Thomas Hitzlsperger Foto: Getty Images/Bongarts

Wer glaubte, Thomas Hitzlspergers Outing sei der Beginn von mehr Normalität beim Thema Homosexualität im Fußball, dessen Hoffnungen wurden enttäuscht. Eine Sportwissenschaftlerin sieht ein Jahr später kaum Veränderungen.

Berlin - Sportwissenschaftlerin Tanja Walther-Ahrens sieht eine Jahr nach dem Coming-out von Thomas Hitzlsperger kaum Veränderungen im Fußball im Umgang mit dem Thema Homosexualität.

"Sein Schritt war nicht mal ein Startschüsschen, das müssen wir jetzt rückblickend sagen", sagte die ehemalige Bundesliga-Fußballerin der ARD-Recherche-Redaktion Sport. Der ehemalige Nationalspieler Hitzlsperger hatte Anfang 2014 als erster prominenter deutscher Fußball-Profi seine Homosexualität öffentlich gemacht und für Aufsehen gesorgt.

"Es ist ein Problem, dass es homosexuelle Spielerinnen und Spieler gibt, die sich nicht wohlfühlen und aufgrund ihrer Sexualität diskriminiert werden", stellte Tanja Walther-Ahrens fest. Die renommierte Wissenschaftlerin engagiert sich Jahren gegen Homophobie im Fußball, ist Delegierte der European Gay and Lesbian Sport Federation (EGLSF) und schrieb das Buch "Seitenwechsel".

Walther-Ahrens kritisierte die Reaktion der 36 Clubs der 1. und 2. Bundesliga der Männer auf eine schriftliche Anfrage der ARD-Recherche-Redaktion Sport zum Thema. Nur ein Viertel habe sich inhaltlich geäußert, darunter die Erstligisten FC Augsburg, Werder Bremen, Borussia Dortmund, Hannover 96, der 1. FC Köln und der SC Paderborn. "Das ist traurig und zeigt, dass sich eben doch relativ wenig bewegt", sagte Walther-Ahrens. "Kein anderes großes Unternehmen, und nichts anderes sind Profivereine mittlerweile, könnte sich sowas leisten."