Bei „Robin Hood“ ist Muskelkraft gefragt: Männer, aber auch Jungs, kreuzen die Klingen. Nur das Kettenhemd ist aus gefärbter Paketschnur. Foto: Natalie Kanter

Die Freiluftsaison beginnt am Sonntag, 29. Mai: Das Theater unter den Kuppeln lockt mit drei unterschiedlichen Stücken nach Stetten.

Leinfelden-Echterdingen - Schwerter klirren. Männer und Jungs stöhnen. Die Kettenhemden sind zwar nur aus gefärbter Paketschnur gehäkelt, doch die Waffen, die sind echt und knapp zwei Kilo schwer. „Das gibt Muskelkater in den Unterarmen“, sagt Semjon Dolmetsch. Am Dienstagvormittag mimt er auf der Stettener Freilichtbühne den fiesen Sheriff von Nottingham – ausnahmsweise und nur für die Presse. Sonst führt er Regie in dem Kindertheaterstück „Robin Hood“, das am Sonntag im Theater unter den Kuppeln Premiere feiert. Und in dem es „Kinder schaffen, sich gegen die Erwachsenen zur Wehr zu setzen“, wie Dolmetsch erklärt.

Der Mann, der während seines Studiums eine Fortbildung in Sachen Bühnenkampf-Choreografie genossen hat, wollte seine dort gewonnenen Erkenntnisse auf die Bühne bringen. Deshalb gehören zu den Requisiten des Stücks nicht nur Schwerter, Schilder und Helme. Es wird auch mit Pfeil und Bogen geschossen. Bis zu 24 junge und alte Laien-Schauspieler treten gegeneinander an. Freilich so, dass nichts passiert. „Es sieht vor allem spektakulär aus“, sagt Peter Riesch, der Pressesprecher des Theaters. Der Regisseur spricht von einer kindgerechten Inszenierung.

Eine kindgerechte Inszenierung

Die Geschichte dahinter ist bekannt: Robin Hood lebt als Rächer der Unterdrückten mit seiner Bande im Wald. Er raubt den Reichen das Geld, um es den Armen zu schenken. Er und seine Männer versuchen, gegen die Schreckensherrschaft von Prinz John, der sich den Thron seines Bruders Richard angeeignet hat, vorzugehen und dem Sheriff von Nottingham das Handwerk zu legen.

Neben dem Dieb, der auf der Seite der Guten steht, turnt in diesem Sommer auch eine schräg-gruselige Familie über die Freilichtbühne des Stettener Theaters. Im September dann werden dort zudem noch mehrere Morde aufgeklärt. Drei Stücke, die nicht unterschiedlicher sein könnten, sollen in dieser Theatersaison die Massen an den Gräbleswiesenweg strömen lassen.

Foltern gehört zur Tagesordnung

Im Musical „Addams Family“ geht es um das „krasse Gegenstück zur normalen amerikanischen Durchschnittsfamilie“, sagt Joachim Riesch. „Die Familie liebt Blumen, allerdings nur dann, wenn sie keine Köpfe haben“, erklärt Sonja Müller. Foltern gehört zur Tagesordnung. Riesch und Müller führen bei dieser Komödie, die kein Kinderstück ist, gemeinsam Regie. „Wir haben schon Tränen gelacht beim Zuschauen“, sagt Riesch.

Cartoon-Zeichner Charles Samuel Addams hat die Mischung aus Vampiren und Zombies einst erfunden. Die Grufties sind durch Fernsehserien und Kinofilme zu Kultfiguren geworden. Sie leben in einem verfallenen Haus – mitten im New Yorker Central Park. Der Familienfriede gerät ins Wanken, als sich die Tochter in einen Jungen einer ganz normalen Familie verliebt. Die Ahnen sollen die junge Liebe retten.

Während bei „Robin Hood“ 120 und der „Addams Family“ 80 Leute mitwirken, treten bei dem Stück „Die Mausefalle“ von Agatha Christie von Anfang September an gerade einmal acht Schauspieler auf. Eine Doppelbesetzung der Rollen gibt es nicht. „Das ist eine große Herausforderung“, sagt Peter Löwy, der hier gemeinsam mit Andrea Werthwein Regie führt, „und ein Versuch, das Schauspiel auf der Stettener Freilichtbühne wieder zu etablieren.“

Wärmflaschen werden aufgefüllt

Die Mausefalle ist eines der weltweit meistaufgeführten Stücke. In einem Londoner Theater wird es seit 1952 acht Mal die Woche gezeigt. Nur in Amerika und Australien darf es nicht laufen. Es spielt in einer gerade eröffneten Pension. Dort versammeln sich acht unterschiedliche Charaktere. Nachdem ein Schneesturm die Pension von der Außenwelt abschneidet, erfährt man von einem Mord in London. Unerwartet trifft ein Sergeant ein, um zu ermitteln. Plötzlich gibt es auch hier eine Leiche, die Telefonleitung ist gekappt. „Jeder verdächtigt jeden. Jeder ist verdächtig“, sagt Andrea Werthwein. Am Schluss wird der Mörder auch gefunden, das Publikum aber aufgefordert, diesen nicht zu verraten.

Damit es den Zuschauern im Herbst nicht zu kalt unter der Stettener Freilichtkuppel wird, dürfen sie Wärmflaschen zur Aufführung mitbringen. Diese werden dann kostenlos aufgefüllt.

Die Sommersaison im Überblick

Kindertheater
Das Kinderstück „Robin Hood“ feiert am Sonntag, 29. Mai, Premiere und wird bis 14. August jeweils sonntags um 15 Uhr gezeigt. Der Eintritt kostet 8 Euro beziehungsweise 10 Euro. Das Stück ist geeignet für Kinder, die fünf Jahre und älter sind. Die Regie haben Evelyn Brenner und Semjon E. Dolmetsch.

Musical
Das Musical „Die Addams Family“ ist auf der Stettener Freilichtbühne zwischen dem 11. Juni und dem 13. August zu sehen. Und zwar meist samstags, aber auch freitags, von 20.30 Uhr an. Karten kosten 13, 17 oder 19 Euro. Das Stück ist ab 12 Jahren geeignet. Regie haben Sonja Müller und Joachim Riesch.

Schauspiel
„Die Mausefalle“ wird am 3. September in Stetten zum ersten Mal aufgeführt und läuft bis zum 24. September. Das Stück ist freitags und samstags von 19.30 Uhr an zu sehen. Karten kosten 15 Euro. Altersempfehlung: Ab 12 Jahren. Die Regie teilen sich Andrea Werthwein und Peter Löwy.

Kontakt
Das Theater unter den Kuppeln in Stetten ist unter Telefon 79 51 11 zu erreichen.