Weltmeister Tony Martin war beim Zeitfahren der Tour de France wieder nicht zu schlagen. Foto: dpa

Es war vorauszusehen: In seiner Spezialdisziplin bleibt der Wahlschweizer Tony Martin einfach unschlagbar. Nibali konnte seinen Vorsprung auf die Konkurrenz ausbauen.

Es war vorauszusehen: In seiner Spezialdisziplin bleibt der Wahlschweizer Tony Martin einfach unschlagbar. Nibali konnte seinen Vorsprung auf die Konkurrenz ausbauen.

Périgueux - Tony Martin bleibt im Zeitfahren unantastbar und hat mit dem prognostizierten Sieg in seiner Spezialdisziplin den deutschen Tour-Rekord mit sechs Etappenerfolgen eingestellt.

Der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister war bei der 101. Frankreich-Rundfahrt auf dem 54 Kilometer langen Auf und Ab durch die Dordogne für die Konkurrenz unschlagbar. Der 29 Jahre alte Wahlschweizer fuhr in 1:06:21 Stunden Bestzeit und verwies in Perigueux den Niederländer Tom Dumoulin (+ 1:39 Minuten) und den Tschechen Jan Barta aus dem deutschen NetApp-Team (+ 1:47) auf die Plätze.

Der designierte Toursieger Vincenzo Nibali, im Zeitfahren vierter hinter Martin (+ 1:58), konnte seine Spitzenposition in der Gesamtwertung ausbauen. Er geht mit 7:52, bzw. 8:24 Minuten Vorsprung auf die beiden Franzosen Jean-Christophe Peraud und Thibaut Pinot auf den Schlussabschnitt nach Paris. Traditionsgemäß gibt es auf der letzten Tour-Etappe keine Angriffe auf das Gelbe Trikot mehr. Sie führt am Sonntag über lediglich 137,5 Kilometer. Nur für die Sprintermeute geht es im Finale auf der Pariser Prachtstraße noch einmal um alles.

Nach seinem Erfolg in Mulhouse mit einem fulminanten Solo feierte Martin zum ersten Mal zwei Tageserfolge in einer Tour-Ausgabe. In dieser Beziehung erfolgreicher war aus deutscher Sicht bisher nur Marcel Kittel mit drei Erfolgen. Außerdem punktete André Greipel einmal. Den beiden Sprintern wird auch am Sonntagabend auf den Pariser Champs Élysées einiges zugetraut. Zuvor hatten deutsche Fahrer 1977 und 2013 sechs Siege in einem Tourjahr errungen.

"Ich hatte ein gutes Gefühl - bis zum Schluss konnte ich das hohe Tempo halten. Der frühe Etappensieg hat den Druck von mir genommen, so dass ich mich voll und ganz auf das Zeitfahren konzentrieren konnte. Ich lasse mich nicht mehr aus der Ruhe bringen. Das ist besonders im Zeitfahren viel wert", sagte Martin, der im Anschluss an seine rasende Fahrt auf dem Weg zum Mannschaftsbus im hektischen Zielbereich von etwa 20 Kamerateams verfolgt wurde. "Man kann es nicht besser machen", lobte sein Technischer Direktor im Team, Rolf Aldag.

Martins vierter Etappensieg seiner Karriere war am Samstag fast ein Selbstläufer. Nach 14 Kilometern überholte er bereits den zwei Minuten vor ihm gestarteten Rudy Molard aus Frankreich. Danach waren der Rostocker Paul Voss, Joaquin Rodriguez (Spanien) und der Franzosen Mikael Chérel fällig. Ohne Irritationen setzte der im WM-Trikot gestartete Pharma-Quickstep-Fahrer sein Triumphfahrt gleichmäßig wie ein Uhrwerk bis ins Ziel fort.

Schon vor dem Martin-Start in Bergerac hatte Altmeister Jens Voigt nach absolvierter Fahrt im Ziel prophezeit: "Die Strecke ist ideal für Tony, keine heftigen Steigungen, nicht zu viel Kurven", und die Empfehlung verbreitet: "Kopf runter, treten und nicht bremsen". Der im September 43 Jahre alt werdende Berliner bestritt seine abschließendes Tour-Zeitfahren. Seine 17. Frankreich-Rundfahrt ist seine definitiv letzte, bestätigte Voigt ein weiteres Mal. "Gut, dass es vorbei ist", sagte der älteste Tourstarter.

Die Tour-Entdeckung Leopold König vom in Deutschland lizenzierten Zweitligisten NetApp-Endura verbesserte sich durch ein starkes Zeitfahren im Gesamtklassement. Der 26 Jahre alte Tscheche kletterte bei seinem Debüt noch auf Rang sieben und hatte in Périgueux nur 2:02 Minuten Rückstand auf Martin. "Das ist ein großer Tag für uns, wir können sehr zufrieden sein", zog NetApp-Chef Ralph Denk bereits ein Tour-Fazit.