Verschmust: Cocaia mit Mona und Batmann Foto: privat

Ein Welpe und zwei Kätzchen verschwinden aus einem Garten. Die Familie trauert, die Polizei ermittelt. Aber vielleicht hat die Tiere auch jemand mitgenommen, der es gut mit ihnen meinte?

Kornwestheim - Dass etwas nicht stimmt, hat Driss Mahboub gleich gemerkt, als er an jenem Samstagmorgen bei seinem Schrebergarten ankam. Normalerweise empfängt Cocaia ihn immer am Zaun. Mit einem Bellen, das ihm große Freude signalisiert. Und mit dem Schwanz wedelnd – als könnte sie es kaum erwarten, endlich mit der Gartenarbeit zu beginnen. Doch an diesem Samstag begrüßt der junge Schäferhund sein Herrchen nicht. Cocaia ist nicht zu finden, und auch von den zwei Kätzchen Mona und Batman gibt es keine Spur.

Der Hund sollte sich an Draußen gewöhnen

Zehn Tage ist es inzwischen her, dass die drei Tiere verschwunden sind. Bei der Familie Mahboub, zu der außer Vater Driss und Mutter Fatima die Kinder Ahmed, Hind, Yassin, Foüad und Khalid gehören, fließen noch immer viele Tränen. Und das Grübeln will nicht aufhören: Wer macht so was? Wer klaut drei junge Tiere?

Cocaia, drei Monate alt, und die Katzen, jeweils vier Monate alt, hatten bereits mehrere Wochenenden im Schrebergarten verbracht. Familie Mahboub wollte den Hund nach und nach an seinen späteren Aufenthalt im Freien gewöhnen. Die Wohnung im Kornwestheimer Mehrfamilienhaus wäre zu eng, wenn aus dem kleinen Schäferhund erst mal ein großer geworden ist. Und weil Cocaia so sehr an den Kätzchen hängt, berichten die Mahboubs, haben sie eben alle drei übers Wochenende auf dem Stückle gelassen. Wie gesagt: Bis vor zehn Tagen war nie was passiert. Und die fünf Hühner, die ständig auf dem Grundstück wohnen, gackern ja auch noch munter.

Der Fall liegt noch nicht bei den Akten

Der Garten, in dem die Mahboubs diesen Sommer Tomaten und Paprika geerntet haben, sich an Erdbeeren und Sonnenblumen gefreut haben, liegt weit außerhalb der Stadt. Zufällig kommt man dort eher nicht vorbei. Und wer nicht weiß, dass dort ab und zu auch ein Hund und zwei Katzen übernachten, kann sie gar nicht finden, wenn sie auf der ausrangierten Couch in einem der hölzernen Verschläge dösen. Hat der Tierdieb etwa den Garten gezielt ausgespäht? Kennen die Mahboubs ihn womöglich? Die Polizei hat noch keine Spur. Bei den Akten liegt der Fall aber auch noch nicht. „Er ist noch nicht ausermittelt“, sagt der Pressesprecher Peter Widenhorn.

In Koblenz ist vor wenigen Wochen ein Kaninchen, samt Trinkflasche und Fressnapf, aus seinem Stall gestohlen worden. Bei Stade verschwanden im Februar 15 Milchkühle von ihrem Hof. In Freiburg wurden im Frühjahr zwei neugeborene Ziegen vermisst gemeldet. Und nach der Schätzung des Vereins Tasso verschwinden pro Jahr mehr als 300 000 Hunde und Katzen. Seit 1988 gibt es sogar den Gedenktag des Haustierdiebstahls.

Wobei die hiesige Polizei auch nicht ausschließt, dass die Tiere jemand mitgenommen hat, der es gut mit ihnen meinte. Tiere haben in einem Schrebergarten nichts verloren, sagt nämlich Ursula Gericke, die Leiterin des Ludwigsburger Tierheims. „Und ein Welpe schon gar nicht!“ Hunde und Katzen seien soziale Wesen, die könne man nicht einfach alleine lassen. Wer keinen Platz für einen Hund hat, sagt Ursula Gericke, sollte auch keinen halten.

Die Familie hofft weiter

Als Cocaia zu Mahboubs kam, war sie gerade Mal drei Wochen alt. Ihre Mutter war gestorben, der Besitzer, so erzählt es Vater Driss, suchte verzweifelt eine neue Heimat für die Hundebabys. So kam Cocaia nach Kornwestheim, wo Mahboubs sie mit der Flasche fütterten. Driss Mahboub hat ein Video davon auf seinem Handy. Er schaut es oft an. „Cocaia gehört zur Familie“, sagt der Familienvater. Um seinen Schrebergarten hat er inzwischen eine Plane gezogen, so dass das Grundstück nicht mehr einsehbar ist. Und die Hundehütte, mit deren Bau er schon begonnen hatte, will er auf jeden Fall zu Ende bauen. „Wir hoffen weiter!“