Der vier Wochen alte Kater Mino wurde von Tierhassern mit Klebstoff übergossen. Foto: Tierheim Köln Zollstock

Fast wäre ein vier Wochen alte Kater gestorben, weil Unbekannte ihn mit Kleber übergossen hatten. Solche schweren Fälle von Tierquälerei seien glücklicherweise selten, sagt die Landestierschutzbeauftragte.

Köln/Stuttgart - Ein Fall von unvorstellbarer Gefühllosigkeit, Brutalität und Sadismus schockt die Netzgemeinde. In Köln ist ein vier Wochen altes Katzenbaby auf brutale Weise misshandelt worden. Ein Unbekannter hatte den schwarz-weißen Kater am ganzen Körper mit Kleber überzogen. Die vorderen Tatzen hatte er an den Wangen des Tieres festgeklebt. Die Haut war so überzogen, dass die Katze kaum noch atmen konnte. „Ein solches Ausmaß an Tierquälerei hat selbst erfahrene Tierpfleger zutiefst geschockt und betroffen“, sagt eine Mitarbeiterin des Tierheims in Köln-Zollstock, wo „Mino“ – so der Name, dem das Häufchen Elend gegeben wurde – derzeit behandelt und betreut wird.

Kater „Mino“ wird überleben

„Mit viel Öl und Babyshampoo ließ sich unter einer leichten Narkose schließlich das Fell weitestgehend vom Kleber befreien. Zudem wurde das völlig verängstigte Kätzchen geschoren, wo es möglich war. Mino wurde zur Beobachtung von einer fürsorglichen Tierpflegerin mit nach Hause genommen, da insbesondere die im Kleber enthaltenen Gifte dem kleinen Körper auch im Nachhinein noch Schaden zufügen könnten.“ Das Kölner Tierheim hat Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Ein solches Ausmaß an Tierquälerei dürfe nicht ohne Konsequenzen für den Täter bleiben.

Landestierschutz-Beauftragte ist schockiert

Auch die baden-württembergische Landesbeauftragte für Tierschutz, Cornelie Jäger, ist fassungslos, als sie von dem grausigen Fall erfährt. „Solche sadistisch motivierten Tierschutzfälle gibt es glücklicherweise selten. Die Fälle, in denen es die Tierärzte und Tierschützer mit kompletter Überforderung, Realitätsverlust oder mangelnder Sachkunde bei Tierhaltern zu tun haben, sind viel, viel häufiger.“

Statistisch erfasst würden allerdings nur die Fälle, die den Veterinärbehörden, der Polizei oder den Staatsanwaltschaften zur Kenntnis gelangten. Deshalb sei es auch schwierig quantitative Aussagen über die Häufigkeit und Schwere solcher Fälle zu machen. „Ich bin zum Glück ganz selten mit solchen schlimmen Fällen konfrontiert. Man kann nur hoffen, dass dies nicht die Spitze des Eisberges ist. Eine solche Tierquälerei hat etwas mit einer sadistischen und böswilligen Neigung zu tun, hinter der vermutlich pathologische Gründe stehen.“

Landestierschutzbund kennt einige solcher Fälle

Martina Klausmann vom Landestierschutzbund kennt einige solcher Fälle: „Giftköder und Fangfallen auslegen, mit Luftgewehren auf Tiere schießen, Pferde auf der Koppel schänden. Das sind Delikte, die immer wieder vorkommen. Oder Jugendliche, die einen Igel anzünden und mit ihm Fußball oder eine Ente massakrieren. Wasservögel werden immer wieder Opfer von Tierquälern.“ Da die Veterinärämter keine Statistiken führen würden, gäbe es auch keine Zahlen, wie oft Tierquälerei vorkommt. „Es wird Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Inwieweit das aufgeklärt werden kann, ist fraglich. Jugendliche fallen unter das Jugendstrafrecht. Die kommen mit einer Ermahnung und Sozialstunden davon.“

Tierquälerei ist strafbar

Man kann es gar nicht oft genug sagen: Tierquälerei ist strafbar. Es drohe nicht nur ein Bußgeld, so Cornelie Jäger, sondern eine „richtige strafrechtliche Verurteilung. Damit ist man vorbestraft“.

In Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes heißt es:

„Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer 1. ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder 2. einem Wirbeltier a) aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden oder b) länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt.“

Andere Fälle von Tierquälerei

Im vergangenen Dezember war ein ähnlicher Fall aus Österreich bekannt geworden. Unbekannte Tierhasser hatten in der niederösterreichischen Gemeinde Purgstall zwei Katzen mit einer klebrig-zähen, nicht abwaschbaren Flüssigkeit übergossen. Die Katzen leiden nach Angaben des zuständigen Veterinärsamtes bis heute unter den Folgen der Attacke.

Auch in Baden-Württemberg werden immer wieder Fälle unfassbarer Tierquälerei publik: Anfang April hatten Unbekannte in der Nähe von Sinzheim im Kreis Rastatt 17 Erdkröten verbrannt. Die Polizei ermittelt wegen schwerer Tierquälerei.

Bei Calw versenken Unbekannte drei Hunde in einem Bach.

Vor wenigen Tagen erst wurde bei Vöhringen eine Hündin von einem Unbekannten in einen Glascontainer geworfen. Dem Tier hatte man eine Socke über den Kopf gezogen und anschließend in eine Stofftasche gesteckt. Passanten hörten das Winseln des Tieres und brachten es in eine Tierklinik.