Radikalrealos“ zugehörig, nahm es spaßig. Auf facebook fragte er sich, „was Trittin und ich dann sind? Er abgesetzter Führer der Gesamt-Taliban und ich ein wiedergewählter Stammesfürst?“