Immer öfter tödlich: Gebrauchte Drogenspritzen. Foto: dpa

Die Zahl der Drogenopfer steigt landes- und bundesweit von Jahr zu Jahr. Allerdings war es vor über 20 Jahren noch schlimmer – bis die Politik so manches Tabu brach. Das wäre wieder mal notwendig, meint Polizeireporter Wolf-Dieter Obst.

Stuttgart - Jahr für Jahr liefern die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler und das Bundeskriminalamt mit ihrem Jahresbericht zur Rauschgiftkriminalität alarmierende Zahlen: Schon wieder gibt es mehr Delikte – und noch mehr Drogentote. Offenbar ist der Stoff zu rein, sind die Preise zu niedrig, werden Partydrogen unterschätzt, ist alles auch noch in Hülle und Fülle leicht erhältlich. Wird diese Welt denn immer schlimmer?

Angesichts solcher Schreckensmeldungen fehlt dann aber doch eine nüchterne Einordnung in größere Zusammenhänge. In den Neunzigern, als das Thema Methadon und Ersatzdrogen für die Politik noch weitgehend ein Tabu war, lag die Zahl der Drogentoten weitaus höher. In Baden-Württemberg, wo derzeit ein Anstieg auf 170 Todesopfer beklagt wird, lag die Zahl zwischen 1991 und 2002 nie unter 200. Es waren sogar bis zu 287 Drogenopfer zu beklagen. In Stuttgart gab es bis zu 39 Rauschgifttote jährlich – das waren mehr als doppelt so viele wie zuletzt.

Dabei könnte die Politik mehr tun als nur zu lamentieren. Man kann Partydrogen verdammen – oder aber konstruktiv mit den gefährlichen Pillen umgehen. In Österreich und der Schweiz etwa bieten Drogenberater vor den Clubs Tests an – können so Gefahren entschärfen und Kontakte zur Szene knüpfen. Solche Projekte sind hierzulande indes verboten. Doch waren die Vorbehalte gegen Substitution früher nicht ähnlich groß? Umdenken tut not: Die Drogenbeauftragte könnte hier durchaus voranschreiten – und nicht nur Alarmismus pflegen.

wolf-dieter.obst@stzn.de