Gemeinsam mit Daniela Wolf haben die Schüler sich verkleidet, geschminkt und posiert. Dabei haben sie gelernt, vor und hinter der Kamera zu stehen und genau zu beschreiben, welchen Gesichtsausdruck sie haben möchten. Foto: Daniela Wolf

Schüler haben sich gegenseitig porträtiert und dabei viel gelernt. Über andere und über sich selbst. Das Ergebnis ihrer Arbeit wird nun sozusagen als Ausstellung in der Ausstellung in der Stuttgarter Ifa-Galerie gezeigt.

S-Ost - Ein Lachen, ein Stirnrunzeln, ein verschämter Blick zur Seite. Unser Gesicht verrät oft, wer wir sind und was wir gerade denken. Daher sind auch Porträts etwas sehr Persönliches. Gerade Jugendliche stehen oft in einem schwierigen Verhältnis zu sich selbst. Umso mutiger ist es, dass sich die Klasse 7 und 8 der Bergerschule mit dem Thema Porträt auseinander gesetzt hat.

Die Schüler sollen in Kontakt mit Kultur kommen

Das Ergebnis ihrer Arbeit wird nun sozusagen als Ausstellung in der Ausstellung in der Stuttgarter Ifa-Galerie gezeigt. Bei der Vernissage am Donnerstag wurden die Bilder, Zeichnungen und Fotografien vorgestellt, welche die zwölf Förderschüler gemeinsam mit den Künstlerinnen Daniela Wolf und Barbara Karsch-Chaïeb in den vergangenen Wochen hergestellt haben. Möglich gemacht und geleitet hat das Projekt die Kulturagentin Johanna Niedermüller. Sie war im Rahmen des Modellprogramms Kulturagenten für kreative Schulen an die Bergerschule gekommen. Ziel des Programms ist es, dass die Schüler in Kontakt mit Kultur kommen, und zwar indem sie vor allem selbst mitgestalten dürfen. Die Schulleiterin der Förderschule, Nicola Witt, freut sich über die Unterstützung: Zwischen den Lehrern und Künstlern habe es „wunderbare Synergien“ gegeben. So hätten die Schüler nicht nur die pädagogische Sicht, sondern auch die künstlerische Herangehensweise gelernt.

Zuerst habe sie die Kinder immer blind zeichnen lassen, sagt Karsch-Chaïeb. Dabei konzentriert sich der Zeichner nur auf sein Gegenüber, das Papier darf er nicht anschauen. Das verlange von den Schülern, die Konzentration und den Kontakt zu halten. Simon Lutonda, 13 Jahre, fand seine Bilder nicht immer schön: „Manchmal waren die Zähne auf der Stirn.“ Er habe aber bei dem Projekt gelernt, nicht immer zu denken, „dass ich das nicht kann“, sondern sich inspirieren zu lassen.

„Manche unserer Schüler haben ein Pokerface“

Das Schwierige war oft nicht das Zeichnen selbst, sondern auch die Nähe auszuhalten, sagt Witt. Das Gesicht sei der Bereich, durch den der Mensch sich am meisten ausdrücke. „Und manche unserer Schüler haben ein Pokerface“, sagt sie. Vor allem beim Fotografieren sei aber Bewegung in die Gesichter gekommen, die Schüler hätten sich mehr getraut und die Bilder seien sehr ausdrucksstark geworden.

Zu Beginn habe oft das Vokabular gefehlt, um ein Gesicht zu beschreiben, sagt Wolf. Die Schüler sollten genau hinsehen und sich mit ihrer Mimik auseinandersetzen. Wenn beim Fotografieren die Worte nicht da waren, hätten die Schüler den gewünschten Ausdruck einfach vorgemacht.Wie sich die Schüler bei dem Projekt entwickelt haben, beschreibt Wolf so: „Viel war schon da, jetzt ist es auch ausdrückbar.“ Auch die Schüler waren bei der Vernissage zufrieden. „Zuerst dachte ich: Oh mein Gott! Aber dann fand ich es schon gut“, sagt Ilianna Vlachou, 13 Jahre.