Die Prozesse um den Bandenkrieg zwischen Red Legion und Black Jackets wurden unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen abgehalten. Foto: dpa

Im Dezember 2012 kommt bei einer Auseinandersetzung zwischen Anhängern der Red Legion und Black Jackets ein junger Mann ums Leben. Am Ende der monatelangen Prozesse um den tödlichen Bandenstreit in Esslingen stehen 17 Verurteilungen, ein Freispruch und ein Fragezeichen.

Stuttgart - Mit der Verurteilung eines Mitläufers zu viereinhalb Jahren Haft ist der Prozessreigen um einen tödlichen Streit unter Straßengangs in Esslingen am Dienstag abgeschlossen worden. Der 27-Jährige habe sich damals der Körperverletzung mit Todesfolge schuldig gemacht, entschied das Landgericht Stuttgart. Es sei bewiesen, dass der Mann am 21. Dezember 2012 als Mitglied der inzwischen verbotenen Straßengang Red Legion am Esslinger Obertor eine blutige Schlägerei mit den verfeindeten Black Jackets mitprovozierte. Dabei wurde ein 22-Jähriger erstochen, es gab mehrere Verletzte.

Insgesamt 18 Mitglieder der Red Legion mussten sich seither wegen gemeinschaftlichen Mordes vor Gericht verantworten. Eine restlose Aufklärung bleibe „schwierig“, räumte der Vorsitzende Richter ein. Der Mörder des 22-Jährigen wurde in dem seit Januar 2014 laufenden Verfahren nicht gefunden. Am Ende stehen ein Freispruch und 17 Verurteilungen mit teils langen Haftstrafen, darunter einmal lebenslang für einen 26-Jährigen. Die Angeklagten waren durchweg junge Männer im Alter zwischen 20 und 30. Die kurdisch geprägte Red Legion ist 2013 verboten worden.

Streit um Vormacht im Türstehergewerbe

Hinter allem stehen Macht- und Gebietsansprüche der verfeindeten Gruppen, die laut Gericht aber am ehesten als Straßengangs zu bezeichnen sind. Sympathisanten der Red Legion versuchen, ins Türsteher- und Rotlichtgewerbe zu dringen, wo sie auf die Black Jackets treffen. Es kommt immer wieder zu Machtkämpfen, Racheakten und Vergeltungsaktionen.

21. Dezember 2012: Stuttgarter Black Jackets feiern in einer Shisha-Bar in Esslingen ihre Weihnachtsfeier. Um Mitternacht werden sie von Anhängern der Red Legion vor die Tür zitiert. Dort steht ein Dutzend Black Jackets rund 30 Red-Legion-Männern gegenüber. Innerhalb kürzester Zeit kommt es zu einer brutalen Schlägerei. Ein 23-Jähriger zückt ein Messer. Wenig später liegt der 22 Jahre alte Anhänger der Black Jackets tot auf dem Boden.

Der 23-Jährige, der laut Gericht die Messerattacke startete, erhielt später eine achteinhalbjährige Jugendstrafe. Lebenslang in Haft ging ein 26-Jähriger, der die Black Jackets vor die Tür lockte und laut Gericht wusste, dass Messer im Spiel waren. Die anderen Urteile liegen zwischen knapp drei Jahren und fast neun Jahren Haft. In mehreren Fällen wurde bereits Revision beantragt.