Die kleine Zwergfledermaus verursacht zurzeit große Aufregung in vielen Wohnstuben. Foto: dpa

Beim Naturschutzbund Nabu melden sich zurzeit viele Stuttgarter: Sie haben große Probleme, kleine Tiere wieder aus der Wohnung zu scheuchen.

Stuttgart - Mit improvisierter Schutzkleidung haben der Stuttgarter Peter Meuer und seine Mitbewohnerin sich neulich einer Schar von 20 Fledermäusen entgegengestellt: „Wäschekorb auf dem Kopf, Kapuzenpulli und Sonnenbrille“, so beschreibt der 36-jährige Redakteur, wie sie sich in ihrer WG im Stuttgarter Westen vor den kleinen Tieren schützten. „Wir hatten im Zimmer gesessen und ein Computerspiel gezockt. Im Flur brannte Licht. Als wir rauskamen, schwirrten da die Fledermäuse rum“, berichtet Meuer von der Begegnung. Im ersten Moment hätten die Bewohner nicht gleich erkannt, was da im Flur flatterte: „Ich dachte erst, das seien Riesenmotten“, sagt Meuers Mitbewohnerin Justyna Koj.

Dracula sei Dank haben Fledermäuse ein ziemlich schlechtes Image. Daher stellt der Naturschutzbund (Nabu) zunächst mal eines klar: Die kleinen Flattermänner sind völlig harmlos. Dennoch versetzen sie zurzeit manch einen Stuttgarter in Panik, wenn sie sich in die Wohnung verfliegen: „Wir hatten schon Anrufer, die uns von bis zu 30 Tieren in ihren Räumen berichteten“, sagt Susanne Zhuber-Okrog vom Nabu Stuttgart. Das Phänomen ist bekannt: Im Spätsommer suchen die Tiere Schutz in behaglichen Wohnräumen. Sie hängen in den Gardinen, suchen Spalten, zum Beispiel in Bücherregalen zwischen verschieden großen Büchern, und verstecken sich hinter Bilderrahmen. Am Abend kommen sie, tagsüber bemerkt man sie oft gar nicht, weil sie lethargisch im Versteck hängen.

Tagsüber ist es draußen zu gefährlich für die müden Mäuse

Der Nabu rät, das Zimmer tagsüber geschlossen zu halten. Abends sollen die Wohnungsinhaber dann das Licht aus, das Fenster auf und die Zimmertür zumachen, damit die Tiere die Flatter machen und nach draußen zurückkehren. Da Fledermäuse sogenannte standorttreue Tiere sind, sei es ratsam, das Fenster an den kommenden Abenden geschlossen zu halten, damit sie nicht zurückkehren.

Die WG im Westen zog sich in das Zimmer zurück, in dem der Computer steht. Die Bewohner schauten im Internet nach, was man tun sollte. „Dann haben wir im Flur das Licht ausgeschaltet und das Fenster weit aufgemacht. Wusch, plötzlich sind sie rausgeflattert“, schildert der 36-Jährige. Zuvor hätten er und seine Mitbewohnerin aber im Schutz des Wäschekorbes sich die Zeit genommen, das Naturschauspiel zu betrachten. „Die kennen keine Angst, flatterten uns um den Kopf“, erzählt er.

Wenn die Tiere nicht freiwillig wegflattern, soll man sie vorsichtig ganz umgreifen, um sie nicht zu verletzen. Wichtig ist, die Fledermäuse nicht tagsüber freizulassen: Dann sind sie träge und eine leichte Beute ihre Feinde.

Die kleinen Fledermäuse, die hierzulande leben, heißen Zwergfledermäuse. Höchstens aus Angst würden sie beißen – davor könne man sich mit Handschuhen schützen, sagt Susanne Zhuber Okrog vom Nabu. Wer es nicht schafft, die Tiere wieder ins Freie zu jagen, kann sich auch unter der Telefonnummer 07 11/2 16-91 900 an den Tiernotdienst der Stadt wenden, sagt der Pressesprecher Martin Thronberens. „Die Kollegen hatten an den kühlen Abenden schon mehrere Einsätze“, sagt er. Der Notdienst fange die Tiere mit Keschern ein.