Der Festplatz im Ortskern von Bonlanden bleibt als Standort in der Hinterhand. Foto: Sascha Schmierer

Eine geplante Unterkunft am Ortsrand von Harthausen wird wohl erst im Frühjahr bezugsreif. Die Stadt bietet ein Areal am Schinderbuckel als Standort an.

Filderstadt - Für das geplante Flüchtlingsheim an der Robert-Bosch-Straße in Harthausen liegt nach wie vor keine Baugenehmigung vor. Das hat der Filderstädter Baubürgermeister Reinhard Molt bei der Gemeinderatssitzung am Donnerstag bestätigt. Mit diesem Mangel ist auch die ursprünglich ins Auge gefasste Fertigstellung der Unterkunft bis zum Jahreswechsel vom Tisch. Nach dem mittlerweile überholten Plan des Kreises hätten im Dezember die ersten Flüchtlinge auf dem Areal am Ortsrand einziehen sollen.

Allerdings lässt Thomas Eberhard, im Landratsamt als Dezernent für Infrastruktur für die Suche nach Unterkünften verantwortlich, keinen Zweifel an der geplanten Belegung mit bis zu 100 Flüchtlingen. „Wir werden das realisieren, auch wenn sich die Fertigstellung voraussichtlich ins Frühjahr 2016 verschieben wird“, sagte er. Der von Anwohnern angedrohten Klage gegen die Nutzung sieht Eberhard gelassen entgegen: „Bisher hat der Kreis alle juristischen Verfahren gegen Asylheime gewonnen“, stellte er klar.

Das Baufenster wird überschritten

Problempunkt bei der Einrichtung ist, dass die Wohngebäude das erlaubte Baufenster um drei Meter überragen. Aktuell läuft die Anhörung der Nachbarn. Speckt der Landkreis bei der Höhe um ein Stockwerk ab, sinkt die Zahl der Plätze, die dort möglich sind. Auch die Betreuung leidet eventuell unter einer Reduzierung – weil ein Sozialarbeiter jeweils für 100 Asylbewerber zuständig ist, wäre der Ansprechpartner wohl nur noch halbtags vor Ort.

Nach einer bis Mittwoch gültigen Prognose muss es in Filderstadt bis Ende 2016 insgesamt 872 Plätze für die Erstunterbringung von Flüchtlingen geben. Selbst mit dem Heim in Harthausen kann die Stadt aber gerade mal 324 Plätze bieten. Mit einem Defizit von 548 Plätzen besteht gewaltiger Nachholbedarf. Allerdings gelten diese Zahlen schon wieder als veraltet – durch den unverminderten Zustrom an Flüchtlingen wird mittlerweile mit doppelt so vielen Menschen gerechnet, die kurzfristig ein Dach über dem Kopf brauchen.

Eine Prioritätenliste mit 73 Grundstücken

Die Stadt Filderstadt hat 73 denkbare Grundstücke in einer von den Stadträten einstimmig abgesegneten Prioritätenliste eingestuft – und bietet dem Kreis ein wegen Schräglage und fehlender Erschließung bisher als ungünstig bewertetes Areal am Schinderbuckel als Standort an. Ebenfalls im Gespräch ist eine Wiese am Rand des Gewerbegebiets Augenloch. Die von einem Privatbesitzer angebotene Fläche bietet 1600 Quadratmeter, der Standort am Schinderbuckel ist fast drei mal so groß.

In der Prioritätenliste weiter als idealer Standort eingestuft ist auch der Festplatz in Bonlanden, auf dem während des Balkankriegs in den 1990er-Jahren schon einmal Container standen. Stadträte sprachen sich im Technik-Ausschuss hinter verschlossener Türe allerdings so vehement gegen eine Nutzung aus, dass am Donnerstag vom Festplatz nicht mehr die Rede war. In Reichweite bleibt das Areal für die Aufstellung von Containern dennoch – falls sich andere Projekte zerschlagen oder noch mehr Flüchtlinge vor der Türe stehen.

Bau von Pultdach-Häusern freigegeben

Freigegeben hat der Gemeinderat auch drei Millionen Euro für den Bau von vier Pultdach-Häusern auf dem Bolzplatz an der La Souterrainer Straße. In dem vom Land mit 700 000 Euro geförderten Objekt sollen 53 Plätze für Menschen geschaffen werden, die nach Erhalt des Bleiberechts in Filderstadt auch eine Bleibe suchen.