Eichhörnchen „Gulliver“ steckte in einem Gullideckel fest. Foto: Tierrettung München

Erst Olivio, jetzt Gulliver: die Tierrettung München hat schon wieder ein Eichhörnchen entdeckt, das sich in einem Gullideckel in eine missliche Lage manövriert hatte.

Stuttgart - Wieder hat sich ein Eichhörnchen in München in eine missliche Lage manövriert: Passanten entdeckten am Donnerstag in der Semperstraße ein Eichhörnchen, das in einem Loch eines Gullideckels steckte. Für „Gulliver“, wie das Tierchen genannt wurde, ging es weder vor noch zurück. Dank der Tierrettung München hat diese Geschichte allerdings ein Happy End.

Gullivers Retter heißt Patrick Wagmeister und ist der leitende Tierarzt der Tierrettung München. Er befreite den kleinen Kerl aus seiner misslichen Lage. „Ein Mann und seine Tochter hatten das Eichhörnchen in der Semperstraße entdeckt und die Tierrettung alarmiert“, berichtet Wagmeister. Gullivers Gullideckel befand sich ihm zufolge an einer durchaus gefährlichen Stelle, nämlich direkt neben parkenden Autos. „Es hätte durchaus ein Auto darüber fahren können.“ Zum Glück für Gulliver, der seinen Namen übrigens den Helfern der Tierrettung verdankt, kümmerten sich die beiden Finder aber auch darum, den Verkehr vom Deckel fernzuhalten.

Der Fall erinnert an das Eichhörnchen Olivio

Gulliver war zu diesem Zeitpunkt bereits sehr geschwächt, aber unverletzt, so Wagmeister. Die Befreiungsaktion selbst dauerte dann nur wenige Minuten. Wagmeister schmierte das Hinterteil des Eichhörnchens mit einem Gleitmittel ein, das beispielsweise auch bei Entbindungen zum Einsatz kommt. Durch Hin- und Her-Bewegungen gelang es ihm, das Eichhörnchen aus dem Loch des Deckels zu ziehen. Nach der Erstversorgung wurde Gulliver in die Eichhörnchenauffangstation von Sabine Gallenberger gebracht. Dort wurde er gebadet und konnte sich von all der Aufregung erholen. „Mittlerweile frisst er wieder und flitzt rum“, sagte Wagmeister. Nach einer Zwischenstation in einer Voliere am Waldrand soll Gulliver später wieder ausgewildert werden.

Dieser Fall erinnert stark an die Rettung des Eichhörnchens Olivio, das im vergangenen Dezember ebenfalls in München in einem Gullideckel festgesteckt hatte. Nachdem Olivio den Winter in einer Voliere verbringen durfte, soll auch er demnächst in die freie Wildbahn zurückkehren. Dass sich gleich zwei Fälle dieser Art in München innerhalb weniger Monate ereigneten, verblüfft den Tierarzt. „Es muss Zufall sein, dass sich das hier jetzt so häuft.“

Wie Passanten helfen können

Auch der Grund, wieso Eichhörnchen durch die Löcher eines Gullideckels zu klettern versuchen, bleibt ein Rätsel. Wagmeisters Theorie: „Ich denke, dass die Tiere etwa bei Bauarbeiten durch einen offenen Kanaldeckel in die Kanalisation gelangen und dort herumlaufen. Wenn sie dann Licht durch die Löcher eines Kanaldeckels scheinen sehen, klettern sie hoch und versuchen, sich dadurch ins Freie zu ziehen.“ Dabei blieben sie dann allerdings stecken.

Wagmeister rät Passanten, die ein Eichhörnchen in einer solch misslichen Lage entdecken, von einem eigenen Rettungsversuch ab. Denn auch wenn es einfach aussehe, das Tier aus dem Loch zu ziehen: „Sie flutschen dort nicht einfach heraus. Man muss sie vorsichtig, aber mit Nachdruck herausziehen und aufpassen, dass man die Tiere dabei nicht verletzt.“ Auch würden die Nager in Panik ihre eigentlich wohlmeinenden Retter beißen – das richtige Equipment wie Handschuhe sei deshalb Pflicht. Besser sei es, wenn die Finder ein Handtuch über das Tier decken würden, damit es sich beruhige - „viele Wildtiere fühlen sich im Dunkeln geborgen“ – um dann die Feuerwehr oder die Tierrettung zu alarmieren.