Anschauungsunterricht vor dem neuen Insektenhotel. Foto: Georg Linsenmann

Im Travertinpark in Bad Cannstatt gibt es eine neue Attraktion zur Naturbeobachtung: ein Hotel für Insekten. Bei einem Fest für Kinder wurde dieses feierlich eingeweiht. Für die Mädchen und Jungen gab es sogleich Anschauungsunterricht; zuvor hatten sie sich am Bau des Insektenhotels beteiligt.

Bad Cannstatt - Eigentlich ist dieser Haltepunkt zur Naturbeobachtung nur eine große Kiste, die an der Vorderseite offen und mit einem feinmaschigen Drahtgitter versehen ist. Drinnen aber ist ganz schön was los! Das zeigt sich schon vor der Enthüllung, wenn es auf dem Tuch krabbelt und summt: Die Tierchen wollen rein ins neue Zuhause, und mit dem Tuch vor dem Gitter hat man ihnen quasi die Haustüre vor der Nase zugeschlagen. Aber nur kurz, und dann geht es wieder munter raus und rein im „Insektenhotel“. So heißt das neue Zuhause, das ihnen hier im Rahmen der Sozialen Stadt von der Gruppe „Natur im Hallschlag“ eingerichtet wurde, mit vielen Beteiligten: dem Kinderhaus Hallschlag, der AKI Dracheninsel, dem Abenteuerspielplatz Mauga Nescht und den Bürgergärten Hallschlag, an deren Ostrand das Insektenhotel platziert ist. Weil so ein Hotel-Neubau auch was kostet, hat die Baden-Württemberg-Stiftung geholfen.

Nicht zuletzt aber waren es die Kinder, die hier mit Hand angelegt haben. Vor allem bei der Innenausstattung der Frischluft-Pension. Limi hat Schilfbündel gebastelt, Oseah beim Schrauben geholfen, Samir wiederum hat Stöckchen und Rinde sortiert und gebündelt, außerdem die Wabsteine präpariert. Andere haben Holzwolle, Späne und Moos arrangiert, Dosen mit Gips gefüllt und Löcher reingebohrt. Dort kommen Florfliegen und Marienkäfer, Mücken und Spinnen unter. Oder die Wildbienen, die es in ausgeräumter Natur besonders schwer haben. Darüber informieren auch einige Schautafeln und ein hübsches, robustes Blätterbüchlein zum freien Kombinieren von Fragen.

Hummel brummen lieber, als dass sie stechen

Ein bisschen was wissen die Kinder bereits. Wenn der kleine Ilyas mit einem Stöckchen eine Biene kitzelt, warnt Valentina: „Die stechen, wenn man sie ärgert!“ Gerne würde sie wissen, warum eigentlich Hummeln nicht stechen. Doch niemand scheint eine gute Antwort zu haben. Kevin wiederum kann genau erklären, wie die Bienen Honig machen „und die Pollen verteilen, damit es Samen und neue Blumen gibt“. Anschauungsunterricht gibt auch David Gerstmaier von der Demeter-Imkerei „Summtgart“, wo die Kinder mit Kunstwaben Kerzen drehen können. Vorsichtig nehmen sie eine Naturwabe in die Hände und bewundern das kunstvolle Bauwerk. Und nun bekommt Valentina, und nicht nur sie, endlich eine Antwort auf die Hummel-Frage: „Hummeln haben auch einen Stachel, wie die Bienen“, erklärt Gerstmaier, „das ist eigentlich ein Legestachel für die Eier. Daraus ist ein Giftstachel geworden, mit dem die Tiere sich im Prinzip gegen Honigräuber verteidigen. Hummeln können auch stechen, tun dies aber viel seltener. Sie brummen lieber.“

Valentina strahlt – und Antje Fritz ist begeistert: „So funktioniert Bildung! Kinder kriegen Anregung, werden neugierig und suchen Antworten“, sagt die Stadtteilmanagerin: „Das ist der Zweck der Sache, für Kinder und Erwachsene die Natur erlebbar machen.“ Für Ulrike Bachir, beim Amt für Stadtplanung für die Soziale Stadt Hallschlag zuständig, ist die Naturbeobachtungsstelle im Travertinpark „ein weiteres Puzzle-Teil im Projekt insgesamt“. Man sehe, wie man nachhaltig wirkende Impulse setzen könne.