Aus der Landschaft bei Herrenberg soll künftig der Aussichtsturm weithin sichtbar emporragen und zum Wahrzeichen für den Schönbuch werden. Foto: factum/Granville

Um den bei Herrenberg geplanten Aussichtsturm zu finanzieren, sammelt ein eigens gegründeter Verein Spenden. Rund 300 000 Euro müssen zusammenkommen, bevor der Bau beginnt. 120 000 davon sind bereits zugesagt.

Herrenberg - Der Satz war in der Kreistagssitzung für einen Lacher gut. „Die Namen der Spender können wir noch nicht nennen, aber wir sind in Verhandlung mit namhaften Automobilunternehmen“, sagte der Landrat Roland Bernhard. Die Hälfte der Baukosten von einer Million Euro für den bei Herrenberg geplanten Aussichtsturm sollen Spender zahlen. Vor dem Turm muss ein Geldstapel wachsen. Das ist fester Teil der Finanzierungsvereinbarung. Nicht nur Unternehmen, auch Stiftungen sind als mögliche Gönner angesprochen worden. Kleinspender sind ebenfalls willkommen. Sie können symbolisch Treppenstufen oder andere Teile des Turms finanzieren.

Die 500 000 Euro muss ein eigens gegründeten Verein einsammeln – theoretisch. Denn als Spende werden auch 195 000 Euro Zuschuss gewertet, die aus einem Landesetat für Tourismusförderung zu erwarten sind. Womit etwas mehr als 300 000 Euro bleiben. Davon sind laut Bernhard „120 000 Euro zwar rechtlich noch nicht in trockenen Tüchern, aber fest zugesagt“. Eine weitere Viertelmillion fließt aus einem Zuschussetat der Region. Den Restbetrag teilen sich die Stadt Herrenberg und der Landkreis im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel.

30 Meter hoch soll der Turm emporragen

30 Meter hoch soll der Turm auf dem Stellberg emporragen, einer ehemaligen Mülldeponie. Besucher können auf drei Aussichtsplattformen in die Ferne blicken. Bis zur Schwäbischen Alb und zum Schwarzwald behindert nichts die Rundumsicht. Umgekehrt ist der Turm weithin sichtbar, auch von der Autobahn aus. Er soll zum Wahrzeichen für den Schönbuch werden. „Die Hoffnung ist, dass er auch Leute von weiter weg anzieht“, sagte der Planer Sebastian Grotz vom Stuttgarter Büro Schlaich, Bergermann und Partner.

Entgegen der üblichen Konstruktion wird der Herrenberger Aussichtsturm an seinem Fuß schmaler sein als an seinem Kopf. Ein Stahlnetz soll die tragende Konstruktion aus Holz umhüllen, dabei gleichzeitig den Turm stabilisieren und seine Besucher vor dem Absturz schützen.

Die Kreisräte befanden die Pläne einmal mehr für gelungen. Der Grundsatzbeschluss war bereits im Dezember 2015 gefallen. Allerdings bemängelte der Christdemokrat Wolfgang Lützner, dass in der Kalkulation Kosten für Wege und Parkplätze fehlen. „Es macht keinen guten Eindruck, wenn das nach und nach teuerer wird“, sagte er. Tatsächlich waren in den ursprünglichen Unterlagen neben den Baukosten noch 210 000 Euro für die Planung aufgelistet. Für die Erschließung sind laut Siegfried Zenger, der im Landratsamt die Abteilung Regionalentwicklung leitet, vergleichsweise geringe Ausgaben zu erwarten. Auf bereits asphaltierter Fläche „könnten mit einfachen Mitteln 40 bis 50 zusätzliche Parkplätze untergebracht werden“, sagte Zenger. Ehemalige Fahrt- und Gehwege der Deponie seien noch intakt.

An den Aufgängen werden Spendenkassen stehen

Auf 8000 Euro jährlich sind die Betriebskosten geschätzt, insbesondere, weil die Holzteile regelmäßig erneuert werden müssen. Der Eintritt soll kostenlos sein, aber an den Aufgängen Spendenkassen stehen. Auf diese Art finanziert beispielsweise die Stadt Schwäbisch Gmünd ihren Aussichtsturm, den Himmelsstürmer.

Bislang ungelöst bleibt der Wunsch nach Behindertengerechtigkeit. Ein Treppenlift könnte weitgehend problemlos installiert werden, aber nur bis zur ersten Plattform. Soll auch Rollstuhlfahrern das Emporkommen bis zur Turmspitze ermöglicht werden, „ist das natürlich auch eine Frage der Finanzierung und damit eines steigenden Spendenanteils“, sagte Bernhard. Überdies womöglich auch eine Frage des Interesses, denn für Gehbehinderte ist schon der Weg zum Turm beschwerlich.