Nach der Tat sicherten Experten der Kriminalpolizei am Tatort Spuren. Foto: 7aktuell/Alexander Hald

Die 1. Schwurgerichtskammer des Landgerichts Stuttgart verhandelt wegen Mordes gegen einen 34-Jährigen. Er soll Ende Februar in Reichenbach seine Ehefrau aus Eifersucht erwürgt haben, weil diese ein Verhältnis mit einem anderen Mann gehabt habe.

Reichenbach - Seit Montag muss sich ein 34-Jähriger vor dem Stuttgarter Landgericht wegen Mordes verantworten. Dem Mann wird zur Last gelegt, am 26. Februar dieses Jahres in Reichenbach seine Frau umgebracht zu haben. Aus Eifersucht wegen deren außerehelichem Verhältnis und aus Verzweiflung angesichts der wohl gescheiterten Ehe, habe er die 32-Jährige in den frühen Morgenstunden jenes Sonntags nach einem heftigen Streit im gemeinsamen Haus er würgt, heißt es in der Anklageschrift der Stuttgarter Staatsanwaltschaft.

Gegen 3.20 Uhr soll die Frau in das Eigenheim in Reichenbach zurückgekommen und in einen heftigen Streit mit ihrem unter Alkoholeinfluss stehenden Mann geraten sein. Sie floh laut dem Staatsanwalt zunächst auf ein Nachbargrundstück, wo sie von dem 34-Jährigen eingeholt und attackiert worden sei. Er habe sie bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und dann ins Haus zurückgebracht. Dort drückte er ihr erneut die Luft ab – „bis zum Tode“, so die Anklage. Die beiden gemeinsamen Kinder – eine damals zehnjährige Tochter und ein zwölfjähriger Sohn – bekamen von der Gewalttat offenbar nichts mit, wie es damals im Polizeibericht hieß. Der Junge habe tief und fest geschlafen, seine Schwester habe bei Verwandten übernachtet.

Der Angeklagte spricht nicht über die Tat

Zum Prozessauftakt will der 34-Jährige nicht über die Tat sprechen, die ihm vorgeworfen wird. Lediglich zu seiner Person macht er Angaben. Als ihn Ute Baisch, die Vorsitzende Richterin der 1. Schwurgerichtskammer, nach seinem Familienstand fragt, gibt er „verheiratet“ an. „Ich glaube, eher verwitwet“, korrigiert sie ihn. „Ja, jetzt verwitwet“, räumt er leise ein. Das Paar hatte im Jahr 2003 in einer Stadt in Sibirien geheiratet. Dort waren sie beide aufgewachsen und zur Schule gegangen, wo sie sich auch kennengelernt hatten. „Ihr Bruder war mein Freund“, lässt der Angeklagte die Dolmetscherin für die russische Sprache vor Gericht übersetzen.

Er hatte sich zudem zum Landmaschinenmechaniker ausbilden lassen. Im April 2004 reisten die erst seit kurzem Vermählten mit etwa acht Verwandten – darunter ihre Mutter und zwei Tanten – nach Deutschland aus. Es waren Dokumente aufgetaucht, die belegten, dass der Großvater seiner Frau Deutscher war. Daraufhin hätten sie als Russlanddeutsche in dessen alte Heimat übersiedeln können. Eigentlich habe er mit einer schwangeren Frau nicht „herkommen wollen“, sagt der Angeklagte.

Im Übergangswohnheim in Ostfildern sei dann der Sohn zur Welt gekommen. Schnell fand der frischgebackene Familienvater Arbeit und war fortan stets beschäftigt gewesen: in einem Baubetriebshof, bei einer Autovermietung und einem Autohändler und schließlich bei einem Getränkehersteller. Er habe in seinem Leben immer gearbeitet – „bis zum letzten Tag“, sagt er, womit er offenbar den Zeitpunkt seiner Festnahme meint. Geldprobleme habe es in der Familie nie gegeben, auch seine Frau sei arbeiten gegangen. Vom Übergangswohnheim sei die inzwischen auf vier Personen angewachsene Familie in immer größere Wohnungen im Raum Esslingen gezogen. Schließlich hätten sie das Haus in Reichenbach gebaut, in das sie im Oktober 2014 eingezogen seien.

Kinder leben bei ihrer Oma

Am Rand der Verhandlung heißt es, die Frau habe seit gut einem halben Jahr vor der Tat eine Beziehung zu einem anderen Mann unterhalten. Als ihr Ehemann das mitbekommen habe, sei die Situation eskaliert, heißt es dem Vernehmen nach. Zu seinen Kindern, die seit der Tatnacht bei ihrer Oma leben, habe er nach wie vor Kontakt, erzählt der Angeklagte. Sie hätten ihn im Gefängnis besucht. Die Verhandlung wird fortgesetzt.