Johnny Depp (oben), Morgan Freeman, Cillian Murphy und Rebecca Hall (v. li.) in „Transcendence“ Foto: Tobis

Johnny Depp und Morgan Freeman in der Besetzung – das sind eigentlich gute Voraussetzungen für einen Kassenschlager. Doch Wally Pfister („The Dark Knight“, „Inception“) fällt zum Thema Mensch versus Maschine leider absolut nichts Neues ein.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Transcendence"

Menschen, künstlichem Leben ist so tief im Fantasy- und Science-Fiction-Genre verwurzelt, dass das, was der zum Regisseur beförderte Kameramann Wally Pfister („The Dark Knight“, „Inception“) in „Transcendence“ abliefert, in seiner Banalität ein Ärgernis ist. Im Jahr 2014 einen Film darüber zu machen, dass man das Gehirn eines Menschen digitalisiert, ist nicht originell.

Daran können auch kunstvoll in Superzeitlupe über die Leinwand perlende Wassertropfen, betörende Licht- und Rauminszenierungen und selbst Schauspieler wie Johnny Depp, Kate Mara oder Morgan Freeman nichts ändern. Es genügt, eine Erzählung des Schriftstellers Philip K. Dick zu lesen oder eine Kraftwerk-Platte zu hören, um zu merken, dass schon vor langer Zeit viel klüger, differenzierter und unterhaltsamer über das Mensch-Maschine-Problem nachgedacht wurde.

» Trailer zum Kinofilm „Transcendence

» Kino Stuttgart: Wann und wo "Transcendence“ läuft, finden Sie hier.

Will Caster (Johnny Depp) ist der Popstar der Nerds, träumt davon, ein Computergehirn zu erschaffen, das wie der menschliche Geist nicht nur lernfähig ist, sondern Gefühle hat und in allen Netzen der Welt allgegenwärtig ist. Dass so ein Superhirn gefährlich für die Menschheit werden könnte, ahnt aber eine Extremistengruppe, die sich Rift nennt. „Das heißt, Sie wollen Gott erschaffen?“, fragt einer der Terroristen, der sich in einen Vortrag Casters geschmuggelt hat. „Wollte das die Menschheit nicht immer schon?“, kann Caster noch zurückfragen, bevor er von einem Schuss getroffen wird. So kommt es, dass er dieser Gott in der Maschine wird: Casters Frau Evelyn (Rebecca Hall) verdingt sich als Dr. Frankenstein, digitalisiert alles, was sich im Gehirn ihres Mannes finden lässt, lädt das Datenpaket ins Internet hoch – und beschert ihm damit nach einigen Anfangsschwierigkeiten („Ich denke, er ist noch fragmentiert“) Unsterblichkeit.

Während bald neben den Terroristen auch die Regierung den Casters misstraut, die einen High-Tech-Park in der Wüste aus dem Nichts stampfen, wird über neuronale Netze und Nanotechnologie geplaudert und ständig der statt das Virus gesagt. Und obwohl all die Wunder vorgeführt werden, die ein Superrechner vollbringen kann, fragt sich Evelyn irgendwann: Ist das, was da durch die Leitungen zuckt, wirklich noch der Mann, den ich liebte? Hat die Seele womöglich doch einen Kopierschutz?

Natürlich trifft „Transcendence“ den Zeitgeist. Die Casters arbeiten an genau jener Sorte Zukunft, von der Datenkraken wie Google, Facebook oder die NSA träumen. Doch aus der Idee wird nichts gemacht. Der Science-Fiction hat zu viel Leerlauf, zu wenig Substanz. Johnny Depp, Morgan Freeman und Paul Bettany sagen abwechselnd im sonoren Ton Allgemeinplätze zur Bedeutung von künstlicher Intelligenz und zur Verantwortung der Wissenschaft auf.

Das Klügste, was der Film zu dem Thema zu sagen hat, bleibt ein Bild, das den wieder an einen Körper gekommenen Will Caster zeigt, der seine bewusstlose Frau auf den Armen trägt – eine Einstellung, die eine Szene aus „Frankenstein“ (1931) zitiert, immerhin ein Mensch-Maschine-Klassiker, den „Transcendence“ offenbar kennt.

Was sonst noch im Kino in Stuttgart läuft, finden Sie in unserem Kino-Programm.