Ganz in seinem Element: Der Schauspieler und Comedian Chris Rock spielt in „Top Five“ einen Hollywood-Star, der in einem Bärenkostüm berühmt wurde Foto: Verleih

Chris Rock untersucht mit deftigem Humor die Sinnkrise eines unterschätzten Filmstars und nimmt dabei seine Figuren ernst. Trotz Bärenkostüm. Whoopi Goldberg, Adam Sandler und Jerry Seinfeld absolvieren solidarische Kurzauftritte.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Top Five"

Was könnte für einen reifen Schauspieler schlimmer sein, als auf ewig mit einer Superheldenrolle im Vogelkostüm identifiziert zu werden? US-Comedian Chris Rock gibt als Andre Allen die Antwort: An diesem nämlich klebt eine Rolle als komödiantischer Polizei-Teddybär Hammy.

„Sie haben nicht mal mein Gesicht gesehen“, echauffiert er sich über die ständig nach einer Fortsetzung fragenden Fans; in Rückblenden ist zu sehen, das er tatsächlich einen Bärenkopf trug – Höchststrafe. Um es allen zu zeigen, spielt Allen nun einen haitianischen Revolutionsführer, der freilich tausende emordet hat, weshalb den Film keiner sehen möchte.

Wie Alejandro González Iñárritu und sein Hauptdarsteller Michael Keaton in „Birdman“ erkundet Rock die Sinnkrise eines unterschätzten Filmstars, ebenfalls mit autobiografischen Züge, aber ganz anders gelagert: Wo Iñárritu mit schwebender Kamera ungeschnitten seinen Protagonisten umkreist, kreist Rock ganz um sich selbst.

Die Journalistin Chelsea Brown (Rosario Dawson) heftet sich an die Fersen des Film-Alter-Egos Allen, von dem alle immer einen lustigen Spruch erwarten, weil er einst als Standup-Comedian angefangen hat, genau wie Rock selbst. Allen aber ist ausgebrannt, er hasst und fürchtet Filmkritiker, und er hat einige Leichen im Keller – genau wie die Journalistin, wie sich bald herausstellt.

Mit großer Leichtigkeit tänzelt Rock durch einen Film, der an entscheidenden Stellen glaubhaft dramatisch wird und seine Figuren ernstnimmt. Das verbale und emotionale Pingpong mit der spielfreudigen Dawson („Sin City“) gelingt ganz vorzüglich und man glaubt diesen beiden, dass sie am Ende eines gemeinsam verbrachten Tages gerade wegen ihrer vermeintlichen Differenzen zueinander finden könnten.

Auch die satirische Nebenhandlung funktioniert hervorragend

Dabei plant Allens Verlobte gerade eine Traumhochzeit, bei der es vor allem darauf ankommt, wie diese öffentlich wirkt – denn sie ist ein Reality-TV-Sternchen, das Tag und Nacht in Fernsehbildern denkt und lebt. Auch diese satirische Nebenhandlung funktioniert hervorragend, ganz besonders dann, wenn Allen der Kragen platzt und er einen Eklat produziert. Browns Freund dagegen stolpert ihnen in einem Hotel über den Weg in verfänglicher Situation.

In Rückblenden erzählt Rock – jugendfrei verhüllt – seltsame sexuelle Eskapaden, die zum herzhaften Lachen einladen wie sein verbaler Humor, der sich auch oft unter der Gürtellinie bewegt, ohne unappetitlich zu werden. Rock ist kein anzüglicher Effekthascher, er entlarvt menschliche Schwächen und bringt seine lebensweisen Pointen sicher ins Ziel.

Die offenherzige afroamerikanische Ausdrucksweise – die Pressevorschau war in englischer Originalfassung – wirkt extrem authentisch, auch wenn die Mitglieder von Allens chaotischer Familie wie im richtigen Leben ordentlich übereinander herziehen. Übersetzen lässt sich das kaum, auf Deutsch könnte manches deshalb unnatürlich oder harsch klingen.

Rock ist nicht allein: Whoopi Goldberg, Adam Sandler und Jerry Seinfeld absolvieren solidarische Kurzauftritte und diskutieren ihre Top-fünf-Listen der besten HipHopper zu diskutieren; zwei Kandidaten, Kanye West und Jay Z, sind Co-Produzenten des Films, der nicht die künstlerische Tiefe von „Birdman“ erreicht, dafür aber eine ungekünstelt menschliche. Am Ende steht eine simple Wahrheit: Das Leben ist viel zu prall, um es deprimiert wegzuwerfen.

Unsere Bewertung zu "Top Five": 4 von 5 Sternen - empfehlenswert!

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