Beim Landeswettbewerb treten regionale Jugendgruppen des Technischen Hilfswerks aus Baden-Württemberg Foto: Frank Hess

Gelbe Helme, blaue Sicherheitswesten, leuchtende Regenjacken: So ausgerüstet arbeiten die Kinder und Jugendlichen Hand in Hand, um Menschen zu retten. An diesem Samstag messen die besten Nachwuchsgruppen des Technischen Hilfswerks (THW) in Backnang ihre Kräfte.

Backnang - Holzbalken werden zusammen geschnürt, ein Sicherheitsgerüst aufgebaut und Wasser abgepumpt. Ein Sanitäter kümmert sich um das Opfer und redet ihm gut zu, die anderen lassen sich vom einsetzenden Regen nicht beirren und bauen eifrig weiter am Rettungsplan. Diese Szene könnte auch aus der Realität des Technischen Hilfswerks stammen, diente aber lediglich der Vorbereitung für den Landesjugendwettkampf, an dem die Jugendgruppe des THW Backnang teilnimmt. Aufgabe bei dem Wettbewerb ist es innerhalb von zwei Stunden in einem achtköpfigen Team ein Viadukt nachzubauen. Bei den zehn bis 17 Jahre alten Teilnehmer wird Teamwork ganz groß geschrieben. Das haben auch schon die kleinsten Mitglieder verinnerlicht: während die anderen Knoten üben und schrauben, basteln sie aus Styropor kleine THW-Fahrzeuge, die am Wettkampftag symbolisch durch das Viadukt schwimmen können. Der zwölfjährige Till-Jasper Meilender befestigt die obligatorischen blauen Lichter auf seinem Gefährt, die natürlich nicht fehlen dürfen.

„Bei Kinderkarussells gibt es immer ein Feuerwehrauto, aber nie ein THW-Fahrzeug“, gibt Wettkampf-Betreuerin Barbara Pfister schmunzelnd zu bedenken. Die Backnanger Gruppe kann sich dennoch nicht über Nachwuchsmangel beklagen. „Wir haben eine Warteliste eingeführt, weil der Ansturm so groß ist und können inzwischen auf eine große Mitgliedschaft an ehrenamtlichen Helfern blicken“, sagt Jugendleiter Thomas Schulze.

Das Thema Ehrenamt allgemein hat für Kinder und Jugendliche einen hohen Stellenwert, ist aber manchmal schwierig mit Schule oder Ausbildung zu vereinbaren. Erst vor einigen Wochen forderten die Teilnehmer des Jugendlandtags in Stuttgart in einem Positionspapier die stärkere Einbindung des ehrenamtlichen Engagements in die Schulzeit sowie mehr Fördermittel. In Baden-Württemberg liegt die Rate derjenigen, die sich ehrenamtlich engagieren in der Altersgruppe von sechs bis 19 Jahren bei 54 Prozent. Das Förderprogramm „Echt Gut“ des Landes dotiert Preisgelder in der Kategorie „Jugend fördern“ mit bis zu 4000 Euro für Einzelpersonen oder Gruppen.

Wie man Schule, Sport und Ehrenamt unter einen Hut bekommt, zeigt Fynn Schulze. Der 18-Jährige macht eine Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker und besucht neben seinen üblichen Tätigkeiten beim THW einen Jugendbetreuer-Lehrgang um bald mehr Verantwortung übernehmen zu können. „Mit der richtigen Planung geht alles“, sagt er, und widmet sich wieder seinen Sprösslingen, um die Wasserpumpe nahe der Übungsstätte zu installieren. Fynn sieht im THW die Chance neue Erfahrungen zu machen, neue Leute kennenzulernen und für potenzielle Auslandseinsätze. Dass seine Eltern die Leiter der Gruppe sind dürfte dem Engagement nicht schaden. Neben einer ausgeklügelten Organisation zählen auch Vorbilder als Motivationsquelle für Jugendliche ein Ehrenamt auszuüben.