Tom Hanks (li.) mit Matt Damon in Steven Spielbergs Weltkriegs-Thriller „Der Soldat James Ryan“ (1998), der auf Blu-Ray und DVD erhältlich ist - nun wird in Stuttgart mitgewerkelt Foto: © 2014 by Paramount Pictures

Der US-Anwalts James B. Donovan erreichte 1962 einen Agentenaustausch mit den Sowjets. Steven Spielberg („Indiana Jones) verfilmt die Geschichte nun – mit digitalen Bildillusionen aus der Stuttgarter Effekt-Schmiede Pixomondo, die 2012 für „Hugo Cabret“ einen Oscar bekommen hat.

Der US-Anwalts James B. Donovan erreichte 1962 einen Agentenaustausch mit den Sowjets. Steven Spielberg („Indiana Jones) verfilmt die Geschichte nun – mit digitalen Bildillusionen aus der Stuttgarter Effekt-Schmiede Pixomondo, die 2012 für „Hugo Cabret“ einen Oscar bekommen hat.

Stuttgart - Ob Steven Spielberg nach Stuttgart kommt, ist ungewiss; zumindest sein Geist aber wird von Berlin aus gen Süden wirken: Er lässt die Effekte für einen noch unbetitelten Kalter-Kriegs-Thriller bei Pixomondo Stuttgart machen. Solche Aufträge mit internationaler Ausstrahlung bringen Aufmerksamkeit und sind im Wettbewerb der Standorte nur mit Subventionen zu bekommen. Vancouver und London locken mit Steuervorteilen, Stuttgart mit der MFG-Filmförderung: Sie unterstützt das Projekt mit 600 000 Euro; die nachher tatsächlich investierte Summe liegt üblicherweise deutlich höher.

Als Hauptdarsteller konnte Spielberg Tom Hanks gewinnen, mit dem er bereits „Der Soldat James Ryan“ (1998), „Catch Me If You Can“ (2002) und „Terminal“ (2004) gedreht hat. Hanks spielt den realen USAnwalt James B. Donovan. Dieser verhandelte 1962 für die CIA mit den Sowjets über die Freilassung des Spionage-Piloten Francis Gary Powers, der mit seiner U-2-Maschine über abgeschossenen worden war. Donovan hatte Erfolg, Powers wurde im Februar 1962 über die Glienicker Brücke im Südwesten Berlins gegen den sowjetischen Top-Spion Rudolf Abel ausgetauscht .

Amy Ryan („American Hustle“) spielt Donovans Frau, außerdem werden Alan Alda („M*A*S*H“) und Eve Hewson („Cheyenne – This Must Be The Place“) zu sehen sein. Die Studios Dreamworks und 20th Century Fox produzieren den Film, die Dreharbeiten beginnen im September in New York und Berlin. Der US-Filmstart ist auf den 16. Oktober 2015 angesetzt.

Das Drehbuch von Matt Charman überarbeiten derzeit die Brüder Joel und Ethan Coen („Inside Llewyn Davis“, „True Grit“). Eine gewisse thematische Vorerfahrung haben sie mit „Burn After Reading“ (2008), einer grotesken Komödie über vermeintliches Spionagematerial und amerikanisch-russische Verwicklungen. Details zur Handlung sind noch nicht bekannt. Donovans Biografie bietet aber reichlich Stoff.

1945 wurde er zu den Nürnberger Prozessen berufen, wo er anhand von propagandistischem Filmmaterial der Nazis versuchte, den Vorsatz in deren Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen nachzuweisen. 1957 verteidigte er den bereits erwähnten Sowjet-Spion Rudolf Abel vor Gericht, was einige andere Anwälte angelehnt hatten; Donovan verlor den Prozess, erwarb sich aber großen Respekt. Nach dem Agentenaustausch heuerte Präsident John F. Kennedy ihn an, beim kubanischen Staatschef Fidel Castro auf die Freilassung der über 1100 Gefangenen der gescheiterten US-Invasion in der Schweinebucht (1961) hinzuwirken. Weihnachten 1962 kamen sie bereits nach Hause – Donovan hatte sie freibekommen im Tausch gegen Medikamente und Nahrungsmittel im Wert von über 60 Millionen US-Dollar.

Was Pixomondo beim Agenten-Thriller genau machen soll? „Das unterliegt strenger Geheimhaltung“, sagt Christoph Malessa, Leiter der Stuttgarter Niederlassung. Eine Spezialität des Hauses ist die Ausgestaltung und Verlängerung von Schauplätzen wie bei „Hugo Cabret“, dem Formel-1-Film „Rush“ und der Fantasy-TV-Serie „Game Of Thrones“. Zu dieser hat Pixomondo auch animierte Charaktere beigesteuert, Drachen zum Beispiel oder einen Geist aus flüssigem Rauch. Ein reizvolles Objekt für die Trickser wäre sicher die zu DDR-Zeiten beidseitig schwer gesicherte Glienicker Brücke.

Spielberg entwickelt parallel etliche weitere Projekte. Melissa Mathison, die einst das Skript zu „E.T.” (1982) geliefert hat, adaptiert für ihn nun Roald Dahls Kinderbuch „The BFG“ über ein Waisenmädchen und einen sanften Riesen. Außerdem hat Spielberg „Die Entführung des Edgardo Mortara“ im Auge, den exemplarischen Fall eines jüdischen Kindes, das im 19. Jahrhundert im Vatikan-Staat wie viele andere notgetauft und seinen Eltern entrissen wurde.