Ein ganz besonderer Service. Foto: Hochschulinitiative der Neuen Bundesländer

Für Studenten aus dem Land gibt es immer mehr Anlass, in den neuen Bundesländern zu studieren.

Stuttgart/Dessau - Auf die Stadt Dessau wurde Markus Angelmahr während seiner Ausbildung zum Grafik-Designer aufmerksam, als das Thema Bauhaus behandelt wurde. Für ein Studium an der Hochschule Anhalt entschied sich der Stuttgarter aufgrund der Ausstattung. „Natürlich spielten die fehlenden Studiengebühren ebenfalls eine Rolle“, ergänzt er. Am Studium dort gefallen ihm auch die kleinen Kurse und der damit verbundene persönliche Kontakt zu den Professoren.

Mit dieser Auffassung ist der 27-Jährige nicht allein. Nach einer Studie der DIW econ von 2012 halten Studenten in Ostdeutschland ihre Studieninhalte auch für aktueller (73 statt 61 Prozent im Westen). „Jeder kann seine Kurse zu Beginn eines Semesters neu legen. Das Baukastensystem ist total flexibel“, schwärmt Angelmahr.

Absolventen aus dem Osten brauchen länger bei der Jobsuche

Im Jahr 2010 haben nach aktuellen Angaben von CHE Consult 1530 baden-württembergische Abiturienten ein Studium in Ostdeutschland aufgenommen. Dies sind zwar nur drei Prozent aller 49 585 baden-württembergischen Studienanfänger, aber 2005 waren es erst 789 Studenten beziehungsweise zwei Prozent. Diese Zahl lag dem Hochschulpakt 2020 zugrunde, der eine bessere bundesweite Verteilung des Studierendenanstiegs vorsieht.

Absolventen aus dem Osten brauchen zwar länger bei der Stellensuche, Personaler schätzen die Karrierechancen laut der Studie der DIW econ insgesamt aber gleich ein. Dabei kommen die sogenannten neuen Bundesländer manchem trotzdem noch weiter entfernt vor als Asien. Gegen solche Vorurteile will die Hochschulinitiative Neue Bundesländer angehen. Mit Zuschüssen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) versuchen Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen den eigenen Studentenrückgang mit westdeutschen Studenten zu decken. Die Kampagne „Studieren in Fernost“ setzt sich seit 2008 dafür ein, Vorurteile gegenüber Ostdeutschland abzubauen und westdeutschen Schülern ein Studium an einer der 44 staatlichen Hochschulen schmackhaft zu machen. 2012 ist unter dem Motto „Karrierewege“ das vorerst letzte Werbejahr. „An die Umgangssprache und den Mangel an Laugengebäck muss man sich erst gewöhnen“, meint der Grafik-Designer schmunzelnd, „aber ansonsten unterscheidet sich die Kultur hier kaum. Für ein Studium sind die Bedingungen ideal.“

Lebensqualität bedeuten für den Studenten auch die zahlreichen Badeseen. Diese Reize des Studentenlebens in Ostdeutschland verbreitet die Initiative vor allem online. Neben Unterhaltung liefert die Website Information und unterstützt Schüler bei der Studienplatzwahl. Mit dem Hochschulfinder kann man sich anhand persönlicher Vorlieben von Wohnverhältnissen bis landschaftliche Wünsche die geeignete Hochschule im Osten zuweisen lassen. Online berichtet die Kampagne auch von Wettbewerben und aktuellen Aktionen. „Die Initiative hat vor kurzem erst mehreren West-Studenten einen Umzug in den Osten finanziert und organisiert“, erzählt Angelmahr. Die „Gebrauchsanweisung“ zum Studium macht Studienanfänger mit Alltagssituationen wie WG-Suche, Mensaessen und Studentenpartys vertraut.

Anastasia Albert von der Hochschulinitiative Neue Bundesländer meint, soziale Netzwerke seien aus der Kommunikation mit potenziellen Studenten nicht mehr wegzudenken, und der Erfolg lässt sich sehen: Der Anteil westdeutscher Studierender, die in Ostdeutschland studieren möchten, hat sich von fünf Prozent in 2009 auf zwölf Prozent in 2011 verdoppelt. „Wessis“ (ohne Berlin) machten laut CHE 2010 bereits 53,5 Prozent der Studienanfänger an ostdeutschen Hochschulen aus. Für zulassungsfreie Studiengänge sind Bewerbungen noch bis September möglich.

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