Benedikt Gulde (links) und Daniel Riehle vor der Thomas-Müntzer-Scheuer. Jetzt, sagen die beiden, können die Studenten zeigen, dass sie den Betrieb der TMS schaffen. Foto: Fritzsche

Seit Januar ist die Thomas-Müntzer-Scheuer in Hohenheim fest in der Hand von Studenten. Das hatten sich die jungen Leute stets gewünscht, und damit ist Ruhe eingekehrt in einen Streit.

Hohenheim - Nach jahrelangen Vorlauf ist nun eingetreten, was sich die Hohenheimer Studenten gewünscht haben: Die Thomas-Müntzer-Scheuer wird von den Studierenden betrieben. „Seit 1976 haben Studenten darum gekämpft, die TMS zu übernehmen“, sagt Daniel Riehle, und Benedikt Gulde ergänzt: „Es ist kein Streitobjekt mehr, sondern ein Leuchtturmprojekt.“

Den Streit hat es einst gegeben, weil das Studentenwerk die Scheuer vor einigen Jahren zur zweiten Mensa machen wollte. Dagegen protestierten die Studenten. Gegen die Bewirtschaftung der TMS durch die Studenten war das Studentenwerk damals aber auch, da sah man eine Konkurrenzsituation gegeben. Mittlerweile sind die Unstimmigkeiten ausgeräumt, sagen Gulde und Riehle. Beide stehen dem Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) der Universität Hohenheim vor, bei dem die Arbeitsgruppe TMS angesiedelt ist. Darin engagieren sich die Studenten, die sich um die Scheuer kümmern.

Von Studis für Studis

Schwierigkeiten beim Übergang bereitete hauptsächlich der verwaltungstechnische Aspekt: „Seit 2012 hat die Uni eine Verfasste Studierendenschaft“, erklärt Daniel Riehle. Dazu gehören alle Studierenden sowie die gewählten Vertreter in Asta und Studierendenparlament, Mitglieder der Fachschaften und andere Gruppierungen. Seit dem Wintersemester 2014/2015 hat die Verfasste Studierendenschaft ein eigenes Budget – Geld, das aus den Semesterbeiträgen der Studenten kommt. Damit waren die formalen Voraussetzungen gegeben. „Wir haben uns mit allen zusammengesetzt, mit Studierendenwerk, dem Land, dem die Scheuer gehört, der Univerwaltung“, erinnert sich Riehle.

An mehreren Wochenenden haben die Studenten eine Nutzungsordnung und Mietverträge erarbeitet und geregelt, wie beispielsweise Terminplanung, Winterdienst oder Getränkebestellungen ablaufen. „Die TMS ist von Studis für Studis“, sagt Benedikt Gulde. „Wir haben jetzt die Möglichkeit, unter Beweis zu stellen, dass wir die Selbstverwaltung schaffen.“ Riehle ergänzt: „Wir stecken da viel Zeit hinein – aber es ist ja auch nicht nur für uns, sondern auch für die Nachwelt.“ Also die zukünftigen Generationen von Studenten.

Die Thomas-Müntzer-Scheuer ist ein Lern- und Begegnungszentrum. „Tagsüber ist die TMS als Lernraum geöffnet, abends gibt es Vorträge, Theatervorstellungen, Spieleabende und andere Veranstaltungen“, erklärt Benedikt Gulde. Die Kulturgruppe des Asta trifft sich hier, auch Partys werden organisiert. Allerdings ist es den beiden wichtig, zu betonen, dass dies nicht der Hauptzweck der TMS ist. „Es gibt auf dem Campus keinen richtigen Treffpunkt mit freien Gestaltungsmöglichkeiten für Studenten “, sagt Benedikt Gulde. Die TMS soll genau dies sein. „Es gibt in der Gegend nichts Vergleichbares, was die Abendveranstaltungen und die günstigen Preise angeht“, sagt Daniel Riehle, „jedenfalls nicht fußläufig vom Campus“. Für Bars und Cafés müsste man erst in die Innenstadt fahren. Dort seien die Preise allerdings auch weniger studentenfreundlich.

Die TMS braucht keinen Profit abwerfen

Während Verwaltung und Organisation der TMS über die ehrenamtlich im Asta tätigen Studenten laufen, ist es durch die gesicherte Finanzierung möglich, Studenten in Hiwi-Jobs einzustellen. Diese übernehmen dann Dinge wie den Schließdienst, die Veranstaltungstechnik, die Bestuhlung, die Vor- und Nachbereitung von Veranstaltungen – alles Aufgaben, die von den Ehrenamtlichen nicht zu leisten wären. Dabei ist nach wie vor nicht vorgesehen, dass die TMS einen Profit abwirft – lediglich bei Null will man herauskommen.

Anmieten können die TMS auch Alumni und andere Externe. Ein Jahrgangstreffen hat sich schon angemeldet, und zwei Hochzeitsfeiern werden im Sommer ausgerichtet. Kennen gelernt haben sich die Paare in der Thomas-Müntzer-Scheuer.

Infos zur TMS gibt es hier.