Liang Qiu rechnet sich bei der Universiade, die am Freitag in Südkorea begonnen hat, im Mannschaftswettbewerb eine gute Platzierung aus. Foto: Yavuz Dural

Liang Qiu ist Teil der deutschen Tischtennis-Delegation bei der 28. Sommer-Universiade. Die Weltspiele der Studenten werden zurzeit in der südkoreanischen Stadt Gwangju ausgetragen. Der Hohenheimer Student hat sich hohe Ziele gesteckt.

Hohenheim - Viele Sehenswürdigkeiten, die ein Tourist nicht verpassen darf, hat die 1,5-Millionen-Einwohner-Stadt Gwangju im Südwesten von Südkorea nicht zu bieten. Ein großer Park, eine noch größere Einkaufsstraße und einige Tempel sind das, was die Reiseführer empfehlen. Vielleicht ist es deshalb ganz gut, dass Liang Qiu nicht als Tourist kommt, denn viel Zeit hat der junge Mann aus Frickenhausen, der an der Universität Hohenheim im vierten Semester Wirtschaftswissenschaften studiert, ohnehin nicht.

272 Wettbewerbe in 21 Sportarten

Der 20-Jährige ist Tischtennisspieler und Teil der deutschen Delegation bei der 28. Sommer-Universiade, den Weltspielen der Studenten, die vom 3. bis 14. Juli in der sechstgrößten südkoreanischen Stadt ausgetragen werden und insgesamt 272 Wettbewerbe in 21 Sportarten im Programm haben.

„Es wäre schön, wenn mir ein wenig Zeit bliebe, beim Tennis vorbeizuschauen, weil ich die Sportart sehr mag, aber ansonsten werde ich mich weitgehend auf meine eigenen Wettbewerbe konzentrieren müssen, da bleibt nicht viel Zeit, die Umgebung kennenzulernen“, sagt Liang Qiu.

Das ganz große Ziel, auf das sich der gebürtige Nürtinger mit den chinesischen Wurzeln und seine beiden Mannschaftskollegen Alexander Flemming und Ruwen Filus fokussieren wollen, ist ein Medaillengewinn im Mannschaftswettbewerb. 2007 und 2009 hatten die Vertretungen des Akademischen deutschen Hochschulverbands (ADH) jeweils Bronze in dieser Disziplin gewonnen, bei den vergangenen beiden Universiaden waren die ADH-Teams dann leer ausgegangen.

2012 deutscher Jugendmeister geworden

„Der haushohe Favorit ist China, und auch die Japaner dürften sehr stark sein. Der dritte Platz ist aber nicht unrealistisch, wir versuchen unser Bestes“, sagt Liang Qiu, der mit seinen Mitstreitern am Montag, 6. Juli, zum ersten Mal im 1200 Zuschauer fassenden Jangseong-Honggildong-Gymnasium an die Platten muss. Dass die Aussichten für einen Medaillengewinn der deutschen Herren-Mannschaft diesmal wieder gut stehen, liegt auch daran, dass anders als 2013 in Ruwen Filus (TTC Fulda-Maberzell) die aktuelle Nummer 35 der Weltrangliste bei den Männern und in Liang Qiu ein weiterer Bundesligaspieler an den Start geht, der schon internationale Meriten abseits des Universitäts-Sports gesammelt hat.

Groß geworden ist der junge Schwabe, der 2012 deutscher Jugendmeister wurde, beim TTC Frickenhausen, den sein Vater Jianxin 2006 und 2007 als Trainer zum deutschen Meistertitel und zum Europapokalsieg (2006) führte. In der vergangenen Saison durfte Liang dann parallel zum Studium an der Uni Hohenheim auch selbst erstmals in der höchsten deutschen Spielklasse ran und gewann dabei in der Rückrunde unter anderem gegen den dreimaligen Mannschafts-Vize-Weltmeister Christian Süß, die ehemalige Nummer 17 der Weltrangliste.

Mindestens ein Jahr Fernstudium

„Ich war sehr zufrieden mit den vergangenen Monaten, deshalb ist das, was dann anschließend passiert ist, umso bedauerlicher, es kommt für den Stand meiner Karriere zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt“, sagt Liang Qiu, dessen Heimatclub sich nach dem Ende der Saison aus finanziellen Gründen aus der ersten Bundesliga zurückgezogen hat.

Um weiter auf höchstem Niveau national spielen zu können, hat Qiu deshalb für die nächste Saison beim sechsmaligen deutschen Meister TTC Zugbrücke Grenzau unterschrieben und wird nach der Rückkehr aus Südkorea auch in den Westerwald umsiedeln. Die Wirtschaftswissenschaften auf den Fildern werden deshalb für mindestens ein Jahr zum Fernstudium. Zunächst einmal gilt die ganze Konzentration jetzt aber der Universiade, bei der Liang Qiu auch noch im Einzel starten wird – dort aber mit wesentlich geringeren Aussichten auf eine vordere Platzierung als im Mannschaftswettbewerb.