Schwer bewaffnete Zollbeamte einer Spezialeinheit sichern in Hamburg einen großen Kokainfund, der im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt wird. Foto: dpa

Der Zoll hat im Hamburger Hafen in den vergangenen Monaten mehrere Tonnen Kokain beschlagnahmt. Seefrachtcontainer aus Südamerika dienen häufiger als Versteck für Drogenlieferungen.

Hamburg - Es ist eine gigantische Menge: Der Zoll hat im Hamburger Hafen in den vergangenen Monaten mehr als 3,8 Tonnen Kokain beschlagnahmt. Das Rauschgift sei in Schiffscontainern versteckt gewesen und bei insgesamt drei separaten Ermittlungsaktionen zwischen Anfang März und Ende Mai beschlagnahmt worden, erklärte die Generalzolldirektion am Donnerstag. Dies bestätige den Trend zu sehr großen Schmuggelaktionen.

Laut Zoll handelte es sich um Funde von 1,6 Tonnen, 1,45 Tonnen und 788 Kilogramm bei drei unterschiedlichen Gelegenheiten. Die Container waren demnach bei der routinemäßigen Frachtkontrolle aufgrund von Risikobewertungen aufgefallen und daraufhin einer genaueren Untersuchung unterzogen worden. Seefrachtcontainer aus Südamerika dienen häufiger als Versteck für Drogenlieferungen.

Im Einzelnen stießen die Ermittler nach eigenen Angaben am 24. März auf 1,45 Tonnen Kokain in drei verdächtigen Containern aus Paraguay, die zur Tarnung mit Holzkohle beladen waren. Am 18. April fanden sie dann 1,6 Tonnen in fünf ebenfalls aus Paraguay stammenden Containern. Auch dabei diente Holzkohle als Ablenkung. Weitere 788 Kilogramm entdeckten sie am 18. Mai in einem mit Futtermitteln beladenen Container aus Uruguay. In allen drei Fällen waren die in Drogen zur schnellen Entnahme päckchenweise in großen Sporttaschen direkt hinter den Containertüren verstaut.

Behörden stolz auf funktionierende Zollkontrollen

Behördenvertreter bezeichneten die Beschlagnahmen als Beleg für die funktionierenden Zollkontrollen. Es handle sich um eine „herausragenden Ermittlungserfolg“, erklärte der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Werner Gatzer. Das Ministerium ist auch für den Zoll zuständig. Die eigene „Bekämpfungsstrategie“ gehe auf.

Zoll und Polizei zogen in jüngster Zeit bereits häufiger große Kokainlieferungen aus dem Verkehr. Erst im Februar entdeckten Zollfahnder im Hamburger Hafen fast 720 Kilogramm Kokain in einem Container aus der Karibik. Den Straßenverkaufswert gab der Zoll damals mit etwa 145 Millionen Euro an. Dementsprechend liegt er bei den neuen Funden bei rund 800 Millionen Euro.

Darüber hinaus tauchten in Deutschland in den vergangenen Jahren immer wieder sehr große Kokainlieferungen in Bananenkartons aus Südamerika auf, die per Schiff verschickt und an Großhändler und Supermärkte ausgeliefert wurden. Den bislang letzten derartigen Fall gab es im April in Leverkusen. Dazu kann es kommen, wenn die Täter ihre Drogenlieferungen nicht planmäßig abfangen können. Rauschgifttransporte dieser Größenordnung gehen auf das Konto hochprofessionell agierender internationaler Drogenkartelle aus dem Bereich der organisierten Kriminalität.

Die Präsentation der jüngsten Beschlagnahmen durch den Zoll in Hamburg fand daher unter strengen Sicherheitsvorkehrungen auf dem Gelände einer Bundeswehrkaserne statt. Spezialkräfte des Zolls bewachten den Ort. Nach Angaben des Zolls bestätigte sich mit den neuen Funden in Hamburg eine Tendenz hin zu sehr großen Drogenlieferungen. In den vergangenen Jahren seien noch Funde von 50 bis 150 Kilogramm üblich gewesen, hieß es. Inzwischen würden immer wieder Kokainsendungen von einer Tonne und mehr entdeckt. Die Drogen müssen dabei nicht zwangsläufig für den deutschen Markt bestimmt sein, die Zielhäfen der Container sind oft ganz andere. In Hamburg erfolgte unter Umständen nur die Umladung.