Alles offen? CDU-Landeschef Thomas Strobl vor Beginn der Koalitionsverhandlungen Foto: dpa

Springt er oder springt er nicht? Angeblich will CDU-Parteichef Thomas Strobl Superminister für Inneres, Integration und Infrastruktur werden. Der wiegelt erst einmal ab.

Stuttgart - Seit Tagen wartet die Südwest-CDU auf ein Signal von Thomas Strobl. Kommt der CDU-Landeschef in die grün-schwarze Landesregierung oder bleibt er in Berlin? Wenige Stunden vor Beginn der Koalitionsverhandlungen am Mittwoch scheint die Antwort klar. Strobl sei bereit, nach Stuttgart zu gehen, um dort „ein Ministerium mit den Zuständigkeiten für Inneres, Integration und Infrastruktur“ zu übernehmen, meldet die Rheinische Post. Das habe er der Parteiführung in Berlin signalisiert, wisse man aus Unionskreisen.

In Stuttgart will sich der 56-Jährige zu der Meldung nicht äußern. Schon vorab ein Superministerium zu fordern – das kommt weder bei den Grünen gut an noch in den eigenen Reihen. Zwar drängen ihn am Mittwoch mehrere CDU-Bundestagsabgeordnete aus dem Südwesten, Verantwortung in der grün-schwarzen Regierung zu übernehmen. Strobl sei „im gesamten Landtagswahlkampf der Stabilitätsanker der Partei gewesen“, sagt Michael Hennrich, der Nürtinger Bundestagsabgeordnete der CDU. Er sei strategisch klug und verlässlich, deshalb könne seine Rolle in einer künftigen grün-schwarzen Koalition „ein wesentlicher Impuls für die Erneuerung der Südwest-CDU sein“. Das sei ein Weg, „den Schlingerkurs der Union vor der wahl zu beenden“.

Strobl: „Meine Konzentration gilt der Sache“

So sieht das auch der innenpolitische Experte der Landesgruppe Armin Schuster (Lörrach). In einer möglichen grün-schwarzen Koalition brauche die CDU eine Persönlichkeit, die sich „auf gleicher Flughöhe“ mit Ministerpräsident Kretschmann bewegen kann. „Das kann nur einer“, sagt Schuster unserer Zeitung und meint Strobl. Ein weiteres Argument führt die Stuttgarter Bundestagsabgeordnete Karin Maag zugunsten Strobls ins Feld. Wenn es zu der Koalition mit den Grünen komme, brauche die CDU eine Person, die das Projekt „mit Begeisterung vertreten kann“. Nur wenn die CDU die Koalition als Chance begreife, könne in der Partei eine Aufbruchstimmung entstehen. Strobl stehe dafür.

Anderen Parteifreunden hingegen wäre es allerdings lieber, er überließe die Ministerämter den Mitgliedern der Fraktion und bliebe in Berlin. Sollte Strobl tatsächlich Vize-Regierungschef werden, dann wäre das auch eine Vorentscheidung für die Spitzenkandidatur 2021, sagt einer aus der CDU. Das passt denen, die eher auf Seiten von CDU-Fraktionschef Guido Wolf stehen, überhaupt nicht.

„Meine Konzentration gilt der Sache“, wehrt Strobl wie schon seit Wochen Fragen zu seinen persönlichen Plänen ab. „Deshalb ist mein Credo der Satz von Erwin Teufel: erst das Land, dann die Partei, dann die Person.“

Die Grünen wurden von der Veröffentlichung überrascht. Die Idee für ein Superministerium „fällt nicht unter die Kategorie vernünftig“, heißt es in vorgelagerten Kreisen der Partei. „In der Politik soll man Fehler nicht wiederholen, sondern daraus lernen,“ so ein führender Grüner. Schon die SPD-Variante eines Superressorts aus Finanz- und Wirtschaftsministerium habe sich für den Ressortchef Nils Schmid nicht ausgezahlt. Für manche Grüne sind die Vorschläge „so wild“, dass sie sie gar nicht glauben wollen. Jedenfalls „ist unser Herzschlag nicht erhöht“, hieß es. „Über die Ressortzuschnitte werden wir am Ende reden.“