Der Aussichtsbalkon hat seinen Preis: Wer diese Sicht über die Innenstadt vom künftigen Alexander-Palais genießen will, muss dafür tief in die Tasche greifen. Leisten Sie sich in unserer Fotostrecke einen Blick in teure Wohnungen in Stuttgart. Die Außenansicht gibt es natürlich auch. Foto: Hildebrandt Immobilien

Kaufpreise und Mieten in den Städten des Landes steigen ungebremst weiter. Besonders knapp ist Wohnraum in der Region Stuttgart. Teurer als die Landeshauptstadt ist nur noch München.

Stuttgart - Sechs Zimmer für gut 2,1 Millionen Euro. Wer sich für das Penthouse am Höhenpark Killesberg interessiert, muss die Schatulle weit öffnen. Und bekommt dafür einiges geboten: 241 Quadratmeter Wohnfläche, riesige Terrasse und laut Angebot „urban Lifestyle im Grünen“. Stadt und Park, ein Haus im Haus. Unter Ausstattung wird „Luxus“ vermerkt. Will heißen: Niedrigenergiekonzept mit Sonnenkollektoren, Schließsystem mit Karte, Video-Gegensprechanlage, elektrische Markisen, Spabereich und privater Teil der Tiefgarage. Der Stellplatz schlägt mit 25.000 Euro extra zu Buche. Quadratmeterpreis der Wohnung: 8857 Euro. Der Normalverdiener fragt sich da, wer solch eine Wohnung kaufen kann.

Die überraschende Antwort: erstaunlich viele. „Da wird nicht gekleckert, da wird geklotzt“, fasst Thomas Männel Nachfrage und Ansprüche zusammen. Der Stuttgarter Geschäftsführer der Fürst Developments GmbH hat im Neubaugebiet auf dem Grund der früheren Messe 112 Luxuswohnungen im Angebot. Oder besser gesagt: hatte. „Auf der Seite zum Höhenpark hin sind bereits 90 Prozent verkauft“, so Männel. Auf der Seite zur Stresemannstraße hin liegt die Quote kaum niedriger. „Zum einen ist es die Ausstattung, zum anderen die Toplage am Park mit Stadtbahn, Einkaufsmöglichkeiten und jeglichem täglichem Bedarf vor der Haustür“, sagt Männel. Stuttgart biete eben einige herausragende Lagen in Halbhöhe.

Das kann Alfred Hildebrandt bestätigen. Der Makler vermarktet 19 Wohnungen, die an der Alexanderstraße gebaut werden. Noch sind die beiden alten Bürohäuser, die dafür weichen müssen, gar nicht abgerissen, doch demnächst kann Hildebrandt wohl „ausverkauft“ melden. Derzeit sind nur noch vier, fünf Wohnungen im künftigen Alexander-Palais, wie das Projekt selbstbewusst genannt wird, zu haben. „Wir dachten selbst nicht, dass das so schnell geht“, staunt der Makler – und fügt hinzu: „Wenn man in den heutigen Gebäuden auf den Balkonen steht, weiß man aber, warum.“ Der Blick schweift direkt über die Innenstadt. Die Werbung verspricht „ die perfekte Stadtresidenz mit Sonnenunterganggarantie“. Die Quadratmeterpreise liegen bei 4900 bis 7900 Euro. Eine der riesigen Dachgeschosswohnungen ist bereits verkauft, über die zweite für 2,3 Millionen Euro laufen derzeit die letzten Verhandlungen.

„Es gibt den Trend, andere Anlageformen auf Immobilien umzuschichten“

Solche Beispiele gibt es derzeit viele. Während so mancher Stuttgarter kaum noch weiß, wo er eine bezahlbare Wohnung finden soll, gibt es offenbar am anderen Ende der Einkommensverhältnisse ebenfalls Probleme, ein angemessenes Domizil zu finden. Zum Teil liegt das an der derzeitigen Wirtschaftslage. „Es gibt den Trend, andere Anlageformen auf Immobilien umzuschichten“, sagt Stephan Kippes vom Immobilienverband Deutschland Süd (IVD). Bei den Luxuswohnungen ist der Anteil der Kapitalanleger, die nicht selbst dort wohnen, allerdings gering. Die meisten Käufer nutzen die Räume selbst. Deshalb kommt ein zweiter Punkt hinzu: „Es gibt ganz klar den Trend zum luxuriösen Wohnen in der Stadt“, weiß Kippes. Die Bedürfnisse der Leute seien sehr unterschiedlich: Das eigene Haus im Grünen müsse nicht für jeden das Traumziel sein. Andere wohnen lieber innenstadtnah und wollen keinen Garten.

Das führt zu deutlich steigenden Preisen. „Im Exklusivbereich verzeichnen wir mittlerweile in Einzelfällen atemberaubende Werte“, sagt Kippes. Der Quadratmeterpreis erreicht inzwischen zum Teil fünfstellige Beträge. „Man arbeitet sich in Stuttgart an Münchner Dimensionen heran“, so der Immobilienexperte. Der Markt in der bayerischen Landeshauptstadt gilt als der teuerste bundesweit.

Luxuswohnungen gehen weg wie warme Semmeln

Bleibt die Frage, wer sich das leisten kann. Männel betont, die Nutzer seien sehr unterschiedlich: „Das ist auch für uns selbst überraschend. Da entsteht überhaupt kein Luxusghetto.“ Es seien genauso Familien mit kleinen Kindern dabei, die sich einen Lebenstraum erfüllen, wie Senioren, die das große eigene Haus aufgeben und stattdessen eine Etagenwohnung mit allen Finessen fürs Alter wählen. „Das ist mit die größte Gruppe“, so Männel. Und die ist anspruchsvoll. „Diese Leute wissen genau, was sie wollen“, bestätigt Hildebrandt. Das stelle auch so manchen Bauträger vor Probleme.

Die Luxuswohnungen gehen jedenfalls weg wie warme Semmeln. Das treibt bisweilen kuriose Blüten. Im Alexander-Palais etwa hat sich ein Geschäftsmann einen Zweitwohnsitz gesichert – für eine Million Euro. Andere Interessenten wollen nicht einsehen, dass ihre favorisierte Bleibe bereits verkauft ist. „Da gibt es immer wieder unmoralische Angebote“, weiß Hildebrandt, „manche bieten allen Ernstes 50.000 oder 100.000 Euro mehr, um eine bereits verkaufte Wohnung doch noch zu bekommen.“ Vergeblich. Der „normale Angestellte“ sei das natürlich nicht. Dem klingeln angesichts solcher Zahlen wohl eher die Ohren.

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