Der Trevi-Brunnen in Rom. Foto: dpa

Die Ewige Stadt bröckelt vor sich hin, doch für die dringend nötigen Sanierungen des Trevi-Brunnens oder des Kolosseums fehlt das Geld. Nun springen private Unternehmen ein.

Rom - Anita Ekberg und Marcello Mastroianni machten ihn mit ihrem nächtlichen Bad in „La Dolce Vita“ weltberühmt. Der Trevi-Brunnen gilt als eine der Attraktionen Roms, doch wer genau hinschaut, sieht abgebrochene Ecken und Verzierungen an den Säulen und Skulpturen. Schmutzig ist er auch, denn Roms Autoabgase setzen dem Brunnen kräftig zu. Doch die Stadt Rom hat kein Geld für die dringend nötige Sanierung. Bürgermeister Gianni Alemanno – der berühmt-berüchtigt ist für die hohen Geldsummen, die er für Beraterverträge aus dem Fenster wirft, und gegen den die Staatsanwaltschaft bereits ermittelt – erklärte, dass er für den Brunnen keinen Cent zur Verfügung habe, und appellierte an römische Unternehmer, die Kosten für die Restaurierung wichtiger Baudenkmäler zu übernehmen.

Die Fendis haben diesen Aufruf nun erhört. Das 1925 in Rom gegründete Leder- und Pelzwarenmodehaus lässt 2,5 Millionen Euro für eine Generalüberholung des Brunnens springen. Das bedeutet, dass der rund 50 Meter breite und 26 Meter hohe Barockbrunnen zu einem großen Teil hinter Absperrungen verschwindet. Und das für knapp zwei Jahre. Das sind gute Nachrichten für Kunstfreunde und schlechte für die Caritas Romana, denn die rund 350.000 Euro, die Besucher pro Jahr in das Brunnenwasser werfen, taten den Kassen der katholischen Sozialeinrichtung sehr gut. Verschwindet der Brunnen hinter Absperrungen, bleibt dieses Geld aus. Von den 2,5 Millionen der Fendis gehen aber insgesamt 500.000 Euro an den italienischen Staat, denn Italiens Fiskus kassiert 20 Prozent aller Sponsorengelder ein. Dass das Sponsoring in Italien mit solchen Steuernormen nicht gerade üppig ausfällt, ist die logische Folge. Kunstschützer fordern deshalb schon seit Jahren, dass der Staat, wie in den USA, das Sponsoring im Kulturbereich für steuerfrei erklärt. Das wäre wichtig in einem Land, in dem die Regierungen immer weniger Geld für den Erhalt und die Restaurierung der historischen Monumente ausgeben.

Siehe Kolosseum: Seit Jahren bröckelt die größte Arena des antiken Weltreichs vor sich hin. Absperrungen schützen Besucher vor herabstürzendem Mauerwerk. Vor zwei Jahren erklärte sich der Modewarenunternehmer Diego Della Valle dazu bereit, die ehemalige Gladiatorenarena mit stolzen 25 Millionen zu retten. Sehr zur Freude des Fiskus, der auf diese Weise fünf Millionen Euro einkassieren konnte. Mit den von Della Valle finanzierten Restaurierungsarbeiten konnte jedoch noch nicht begonnen werden, weil es erhebliche bürokratische Probleme zu bewältigen gibt.

Italiens Modeunternehmer spenden seit Jahren Geld für bekannte Bauwerke

In diesen Tagen wurde eine Generaluntersuchung des Kolosseums abgeschlossen. Dabei wurde deutlich, dass rund 60 Prozent des Mauerwerks dringend restaurierungsbedürftig sind. Das gilt auch für zahlreiche andere historische Monumente in Rom. Für eine Generalüberholung des Mausoleums von Kaiser Augustus, das seit Jahren vor sich hin gammelt und inzwischen wie ein Müllablageplatz mit Ruine wirkt, werden zehn Millionen Euro benötigt. Interessenten gibt es aber noch keine. Fendi ist nicht das erste Modehaus, das sich um die Kultur verdient macht. Seit einigen Jahren spendieren Italiens Modeunternehmer Geld für bekannte Bauwerke. Der Hersteller der Diesel-Jeans, Renzo Rossi, etwa rettete die Rialto-Brücke in Venedig mit fünf Millionen Euro. Puristen beklagen, dass die Sponsoren mit den Bauwerken nur für sich werben wollen. Della Valle hat dank der Spende 15 Jahre lang das Recht, die Arena für Werbung zu nutzen.

Doch das Engagement reicht nicht aus. „Wenn die Regierung die Steuergesetze nicht zugunsten von Sponsoren ändert“, so die Archäologin Fedora Filippi, verantwortlich für Roms historisches Zentrum, „dann werden wir noch lange auf mehr Sponsoren warten müssen.“ Sponsoren, die angesichts des „politischen Total-Desinteresses am Erhalt unserer wichtigsten Baudenkmäler unerlässlich sind, wenn unsere schönsten Bauwerke nicht komplett verfallen sollen“, so der Kunsthistoriker Salvatore Settis.