Der Pole Rafal Majka holt sich am Samstag den Überraschungserfolg bei der Tour de France. Foto: Getty Images Europe

Vincenzo Nibali fährt unbeirrt seinem Toursieg entgegen. Der vierte Etappensieg bleibt ihm in Risoul aber verwehrt. Diesmal holt sich der Pole Rafal Majka den Überraschungserfolg, nachdem er am Freitag noch unglücklicher Zweiter wurde.

Vincenzo Nibali fährt unbeirrt seinem Toursieg entgegen. Der vierte Etappensieg bleibt ihm in Risoul aber verwehrt. Diesmal holt sich der Pole Rafal Majka den Überraschungserfolg, nachdem er am Freitag noch unglücklicher Zweiter wurde.

Risoul - Sogar der milliardenschwere Teambesitzer Oleg Tinkow war nach dem Überraschungscoup von Rafal Majka zu Tränen gerührt. „Das ist ein unglaublicher junger Mann. Das sind Emotionen, die ich kaum fassen kann“, sagte der Russe und verdeckte seine feuchten Augen schnell mit einer Sonnenbrille. Der Sieg des Polen, der auf der 14. Etappe der Tour de France über 177 Kilometer nach Risoul dem gewaltigen Druck des in den Bergen bislang so überragenden Vincenzo Nibali standhielt, war mehr als eine kleine Entschädigung für Tinkow, der mit Alberto Contador den Gesamtsieg holen wollte. Ein Sturz in den Vogesen mit einem anschließenden Schienbeinbruch hatte das Unterfangen zunichtegemacht.

So schlug in den Alpen auch die Stunde des Helfers Majka. Nach seinem zweiten Platz am Freitag in Chamrousse wendete er 24 Stunden später das Blatt und siegte vor dem 29-jährigen Italiener. Nibali konnte es verschmerzen, schließlich baute er seinen Vorsprung in der Gesamtwertung auf den Spanier Alejandro Valverde auf nun 4:37 Minuten aus und hat auf dem Weg zum ersten Toursieg nur noch die Pyrenäen als großes Hindernis vor sich. „Ich wollte das Rennen kontrollieren. Es ist mir gelungen. Ich habe eigentlich nicht Angst vor einem ‚schwarzen Tag’, den ich bisher nur einmal bei meinem Vuelta-Sieg hatte“, sagte Nibali.

Majka kann sein Glück kaum fassen

Der 24-jährige Majka konnte am Samstag sein Glück kaum fassen. „Ich sollte herkommen, um Alberto zu helfen. Jetzt geht es darum, für die Mannschaft zu siegen, die mich sehr unterstützt hat“, sagte der Pole, der nur durch das kurzfristige Tour-Aus von Roman Kreuziger (Tschechien) wegen Unregelmäßigkeiten in dessen Blutpass ins Tinkoff-Aufgebot gerückt war. Beim Giro d’Italia hatte er bereits mit Platz sechs überzeugt und sollte sich danach eigentlich schonen. „Natürlich war ich nach dem Giro müde, aber die Mannschaft hat mich gebraucht.“ Gefreut haben dürfte es Contador, der daheim vor dem TV saß. „Zuschauen zu müssen tut mehr weh als der Schienbeinbruch“, schrieb der Spanier via Twitter.

Nibali, der auch vom Sturzpech des Vorjahressiegers Chris Froome profitiert hatte, erreichte 24 Sekunden hinter Majka als Zweiter das Ziel. Einzig der Franzose Jean-Christophe Peraud war imstande, das Tempo des Italieners in etwa zu halten.

Peraud wurde mit einem Rückstand von 26 Sekunden Dritter. Der AG2R-Profi führte diesmal die starke Fraktion der jungen französischen Generation an, zu der auch Romain Bardet und Thibaut Pinot gehören, die im Gesamtklassement die Plätze drei (4:50) und vier (5:06) belegen.

Stark präsentierte sich erneut NetApp-Fahrer Leopold König (Tschechien), der Tages-Neunter wurde und im Gesamtklassement auf Platz acht kletterte. Die deutschen Radprofis spielten bei der Kletterpartie erwartungsgemäß keine Rolle. Tony Martin verrichtete wieder treue Helferdienste für seinen Kapitän Michal Kwiatkowski, der bereits am 2360 Meter hohen Col d’Izoard, dem Dach der diesjährigen Tour, große Probleme hatte.

Bereits kurz nach dem Start hatte sich eine 17-köpfige Ausreißergruppe gebildet. Zwischenzeitlich fuhren die Flüchtlinge einen Vorsprung von über fünf Minuten heraus. Darunter waren auch zwei Fahrer vom Team Sky, das nach dem Einbruch des Australiers Richie Porte am Freitag alle Ambitionen für das Gesamtklassement aufgegeben hat und nun auf Etappenjagd geht. Beim Finale hatten sie aber nichts mehr zu melden. Als einziger Fahrer „überlebte“ aber nur Majka. Am Sonntag könnte nach der Quälerei in den Alpen wieder die Stunde von Sprintstar Marcel Kittel und Co schlagen. Auf dem 222 Kilometer langen Teilstück von Tallard nach Nimes sind keine größeren Hindernisse zu bewältigen, so dass es wieder zu einer Massenankunft kommen könnte.