Südkoreas Präsident Moon Jae In Foto: AFP

Nach dem Tod von Otto Warmbier hat Südkorea die Freilassung aller im Nachbarland Nordkorea festgehaltenen Landsleute und Amerikaner gefordert. Die vom verstorbenen Studenten genutzte chinesische Reiseagentur setzt derweil ihre Nordkorea-Touren für US-Amerikaner aus.

Seoul - Südkorea hat die Freilassung aller im Nachbarland Nordkorea festgehaltenen Landsleute und Amerikaner gefordert. Südkorea reagierte damit auf den Tod des US-Studenten Otto Warmbier, der aus 17-monatiger Haft in Nordkorea entlassen und vor einer Woche mit schweren Hirnschäden in die USA zurückgebracht worden war. „Nordkorea hält weiter Südkoreaner und US-Bürger fest, es muss sie rasch an ihre Familien zurückgeben“, hieß es in einer Erklärung des Büros von Präsident Moon Jae In am Dienstag.

Moon warf der international isolierten Führung in Pjöngjang in einem Interview vor, die Menschenrechte nicht zu achten. Es sei „bedauerlich, dass Nordkorea die Menschenrechte nicht respektiert, bei denen es sich um universale Normen und Werte handelt“, wurde Moon von seinem Büro zitiert. Das Interview mit einem ausländischen Medium sei noch nicht veröffentlicht worden.

Der 22-jährige Student war im Wachkoma liegend in die USA zurückgebracht worden. Er war im Januar 2016 in Nordkorea festgenommen und im März zu 15 Jahren Straflager verurteilt worden. Die kommunistische Führung in Pjöngjang warf ihm Straftaten gegen den nordkoreanischen Staat vor.

Nach Angaben des US-Außenministeriums befinden sich derzeit noch drei weitere Amerikaner in einem Gefängnis in Nordkorea. Seoul geht davon aus, dass Nordkorea zudem mindestens sechs südkoreanische Staatsbürger wegen unterschiedlicher Vorwürfe festhält.

Reiseagentur setzt Nordkorea-Touren aus

Derweil setzt die von Otto Warmbier genutzte chinesische Reiseagentur ihre Nordkorea-Touren für US-Amerikaner aus. „Das Risiko eines Besuchs Nordkoreas ist für Amerikaner zu groß geworden“, begründete das Unternehmen Young Pioneer Tours seine Entscheidung am Dienstag. Dennoch bewirbt die Agentur auf der eigenen Seite das abgeschottete Nordkorea als „eines der sichersten Länder der Welt“.

Die Reiseagentur hatte die Tour organisiert, mit der der damals 21-jährige Warmbier Anfang vergangenen Jahres nach Nordkorea reiste. Der US-Studenten war von der nordkoreanischen Regierung bei seiner Abreise kurz nach Neujahr festgenommen worden. Ihm war vorgeworfen worden, in einem Hotel ein Plakat von der Wand genommen zu haben. Nordkoreas Führung warf ihm Straftaten gegen den Staat vor und verurteilte ihn im März 2016 zu 15 Jahren Straflager.

Warmbier verbrachte 17 Monate in Nordkorea, ehe er am Dienstag vergangener Woche mit schweren Hirnschäden und im Wachkoma liegend in die USA zurückgebracht wurde. Woher die gesundheitlichen Schäden rührten, ist bisher nicht abschließend geklärt. Die Führung in Pjöngjang hatte US-Diplomaten gegenüber angegeben, Warmbier sei in der Haft in Nordkorea an Botulismus erkrankt - einer schweren Nahrungsmittelvergiftung. Die US-Seite zweifelt diese Darstellung an. Nach Meinung von Medizinern könnten die Schädigungen im Hirn von einem Sauerstoffentzug stammen.

Das US-Außenministerium bemüht sich, weitere US-Bürger in nordkoreanischer Haft freizubekommen. Nach Ministeriumsangaben befinden sich derzeit noch drei weitere Amerikaner in einem Gefängnis des kommunistischen Landes.