Die Seminarleiterin (2.v.r.) und die Psychologin (ganz rechts) bilden einen Kontrast zu den sieben gescheiterten Managern – und teilen doch ein ähnliches Schicksal. Foto: Kratz

Lasst euch nicht zu sehr von Geld und Erfolg blenden – das ist die Botschaft von „Top Dogs“. Die Theatergruppe Hohenheim bringt das Stück derzeit auf die Bühne. Wer die Premiere verpasst hat, hat noch vier Termine zur Auswahl.

Hohenheim - Dieses Stück hat ihm und seiner Gruppe viel bedeutet. So formulierte es der Regisseur Jürgen von Bülow am Ende der zweistündigen Aufführung im Euroforum, der tosende Applaus ist mittlerweile verstummt. Die in „Top Dogs“ aufgeworfenen Fragen seien vor allem für Studierende interessant. Denn sie alle müssten irgendwann entscheiden, was sie nach ihrem Studium machen wollen. Urs Widmers Sozialsatire kann da als Warnung verstanden werden, sich nicht zu sehr von Geld und Erfolg blenden zu lassen.

Der Schock soll abgefedert werden

Das Stück wird auch als „Königsdrama der Wirtschaft“ bezeichnet. Widmer war lang in der Managerbranche tätig und schrieb „Top Dogs“ vor rund 20 Jahren zusammen mit einigen Schauspielern. Es geht um acht junge Manager, die ihren Job verloren haben. Sie alle finden sich in einem Outplacement-Seminar wieder. In der „New Challenge Company“ (NCC) soll der Schock, den sie wegen ihres Arbeitsplatzverlusts erlitten haben, abgefedert werden. Später zeigt sich, dass die Seminarleiterin selbst ein gescheiterter Top Dog ist. Top Dog ist ein Synonym für Spitzenmanager.

Das Stück beleuchte die Zerrissenheit, die Hilflosigkeit und die psychischen Defekte der Protagonisten, sagt Jürgen von Bülow. Er habe diese jedoch nicht als Versager abstempeln wollen. „Top Dogs“ zeige die Manager als Opfer eines Systems, das nur den Profit des Konzerns im Blick habe. „Ich möchte die menschliche Seite beleuchten“, sagt er. „Den Job zu verlieren, das ist eine Katastrophe. Ich habe Respekt vor diesen Einzelschicksalen. Man hofft, nie in eine solche Situation zu kommen.“

Behandelt wie einen Kriminellen

Der Markt brauche Monster, heißt es in dem Stück. Und: „Der Markt, das ist Krieg, Blut und Tränen.“ „So eine Entlassung ist demütigend“, sagt einer der Top-Manager. „Die haben mich behandelt wie einen Kriminellen“, berichtet ein anderer. „Es war wie eine Eisenstange voll ins Genick geschlagen.“ So kreist das ganze Stück um die Gefühle der neun Protagonisten.

Für die Inszenierung braucht es nicht viel. Die Kulisse ist minimalistisch. Sie besteht im Wesentlichen aus zwei Fotowänden, auf denen die Skyline New Yorks zu sehen ist, und acht Stühlen. Als Kostüme dienen acht Manageroutfits und ein weißer Kittel. Die acht Top Dogs und die Psychologin sind die ganze Zeit auf der Bühne. Letztere spielt jedoch nur eine Nebenrolle. Es gibt keine Effekte, keine laute Musik und kein Tamtam. Die Sozialsatire lebt allein von ihren Dialogen und Monologen. Die müssen umso ausdrucksvoller sein, soll das Publikum bei Laune gehalten werden.

Den Chef von der Klippe stoßen

Das gelang den neun Schauspielern bei ihrer Premiere am Samstag gut, dem einen oder anderen sogar noch ein bisschen besser. Die rund 200 Zuschauer litten mit den gescheiterten Managern, mussten schmunzeln, teils herzhaft lachen und waren doch manchmal auch schockiert von den drastischen Schilderungen. So zum Beispiel von der „Traumreise“, bei der eine Managerin gern eine Wanderung mit ihrem ehemaligen Chef unternehmen möchte – nur um ihn von der Klippe zu stoßen und um zu sehen, wie er auf dem Gletscher aufschlägt.

Top Dogs ist die 21. Produktion der Theatergruppe. Seit 2001 spielt diese unter Jürgen von Bülows Regie. Das Ensemble ist Teil der Unimusik- und Theaterabteilung der Uni Hohenheim. Über die Jahre standen mehr als 100 Studenten auf der Bühne. Die Theatergruppe ist schon mit mehreren Produktionen auf Tournee gegangen.

Termine für vier weitere Vorstellungen:

Weitere Vorstellungen sind am 18. Mai, 20. Mai, 1. Juni und 2. Juni jeweils von 20 Uhr an im Euroforum, Kirchnerstraße 3.