In den Sommermonaten landen nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes deutlich mehr Hunde, Katzen und Kleintiere in deutschen Tierheimen als in anderen Jahreszeiten. Fast 70.000 Haustiere treffe es jährlich rund um den Haupturlaub. Auch das Tierheim Stuttgart stellt sich auf einen Ansturm ein. Foto: dpa

Endlich Urlaub! Doch wohin mit Hund, Katze, Maus? Viele Besitzer stellen sich diese Frage immer noch zu spät, beklagen Tierschützer. Fast 70.000 Haustiere landen jährlich rund um den Haupturlaub im Tierheim - nicht nur das Tierheim Stuttgart ist überlaufen.

Stuttgart/Bonn - Urlaub buchen, Koffer packen, Haustier aussetzen - das ist in Deutschland immer wieder traurige Realität. In den Sommermonaten landen nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes deutlich mehr Hunde, Katzen und Kleintiere in deutschen Tierheimen als in anderen Jahreszeiten. Fast 70.000 Haustiere treffe es jährlich rund um den Haupturlaub - viele würden ausgesetzt. Tierheime sind überlaufen. „Die Aufnahmekapazitäten sind häufig zu Beginn der Ferienzeit bereits komplett ausgeschöpft“, sagt Marius Tünte, Sprecher des Deutschen Tierschutzbundes in Bonn.

65 Auffangstationen im Südwesten

Das ist auch in Baden-Württemberg so. „Bei Hunden liegt der Schwerpunkt in der Nähe von Transitstrecken wie Autobahnen“, sagt der Chef des Landestierschutzverbands, Herbert Lawo, in Karlsruhe. Größere Probleme habe es diesmal etwa in Tierheimen am Oberrhein gegeben. Exoten stellten die gut 65 Auffangstationen im Südwesten vor besondere Herausforderungen, weil die Tiere in der Haltung sehr anspruchsvoll und unterschiedlich seien. „Das bringt für die Tierheime oft räumliche Probleme mit sich.“

Genaue Zahlen zu den verstoßenen Tieren gibt es nicht. „Man sieht es ihnen oft nicht an, ob sie weggelaufen sind oder ausgesetzt wurden“, schildert Lawo das Problem. Nach einer Studie des Tierschutzbundes ist der „Sommer-Anstieg“ bei Hunden und Katzen besonders deutlich. Zunehmend treffe es aber auch Kleintiere, Vögel und Exoten. Meist hätten sich die Besitzer nicht richtig über die Haltungsbedingungen informiert und suchten bei Problemen den einfachen Ausweg - ohne Rücksicht auf Verluste. Dabei gebe es durchaus andere Möglichkeiten, wie etwa Tierpensionen.

Tierarzt-Notgroschen bei Tierkauf?

Baden-Württembergs Tierschutzbeauftragte Cornelie Jäger liebäugelt mit einem Tierarzt-Notgroschen, der auf den oftmals sehr niedrigen Tier-Kaufpreis aufgeschlagen werde könnte und den Tierheimen zu Gute kommen würde. Einzelne Geschäfte hätten Bereitschaft signalisiert, sich an einer solchen freiwilligen Aktion zu beteiligen. „Schon kleine Beträge könnten viel bringen.“ Als Tierschutzbeauftragte, die es sonst nur in wenigen anderen Bundesländern gibt, liegt ihr Fokus auf konzeptioneller Arbeit. „Noch wichtiger finde ich eigentlich einen Sachkundenachweis - eine Art Führerschein für Tiere.“

Den Fachhändlern sei es wichtig, ihre Kunden umfassend zu informieren und auf Probleme hinzuweisen, betont Antje Schreiber, Sprecherin des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe in Wiesbaden. „Aussetzen ist kein Kavaliersdelikt. So etwas macht man einfach nicht.“

Wenn die Tierhalter verantwortungsvoll seien, spreche auch nichts gegen die Haltung legaler Exoten wie Echsen und Schlangen. „Leicht zu halten ist ein Dackel auch nicht“, betont Schreiber. Aus Sicht des Verbandes sei es zu begrüßen, wenn Tiere teurer würden. „Das kann Sinn machen.“