Der nordkoreanische Botschafter in Kuala Lumpur nannte die Ermittlungen Malaysias im Todesfall von Kim Jong Nam am Montag „politisch motiviert“ Foto: AFP

Nordkorea sind die Ermittlungen zum Tod von Kim Jong Nam, eines Mitglieds der Herrscherfamilie, ein Dorn im Auge. Malaysia will sich diese Kritik aber nicht bieten lassen.

Kuala Lumpur - Die Ermittlungen zum Tod eines Halbbruders von Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un haben zu Spannungen mit Malaysia geführt. Der nordkoreanische Botschafter in Kuala Lumpur nannte die Ermittlungen Malaysias im Todesfall von Kim Jong Nam am Montag „politisch motiviert“. Malaysias Ministerpräsident Najib Razak sagte dagegen, die Ermittler arbeiteten „sehr objektiv“. Ein japanischer Fernsehsender zeigte ein Video des mutmaßlichen Angriffs.

Kim Jong Nam war vergangene Woche auf dem Flughafen in Kuala Lumpur einem mutmaßlichen Giftmord zum Opfer gefallen. Vom japanischen Sender Fuji TV am Montag veröffentlichtes Material einer Überwachungskamera zeigt zwei Frauen, die sich Kim aus verschiedenen Richtungen nähern. Eine von ihnen scheint ihn dabei von hinten zu umgreifen und für einige Sekunden etwas über seinen Mund zu halten. Danach entfernen sich die Frauen getrennt und in Ruhe von ihm.

Weiteres Material zeigt, wie Kim danach zu Mitarbeitern des Flughafens von Kuala Lumpur geht, auf seine Augen gerichtete Gesten macht und um Hilfe zu bitten scheint. Anschließend wird er zu der Klinik des Airports begleitet. Kim starb kurz danach auf dem Weg ins Krankenhaus.

Südkorea wirft Nordkorea vor, Kim vergiftet zu haben. Die beiden Festgenommenen Frauen sagten im Verhör, hereingelegt worden zu sein: sie hätten gedacht, sie nähmen an einer Fernsehshow teil.

Erste Autopsie brachte keine schlüssigen Ergebnisse

Nordkorea lehnte eine Autopsie ab und verlangte die Überstellung des Leichnams. Botschafter Kang sagte, der malaysischen Polizei gehe es bei ihrer Untersuchung nicht um Aufklärung. Vielmehr wolle sie Nordkorea Verdächtigungen anhängen. Eine erste Obduktion sei „einseitig“ und ohne Anwesenheit nordkoreanischer Vertreter abgelaufen. Malaysia verberge womöglich etwas. Nordkorea müsse an weiteren Untersuchungen beteiligt werden.

Razak versicherte hingegen, Malaysia habe keinerlei Grund, Nordkorea in schlechtes Licht zu rücken. Er habe absolutes Vertrauen in die Professionalität von Polizei und Medizinern und erwarte, dass Nordkorea die rechtsstaatliche Vorgehensweise Malaysias akzeptiere. Das Außenministerium rief seinen Botschafter aus Nordkorea zu Beratungen zurück und bestellte Kang ein, von dem es Erklärungen zu seinen Vorwürfen verlangte.

Ungeachtet der nordkoreanischen Vorwürfe soll Malaysia eine zweite Autopsie vorgenommen haben. Deren Resultate sollen nach Angaben des Gesundheitsministeriums frühestens am Mittwoch veröffentlicht werden. Die erste Autopsie habe keine schlüssigen Ergebnis gebracht, hieß es zu Begründung. Die Polizei wies das jedoch zurück.

Malaysias Vize-Polizeichef Noor Rashid Ibrahim sagte, im Zuge der Ermittlungen würden derzeit noch vier Nordkoreaner gesucht. Sie seien ab Ende Januar in Malaysia eingereist und hätten das Land am Tag des mutmaßlichen Anschlags wieder verlassen. Interpol sei eingeschaltet worden. Außerdem wolle die Polizei drei weitere Personen befragen, eine von diesen sei aus Nordkorea. Ob sie als Verdächtige oder Zeugen aussagen sollen, blieb offen.