Das Stück „Die märchenhafte Rückkehr des King Al „Fizz“ Preschle“ erzählt von einem alten Entertainer, der noch einmal zur Hochform aufläuft. Foto: Achim Zweygarth

Von heute an ist die Theatergruppe Die Rapsoden im Theater Rampe zu Gast. Behinderte und nicht behinderte Menschen stehen gemeinsam auf der Bühne und erzählen eine Geschichte von starken Menschen.

S-Mitte/S-Süd - Knapp vier Monate intensive Probenarbeit liegen hinter den Akteuren der Theatergruppe Die Rapsoden, wenn das Stück „Die märchenhafte Rückkehr des King Al ,Fizz‘ Preschle“ heute von 20 Uhr an im Theater Rampe Premiere feiert. Drei Abende lang ist die skurrile Musikrevue bis einschließlich Freitag zu sehen, bei der Menschen mit und ohne Behinderung einmal mehr ihre Begeisterung für das Theaterspiel ausleben. „Wir haben das Stück und all die Dialoge zu großen Teilen gemeinschaftlich entwickelt“, sagt Axel Clesle, der die Rahmenhandlung des Stücks geschrieben und mit den Darstellern und Musikern – darunter der Gitarrist Wolfgang Schmid und der aufstrebende Mannheimer Nachwuchsmusiker Luis Baltes – seit November vergangenen Jahres zur Aufführungsreife gebracht hat. „Es war wieder ein tolle Zusammenarbeit mit allen Beteiligten“, konstatiert Clesle, der mit den Darstellern darauf hofft, dass jede der Aufführungen vor vollen Rängen stattfindet.

In neun Szenen erzählt das Stück, wie ein Jugendlicher ein Handicaptions-Festival zu organisieren versucht und dafür eine ganze Reihe von Mitwirkenden sucht – und findet. Bei der Suche nach den Mitstreitern, die alle mit ihren ganz individuellen Talenten das Festival bereichern sollen, stößt der Festivalmacher auch auf den in einem Altersheim lebenden Entertainer Al „Fizz“ Preschle, dessen beste Tage längst vorbei zu sein scheinen. Herausgefordert von zwei jungen Rappern, die bei dem Festival die Hauptattraktion sein wollen, entwickelt der betagte Entertainer aber eine unerwartete Energie und dreht am Ende sogar so auf, dass die beiden Jungspunde blass aussehen. So wird Al „Fizz“ Preschle zum Star des Festivals und erlebt trotz einiger altersbedingter Handicaps, mit denen er inzwischen zu leben hat, einen zweiten Frühling.

Bereits Ideen für weitere Projekte im Theater Rampe

„Es ging mir darum aufzuzeigen, dass jeder Mensch besondere Stärken hat“, sagt Axel Clesle, der als einer der Macher des Vereins Kulturinitiative Bohnenviertel schon seit Jahren erfolgreich mit behinderten Menschen künstlerisch zusammenarbeitet. Die Tatsache, dass die Inszenierung in diesem Jahr im Theater Rampe und nicht wie in den Vorjahren im Theaterhaus zu erleben ist, ist laut Clesle keine Entscheidung gegen das Kulturhaus auf dem Pragsattel gewesen. „Wir haben hier aber eine neue Chance erhalten und können als Gruppe möglicherweise langfristig ins Haus integriert werden“, sagt Clesle. Gabriele Müller-Trimbusch, die Vorsitzende des Trägervereins, habe Die Rapsoden zur Nutzung der Spielstätte eingeladen, diese Option habe man gerne genutzt. Clesle hofft mit den Rapsoden darauf, dass die Kooperation nicht einmalig bleibt. „Erste Überlegungen für weitere Projekte gibt es schon“, sagt Clesle.

Dass es in dem Stück um die Organisation eines Handicaptionsfestivals geht, wie es Clesle mit der Kulturinitiative Bohnenviertel jahrelang erfolgreich gemacht hat, habe sich als Rahmenhandlung angeboten, sagt Clesle. Er bedauert, dass das Festival in diesem Jahr mangels finanzieller Unterstützung abgesagt werden musste. Als politisches Statement im Wissen um die Situation sei das Stück aber nicht geschrieben worden, versichert der Kunstschaffende – „auch wenn man es vielleicht so sehen könnte“. Clesle ist froh, dass er sich wenigstens wegen der Finanzierung der Theaterproduktion keine Sorgen machen musste. Sie sei über den Landesverband freier Theater gefördert. Kurios dabei: die Förderung für das Projekt gelebter Inklusion wird nicht als Kunst unterstützt – „sondern als politische Bildung“.

Akteure wollen die Zuschauer erreichen

Den Akteuren aber ist es egal, woher die Mittel kommen, um das gemeinschaftliche Projekt von Menschen mit und ohne Handicaps zu stemmen. Wichtig ist ihnen nur eins. Sie wollen mit ihrem ausdrucksstarken und emotionalen Spiel die Zuschauer erreichen und nicht nur eine vergnügliche Geschichte erzählen. „Jeder spielt hier in gewisser Weise sich selbst, mit seinen Stärken und Ticks“, sagt Clesle schmunzelnd. Er ist nicht zuletzt stolz darauf, dass mit Luis Baltes ein Vollprofi mit von der Partie ist, der extra für die Aufführungen eine Tournee unterbrochen hat. Bei der steht der Mannheimer Musiker sonst mit seiner Band als Anheizer vor den Söhnen Mannheims auf der Bühne.