ui-Sprecherin und Griechenland-Expertin Anja Braun rät Urlaubern, sich von den Spekulationen über eine Rückkehr zur Drachme nicht beunruhigen zu lassen. Foto: Fotolia

Griechenland-Expertin sagt, wie sich Touristen auf ihre Reise nach Hellas vorbereiten können.

Stuttgart/Hannover - Am 17. Juni findet in Griechenland nach der gescheiterten Regierungsbildung die zweite Parlamentswahl innerhalb von sechs Wochen statt. Sie dürfte über den Verbleib des Landes in der Euro-Zone entscheiden. Auch die Reiseveranstalter wie die Tui, Europas größtes Touristikunternehmen, blicken gespannt auf den Wahlausgang. Tui-Sprecherin und Griechenland-Expertin Anja Braun rät Urlaubern, sich von den Spekulationen über eine Rückkehr zur Drachme nicht beunruhigen zu lassen.

Frau Braun, am 17. Juni wählt Griechenland mit ungewissem Ausgang. Fürchten Sie gravierende Auswirkungen für den Tourismus?
Was immer nach dem 17. Juni geschehen wird – Euro-Zone ja oder nein –, aus Kundenperspektive ändert sich erst mal gar nichts. Der Urlauber hat einen Vertrag mit der Tui als Großveranstalter. Die Urlaubsangebote sind  von  der  Tui  eingekauft, die  Preise kalkuliert, die Kataloge auf dem Markt. Euro oder Drachme, hin oder her – der Kunde ist bei uns auf der sicheren Seite.

Und was raten Sie den Urlaubern, die auf dem griechischen Festland oder einer Insel ihre Ferien verbringen wollen?
Wenn es nach dem 17. Juni – aber das sind nur hypothetische Planspiele – zu einem Ausstieg aus der Euro-Zone kommen sollte und die Drachme wieder eingeführt würde, bleibt für die Sommersaison alles beim Alten. Bei Währungsumstellungen vom Euro auf die Drachme kann es vorübergehend zu einer Geldknappheit kommen. Deshalb raten wir Touristen, in diesem konkreten Fall, mehr Bargeld mitzunehmen.

Müssen die Urlauber auch Sorge haben, dass es kurzfristig zu Engpässen bei der Versorgung mit Lebensmitteln oder Benzin kommt?
Wir haben aus heutiger Sicht keinerlei Anzeichen dafür, dass es in irgendeiner Hinsicht zu Verknappungen kommen könnte oder sich die Urlauber Sorgen machen müssten. Sie haben ein Rundum-sorglos-Paket bei uns gebucht.

Sind die Buchungen zurückgegangen?
Ja. Und zwar gehen sie immer dann zurück, wenn in den Medien über das Thema berichtet wird. Seit November vergangenen Jahres wird die Sommersaison in Griechenland gebucht. Die Diskussion rund um die Finanzkrise hat dazu geführt, dass Griechenland einen schwachen Buchungsstart mit einem Minus von 30 Prozent hatte. Dann war das Thema ein Stück weit aus den Medien raus. Seit März hat sich eine deutliche Erholung der Buchungszahlen eingestellt.

Wie hat Ihr Unternehmen auf diesen Einbruch reagiert?
Die Reisepreise wurden um zehn Prozent gesenkt. Auch die Griechen selbst haben viel getan: Sie haben investiert und Hotels über den Winter erneuert, die Preise in Restaurants und die Nebenkosten sind gesunken. Griechenland-Urlaube sind deutlich preiswerter als in den letzten Jahren. Das Bild von Griechenland ist geprägt von einigen Demonstrationen in Athen. Doch da spielt nicht die touristische Musik; sie spielt auf Kreta, Rhodos, Korfu, Kos oder auf dem West-Peloponnes.

Muss der Urlauber auf gereizte Gastgeber und Ressentiments gefasst sein?
Die Griechen rollen deutschen Urlaubern den roten Teppich aus. Der Service ist noch besser, man bemüht sich extrem. In den Urlaubsregionen ist von Ressentiments nichts zu spüren. Die Hoteliers und alle, die vom Tourismus im Lande abhängig sind, empfangen deutsche Urlaubsgäste mit offenen Armen. Immerhin macht der Tourismus rund 20 Prozent des griechischen Bruttoinlandsprodukts aus.

Griechenland ohne Euro – würde das künftige unbeschwerte Urlaubsreisen erschweren?
Auch ohne Euro bleibt Griechenland ein attraktives Urlaubsziel. Mittelfristig müssten die Veranstalter wie Tui mit den Hoteliers zwar neue Verträge aushandeln. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass der Euro auch nach einer Wiedereinführung der Drachme das Fundament der touristischen Zusammenarbeit wäre, um Wechselkursrisiken zu minieren.